Sommer, Heavy Metal und ausgelassene Partystimmung – nach zwei quälenden Jahren Pause kehrt das SUMMER BREEZE 2022 zurück. Welch eine Vorfreude, denn wer möchte nach so langer Zeit der Ungewissheit und der Absagen nicht auch wieder mit Gleichgesinnten der schönsten Musik dieses Planeten huldigen? Und das SUMMER BREEZE lädt mit einem extrafetten Programm ein, denn nicht weniger als 130 Bands rocken dieses Jahr die vier Bühnen.
Für die frühzeitig Angereisten startet das SUMMER BREEZE bereits am Dienstag und damit einen Tag vor dem offiziellen Start mit einem kleinen, aber feinen Sonderprogramm. Unter dem Motto „The Roots Of SUMMER BREEZE “ geht es zurück ins Jahr 1997 – mit einem nostalgischen Rückblick, der weit in die Geschichte des Festivals zurückreicht. Die Bands der ersten Stunde hören auf Namen wie CRACK UP, APOPHIS, FLESHCRAWL und END OF GREEN, wovon gerade die letzteren später noch einige Erfolge aufzuweisen hatten.
Den größten Move legen heute aber VOODOO KISS hin: Das waren die ersten Headliner des SUMMER BREEZE, die heute als Opener auf der Bühne stehen. Das wiederum macht den Beteiligten gar nichts. Denn: Am Schlagzeug sitzt damals wie heute SUMMER BREEZE -Chef Achim Ostertag, und der gibt auch gleich souverän und rockig den Takt des Festivals vor.
Für mich bedeutet das: Früh aufstehen (vielleicht die Herausforderung schlechthin), möglichst alle nötigen Sachen einpacken (was war das gleich noch neben den fünf Lieblings-T-Shirts und der Zahnbürste?), und dann die gut 450 Kilometer Anreise in Lichtgeschwindigkeit runterrocken. Der Festival-Check-In läuft vergleichsweise geschmeidig, und dann geht es zur Ficken Party-Stage inmitten des Campgrounds – mit Riesenschritten, die aufgrund der Trockenheit in den letzten Wochen eine gehörige Staubwolke hinterlassen.
Und dann: Endlich normale Leute! Egal, ob mit langen Haaren, Irokesen-Schnitt oder mit Slash-Gedächtnis-Hut: Die meisten der Anwesenden haben einen Bierbecher im Anschlag und ein fettes Grinsen im Gesicht. Jawoll, das ist doch so wie immer! Und wenn wir über die schwarze Szene sprechen: Das SUMMER BREEZE ist bunt. Da gibt es genügend Leute im Hawaiihemd, verkleidet als Banane oder gleich als bedächtig tippelnde Ficken-Flasche. Klar, der beliebte Schnapshersteller ist nicht nur Namensgeber der Bühne, sondern hat seinen Stand direkt daneben. Zum Wohl!
Aber ganz nüchtern zurück zur Musik und zu VOODOO KISS. Beziehungsweise noch mal zum Publikum: Nachdem dort die ersten Crowdsurfer über die Köpfe in Richtung Bühne geschwebt sind, ist ganz klar: Berührungsängste gibt es hier nicht, vielmehr Nahkontakt. Dazu passt dann auch der Heiratsantrag, den die vielleicht ein wenig verdutzte Sängerin Steffi Stuber auf offener Bühne ereilt. Um es kurz zu machen: Sie sagt „Ja“ – und die roten Rosen, die etwas versteckt auf dem Rand der Bühne stehen, bekommt sie auch überreicht.
Womit das Festival eigentlich seinen Höhepunkt erreicht hat. Aber da wartet noch viel mehr auf die Fans: Mit CRACK UP, APOPHIS und FLESHCRAWL steht drei Mal Death Metal aus Deutschland auf dem Programm, der ordentlich abgefeiert wird. Da wird auf dem staubigen Acker als eine Fußball-Variante Tumbleweed gespielt, und Jesus ist auch wieder da – also der junge Mann mit dem selbstgebastelten Kreuz auf dem Rücken, der es sich nicht nehmen lässt, in voller Ausrüstung von den Händen der Crowd getragen nach vorne zu surfen.
Den Schlusspunkt setzen an diesem Abend END OF GREEN, die Stuttgarter Band um Sänger Michelle Darkness. Die vertreibt mit ihrem Dark-Rock das letzte Tageslicht vom staubigen Acker und mobilisiert noch einmal die Menge. Keine Frage: Das kann sich sehen lassen und ist ein gesunder Gradmesser für die nächsten Tage. Und wer immer noch nicht genug hat: Traditionell legt noch ein DJ auf und animiert das Publikum mit einem bunten Potpourri an Metal- und Rock-Klassikern zu Höchstleistungen. Aus Erfahrung weiß ich: Das macht dem DJ genauso viel Spaß wie der Meute. In diesem Sinne: Der nächste Tag kann kommen! Gute Nacht!
Zwei Jahre ohne unser Lieblingsfestival waren schlimm genug und nachdem das SUMMER BREEZE mit dem 25jährigen Jubiläum Grund zu feiern hatte, gabs als Bonus erstmals schon am Dienstag Bandbetrieb auf der FiPa-Stage. Nach einem atmosphärischen Western-Intro eröffneten VOODOO KISS bestens gelaunt den fünftägigen Reigen. Besonders Frontsympath Gerrit Mutz lieferte permanent launige Ansagen, die oft mit dem Alter der Bandmitglieder kokettierten). Los gings mit „The Beauty And The Beast“, was sich auch direkt in der Livebesetzung der Band spiegelte, denn als Pendant zu Gerrit war heute zusätzlich Steffi Stuber (bekannt von TVOG und MISSION IN BLACK) mit von der Partie. Der Abend war ja programmatisch „The Roots Of SUMMER BREEZE“ überschrieben und VOODOO KISS waren auch einer der Gründe für Veranstalter Achim Ostertag das Festival ins Leben zu rufen, denn er wollte mit seiner Band VOODOO KISS auch mal auf einem Festival spielen. Nach nur „22 Jahre Kälteschlaf“ stand die Band dann also „schon wieder“ auf der SUMMER BREEZE-Bühne. Und nicht nur auf der Bühne wurde glücklich um die Wette gegrinst, auch im Publikum sah man nur fröhliche Menschen. Und die bereiteten der Band einen unvergesslichen Empfang und sorgten über die gesamte Spielzeit der Band für ordentlich Action, inklusive der ersten Crowdsurfer des Festivals und Circle-Pits, die besonders funny aussahen, da dort mehrere Bananen(-kostüme) ihre Runden drehten.Neben Achim Ostertag hinter dem Schlagzeug war noch eine weitere, fürs Festival elementar wichtige, Person auf der Bühne präsent – wenn auch nur auf dem Shirt von Gerrit Mutz: der langjährige und viel zu früh verstorbene Partner von Achim, Michael Trengert. Das Publikum wollte die Band an sich nicht von der Bühne lassen und grölte lauthals nach einer Zugabe, die es aufgrund des Zeitplans natürlich nicht geben konnte, stattdessen gabs aber noch eine große Überraschung für Sängerin Steffi Stuber, deren Freund mit Mikro und Rosenstrauß auf die Bühne kam und ihr tatsächlich einen Heiratsantrag machte! Und sie hat natürlich Ja! Gesagt. Eine ganz besondere Show also! (Tom)
Tatsächlich schon zum elften Mal stöpselten die Herren aus Darkland City aka. Göppingen auf dem SUMMER BREEZE ihre Instrumente ein und dürften somit deutlicher Tabellenführer in Sachen der meisten Auftritte auf dem Festival sein. Und auch wenn die Publikumsreaktionen schon den ganzen Tag bzw. Abend nichts zu wünschen übrigließen, so war beim heutigen Headliner schon vor der Show nochmal ein deutliches Euphorie-Plus zu verzeichnen. Und man hätte ja meinen können, dass die Band nach zwei dürren Jahren in Sachen Liveshows vielleicht etwas eingerostet sein könnte, aber au contraire, ausnahmslos jeder auf der Bühne glänzte, Fronter Michelle Darkness vor allem durch legendäre Ansagen wie „Ihr müsst mehr saufen, ihr Ficker!“, „Holy Fukin‘ Shit – geilstes Breeze ever!“ und mein persönlicher Favorit: „Summer Breeze… we are… Amon Amarth!“. Während sich die perfekt zusammenagierende Band auf der Bühne förmlich in einen Rausch spielte, hatte die Grabensecurity alle Hände voll zu tun, da fast ohne Unterbrechung Crowdsurfer über die Köpfe gen Graben gereicht wurden, teilweise bis zu fünf Crowdsurfer gleichzeitig! Nachdem „Death in Veins“ gen Ende perfekt mit dem Text von Johnny Cashs „Hurt“ garniert wurde ließ Michelle am Schluss auch noch die Katze aus dem Sack: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder!“ – da machen sie dann das Dutzend voll! (Tom)