Da beobachtet man den Countdown auf der Homepage monatelang sehnsüchtig, zählt Monate, Wochen, Tage und irgendwann dann auch mal Stunden bis es endlich wieder losgeht und “unsere 5. Jahreszeit” anbricht und so quälend langsam einem der Countdown übers Jahr oft erscheint, umso schneller scheint die Zeit dann am eigentlichen Festival zu vergehen. Uns geht das da nicht anders, auch in Bezug auf das 10-jährige Jubiläum, das wir dieses Jahr mit Euch gefeiert haben, ist die Zeit nur so an uns vorbeigeflogen. Nachdem wir 2006 erste Erfahrungen mit dem neuen Gelände sammeln konnten, wurde für dieses Jahr einiges optimiert und bis auf den Wolkenbruch am Donnerstag, der die Anreise an dem Tag ordentlich erschwert hat, ist unser Plan auch weitestgehend aufgegangen: es wurde weidlich gefeiert, sowohl mit den Bands als auch auf dem Campingplatz und das Feuerwerk war dann der perfekte Schlusspunkt! Auch das neue Partyzelt wurde mit offenen Armen aufgenommen und nachdem im letzten Jahr ja Bambi bei uns geboren wurde, war das natürlich auch dieses Jahr wieder dabei. Herrlich dass wieder neue Kuriositäten wie beispielsweise das Krautsurfen (einfach mal bei youtube.com suchen, falls Euch das jetzt nichts sagen sollte!) entstanden sind. Bei den Bands gabs natürlich wieder das gewohnte Bild von würdigen, oder zumindest heiß diskutierten Headlinern, handfeste Überraschungen in Form von eher unbekannten Bands, die nur wenige auf der Rechnung hatten und auch die ein oder andere Band, die leider nicht so überzeugt hat. Für 2008 wird schon wieder fleißig am Lineup und auch an der ein oder anderen Verbesserung gefeilt, viel Spaß beim Lesen, man sieht sich 2008!

16.00 (PZ) BRESCHDLENG

(Hardcore)Metal mit schwäbischen Texten, so was gibts tatsächlich! Die Überraschung war groß, dass sich Backnangs Finest tatsächlich für den Newcomer Stage Contest qualifiziert haben, sie rechtfertigten diese Wahl aber ab der ersten Minute mit einem furiosen Auftritt. Zahlreiche Fans waren angetreten um die Erdbeerrocker (für Nichtschwaben: der Bandname ist der regionale Ausdruck für Erdbeere) nach allen Regeln der Kunst abzufeiern. Und offensichtlich hat es auch vielen Zuschauern gefallen, die zum ersten Mal auf die Band trafen, denn der Applaus und das Geschrei wurden von Song zu Song frenetischer. Trotz der knappen Spielzeit von gerade mal 25 Minuten fand Fronter Wolf tatsächlich noch Zeit für seine charakteristischen Ansagen, Beispiel gefällig? „Drei Sachen: 1. Danke Summer Breeze!, 2. Heizung aus! Und 3. Lebenslänglich für Kinderficker!“ Um letzteres gings nämlich im folgenden Song „Schwarzer Mann“. Natürlich fehlten auch Hits wie „Seiferts Fritz“ oder „Psychedelic Rostbraten“ nicht, bei letzterem kam es dann tatsächlich zu „Roschdbrada“-Chören. Diese Show wird wohl für viele unvergesslich bleiben!

16.35 (PZ) UNBLEST

Bei Monty Python hätte es wohl geheißen „And Now For Something Completely Different!“, krasser Stilwechsel war angesagt, als die Vier von Unblest loslegten. Alles offensichtlich sehr gute Musiker und ein ebensolcher Sänger – kein Wunder auch bei drei Musikstudenten in der Band – gings bei ihnen meist wesentlich ruhiger zu (mit dem dritten Song „Dead Summer“ hatten sie sogar eine balladeske Nummer im Programm), auch wenn sie immer wieder mal heftigere Passagen einstreuten. Ihr Modern Rock wurde deutlich vom ausdrucksstarken Gesang von Julian Schmit getragen, der sich auch gut in der Frontmannrolle machte, Kontakt mit dem Publikum suchte und auch deutliche Worte fand, wenn das mal etwas behäbig reagierte. Drummer Timo Brouwers war schon vor dem Auftritt reichlich angespannt im Backstagebereich am Rumtigern, jonglierte kunstvoll mit seinen Sticks und zeigte sich auch beim Auftritt selbst sehr versiert. Trotz offensichtlicher Qualitäten war der Platz vor der Bühne leider nur sehr spärlich gefüllt. Vielleicht waren die Mönchengladbacher ja einfach die falsche Band fürs heutige Publikum…

17.10 (PZ) MIGHT OF LILITH

Die Fans der härteren Gangart hatten lange genug auf heftige Kost warten müssen und begrüßten die Stuttgarter Might Of Lilith umso euphorischer, als die mit dem atmosphärischen Intro “Prelude To Perdition” in ihr Set starteten. Bis auf Sänger Michael Introini standen die Musiker anfangs allesamt mit dem Rücken zum Publikum, bevor sie dann „Pandoras Box“ öffneten und die Black Metal-Fans ihnen in der Folge quasi aus der Hand fraßen. Es herrschte jedenfalls ordentlich Andrang im Partyzelt und die Band legte sich dementsprechend mächtig ins Zeug. Wer Haare hatte, schüttelte diese, besonders Sänger Michael und Bassist Robert bewegten sich auch viel und selbst die etwas im Bühnenhintergrund positionierte Keyboarderin Anna Leis gab sich ganz dem Sound hin, bangte hier und da, spielte aber auch viele Passagen mit geschlossenen Augen. Drummer Mats Kurth passte zwar rein optisch nicht so recht ins Gesamtbild, hielt das Ganze aber mit seinem präzisen Spiel zusammen und wirkte stellenweise schon fast maschinenlike. Unter tosendem Applaus und lautstarken Zugaberufen verabschiedete sich die Band schließlich.

17.45 (PZ) STITCH

Hier war von Anfang an zu sehen, dass die Band es wissen wollte. Die brannten förmlich und waren dank Sendersystemen an den Gitarren fast nonstop unterwegs auf der Bühne. Stilistisch und von der Intensität her wohl am ehesten mit Slipknot zu vergleichen, hüpften und moshten sie sich einen ab und peitschten das Publikum immer wieder auf und rissen mit jedem der fünf gespielten Songs mehr Leute mit. Was sich dann auch deutlich manifestierte indem es hier den ersten Circlepit des noch jungen Festivals gab. Es war kaum auszumachen, wer da im Endeffekt mehr schwitzte, das Publikum oder die Fünf auf der Bühne. Sänger Moe bediente trotz immensem Laufpensum nebenher auch noch geschickt mit seinen Füßen ein Effektpedal für seinen Gesang und Drummer Henne (sic!) sah irgendwie aus wie ein entfesselter Onkel Fester, bei dem man ständig Sorge haben musste, dass er das von der Backlinefirma gestellte Schlagzeug zu Klump schlägt, so heftig hat der auf die Kessel eingedroschen! Als krönenden Abschluss gabs „Fuck The Pain“ von ihrer aktuellen 3-Track-EP.

18.20 (PZ) KARMA.CONNECT

Erneut ein krasser Wechsel von energetischem „Auf die Fresse“-Sound zu modernen Rockklängen. Und man hätte wohl vermuten können, dass auch Karma.Connect mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben würden, wie Unblest vor ihnen, aber die drei Musiker um die charismatische Sängerin Carmen Rodriguez sahen dann doch deutlich mehr Sonne. Sah es anfänglich so aus, als ob nicht allzuviele der Zuschauer auf den modernen Rock-Crossoversound der Band einsteigen würden, so erarbeiteten die sich nach und nach mehr und mehr Gegenliebe. Ab dem Opener „Time Is My Enemy“ von ihrer gleichnamigen EP aus dem letzten Jahr ging es stetig bergauf, bis der Raum vor der Bühne ansehnlich bevölkert war und auch einiges an Reaktionen aus dem Publikum zurückkam. Carmens unnachahmlich offensive Art auf das Publikum ein- und zuzugehen (sie sprang teilweise in den Graben, suchte den direkten Kontakt und sang auf der Absperrung stehend ins Publikum) brach das Eis. Hier und da gabs sogar spanische Textpassagen und gesanglich wurde Carmen auch noch kompetent von Bassist Stefan Schoch unterstützt.

18.55 (PZ) LAST ONE DYING

Die Kölner Metalcore-Abrissbirne ging mit viel Selbstvertrauen als letzte im Reigen der Newcomerbands auf die Bühne. Kein Wunder, verbergen sich hinter den teilweise recht obskuren Pseudonymen auf ihrer Myspace-Seite doch erfahrene Mucker von Bands wie etwa Days In Grief oder auch Circle Of Grin. Schon rein optisch wirkte das in komplett schwarzer Garderobe wie aus einem Guss und auch spielerisch war die Band mehr als nur tight. Sänger Jan wechselte schlafwandlerisch souverän von kräftigen, derben Shouts zu glasklaren melodischen, streckenweise hymnischen Passagen und wurde dabei noch perfekt vom Drummer mit Backupvocals unterstützt. Beim Publikum rannten die Fünf mit ihrem angesagten Metalcore-Sound à la Killswitch Engage offene Türen ein und erreichten streckenweise annährend vergleichbare Resonanzen wie Stitch. Die Jungs waren so motiviert, dass sie wie wild auf der Bühne rumkreuzten und dabei wohl vergessen haben, dass sie ja alle Kabel hinter sich herzogen… Zitat von Sänger Jan: „Hier auf der Bühne ist jetzt erst Mal Heavy Metal-Gummitwist angesagt, aber dann geht das gleich weiter!“

20.00 (PZ) JUSTICE

Nach einer etwas längeren Umbaupause als zwischen den Newcomerbands am Nachmittag und frühen Abend, hieß es pünktlich zur besten Tagesschauzeit „And Justice For All!“. Judas Priests „Painkiller“ eröffnete den Tanz der Lokalmatadoren durch ihr vierstündiges Coverset (am Samstag sind sie ja dann auch auf der Hauptbühne zu sehen, dort dann allerdings ausschließlich mit Eigenkompositionen). Die erfahrenen Mucker hatten links und rechts vom Drumkit jeweils Symbole (den ersten und letzten Buchstaben ihres Logos) drapiert und profitierten von einer ausgeklügelten Lightshow mit ordentlich Stroboskopeinsatz. Coverbands werden von der Presse ja gerne mal als unkreative Dienstleister belächelt, die fünf Franken fallen, wenn überhaupt, nur teilweise in diese Kategorie. Denn einerseits haben sie mit u.a. Slayer, Pantera und Slipknot ein deutlich härteres Programm als ihre Kollegen und andererseits streuen sie bei ihren Auftritten auch immer wieder Eigenkompositionen ein. Nachdem vorher schon Sepulturas „Roots“ mit entsprechender Ansage präsentiert wurde, gabs mit einem Verweis auf die Donnerstags-Headliner Amon Amarth zum Abschluss einer vom Publikum vom ersten bis zum letzten Ton abgefeierten Show den Hammersong „Death In Fire“ der Viking Metal-Helden. Interessantes Detail am Rande: Justice spielen ansonsten durchaus noch länger, machen dabei aber dann auch regelmäßig Pausen um u.a. das während der Show getrunkene Bier wieder „abzulassen“, das wurde beim Nonstop-Breeze-Auftritt zumindest vom Bassisten kreativ gelöst!

00.30 (PZ) POWERWOLF

Mit “We Take It From The Living” startete die deutsch/”rumänische” Band, die ja bereits 2005 auf dem Breeze gespielt hatte, furios und gewohnt hymnisch in ihr nächtliches Dreiviertelstunden-Set. Das Zelt war quasi voll bis unters Dach und die Band genoss die überschwänglichen Publikumsreaktionen sichtlich, sowohl Sänger Attila Dorn als auch sein Keyboarder waren von der ersten Minute an dabei das Publikum zu animieren. Die Band erschien für die ersten Songs komplett in knielangen, schwarzen Mänteln mit großen Messingknöpfen und war zudem blass geschminkt. Optische Effekte wurden mit einem großen Backdrop und zwei den Drumriser umrahmenden Stellwänden im Albumdesign, die dann auch noch blutrot angestrahlt wurden, gesetzt. Die Band feuerte eine bunte Mischung aus Hymnen ihrer beiden Alben in die Meute, spielte u.a. „Kiss Of The Kobraking“, „Mister Sinister“ und schlossen das reguläre Set mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums „Lupus Dei“ ab. Hier erschien der Frontmann Dorn in Priesterkluft samt großem Kreuz und segnete das Publikum. Nach nicht abbrechenden Zugaberufen bekam die Meute dann tatsächlich noch einen Song Nachschlag. Wenn jetzt noch Vollmond gewesen wäre, wärs perfekt gewesen, aber die Fans gaben sich alle Mühe und heulten auch so mehrmals kollektiv den Mond an!

01.45 (PZ) IMPIOUS

Nach halbstündiger Umbaupause wars dann Zeit für die letzte Band des Tages. Die Schweden Impious boten trotz später Stunde dann aber keinesfalls Schlaflieder und auch das Publikum war noch erstaunlich wach und stieg voll auf den Death Thrash der Nordmänner ein. Auch Impious sind sozusagen „Wiederholungstäter“ und waren schon 2005 auf dem Summer Breeze zu Gast. Die Band zeigte sich sympathisch und sehr spielfreudig, besonders die beiden Gitarristen und der mit einem schicken Fünfsaiter bewaffnete Basser Erik Peterson legten sich bereits beim Opener „The Confession“ ihres aktuellen Albums „Holy Murder Masquerade“ voll ins Zeug. Nach dieser fetten Show mit einem satten Dutzend Riff-Brechern querbeet durch die seitherigen Alben, dürften sich viele aus dem Publikum auf die geplante Europatour im Herbst freuen! Zum Abschied und quasi zur guten Nacht gabs dann „Death On Floor 44“ – Sweet Dreams Summer Breeze!