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- Summer Breeze 2015
- DONNERSTAG 13.08.2015
- FREITAG 14.08.2015
- SAMSTAG 15.08.2015
Wohl keine Band hat häufiger auf dem SUMMER BREEZE gespielt und somit hat sich die Kapelle auch fast schon einen Headliner-Habitus zugelegt – wer kann sich sonst schon erlauben 15 Minuten später als angekündigt auf die Bühne zu kommen und mit einer riesigen Entourage in den Backstage-Bereich einzulaufen? Das massig vorhandene Publikum forderte jedenfalls minutenlang frenetisch Blasmusik und die erste Wall Of Death des Festivals. Unter aufbrandendem Jubel bestieg die Band die Bühne und begann ihren ca. 45minütigen Siegeszug. Die erste Wall Of Death ließ nicht lange auf sich warten, die Grabensecurity hatte nonstop zu tun und beim zweiten gespielten Song setzte sich ein Großteil des Publikums vor der Bühne und begann eine Rudermeute. Zwischen den Songs brandeten immer „Illenschwang, Illenschwang“-Rufe auf und die Meute nahm jeden Song dankbar auf und feierte alles ab, egal ob „Mein Tirolerland“, „Auf der Vogelwiese“ oder der „Böhmische Traum“. Bei „Die Hände zum Himmel“ saßen wieder alle auf dem Boden und „Ein weißer Schwan“ kam als erste Zugabe derart gut an, dass das Publikum sogar eine Strophe komplett ohne die Kapelle grölte. Nach einem Medley aus u.a. dem „Radetzkymarsch“, dem „Marsch der Toreros“ aus Carmen, dem „Cancan“ von Offenbach und „Stars And Stripes Forever“ war dann definitiv Schluss.
Wie die BLASMUSIK ILLENSCHWANG so gehört auch die Nuclear Blast Labelnight mittlerweile zu den festen Institutionen des SUMMER BREEZE. Dieses Jahr hatten die Newcomer von DIABLO BLVD die Ehre, das Festival sowie die Label Night zu eröffnen. Oder besser gesagt: die Herausforderung. Denn die Belgier hatten merkliche Anlaufschwierigkeiten das zu gut einem Viertel gefüllte Zelt und auch sich selbst in Gang zu bringen. Zu heiß drückte die Sonne noch am späten Nachmittag auf Dinkelsbühl hernieder, als dass Band und Publikum von Anfang an hätten Vollgas geben können. Aber wie so häufig will gut Ding einfach Weile haben. Spätestens mit dem dritten Song „Rise Like Lions“ begann der schmissige Southern Rock mit VOLBEAT-Kante Früchte zu tragen, den Rest erledigte der immer wieder angenehm an Glenn Danzig erinnernde Frontmann Alex Agnew mit seinen sympathischen Ansagen. Das ging sogar so weit, dass er zu „Between The Hammer And The Holy Cross” einen Pit forderte…und gleich eine Wall Of Death bekam! Den Pit gab es dann noch oben drauf. Wer dachte, DIABLO BLVD. seien als Opening Act nicht heftig genug, wurde definitiv eines Besseren belehrt.
Death Doom Metal in der prallen Sonne klingt ja erst mal widersprüchlich. Als kompletter Kontrast zum Wetter traten AUTUMNAL in die Fußstapfen einer ganzen Reihe ähnlich gelagerter und mit ähnlichen Witterungsbedingungen kämpfender Bands der letzten Jahre (man denke nur an den Auftritt von BLACK SUN AEON in der Mittagshitze 2009). Doch die Spanier zeigten sich davon gänzlich unbeeindruckt und zeigten mehreren hundert Fans, was es bedeutet, düster-melancholische Stimmung an einem sommerlichen Tag zu verbreiten. Mit ihren teilweise überlangen Kompositionen schafften es zwar nur drei Songs in den halbstündigen Auftritt, die bildeten dafür die komplette Bandbreite in Sachen Schwermut ab. Das Opener-Duo des aktuellen Albums „The End Of The Third Day” sowie „As Soon As You Die, Kill Me” mäanderten zwischen heftigen Growl-Attacken und katatonischen Clean-Parts und boten mit ihrem Midtempo-Fokus gerade die richtige Schlagzahl zum langsamen Mitgehen. Trotz der äußeren Bedingungen: AUTUMNAL dürften an dem Tag sicherlich einige Fans dazugewonnen haben.
Schon beim Soundcheck vor der Show ließ sich das Publikum von BATTLE BEAST-Frontlady Noora Louhimo zu einem kleinen Mitsingspielchen animieren. Und obwohl die hitzegeplagte Meute etwas Zeit brauchte, um ordentlich in Schwung zu kommen, strömten im Laufe der Show immer mehr Leute herbei, die der Powerfrau am Mikrofon begeistert aus der Hand fraßen. Mit ausladenden Gesten, einem neckischen Streifenschurz aus Leder und einer Extraportion Selbstbewusstsein bewaffnet, demonstrierte die Finnin, dass auch Frauen mit Kurven extrem sexy sein können. Doch auch die bestens aufeinander eingespielte Begleitmannschaft hatte großen Anteil daran, BATTLE BEAST zu den absoluten Gewinnern des Tages zu machen. Obwohl die Band sich erst im Februar von ihrem langjährigen Gitarristen und Songschreiber Anton Kabanen getrennt hatte, präsentierten sie sich als nahezu perfekte Einheit. Hoch engagiert feuerten sie Live-Granaten wie das umjubelte „Black Ninja“ in die Menge, die sich mit ihren bewusst simplen Strukturen auf Anhieb zum Mitsingen eigneten. Kein Wunder also, dass sich die Stimmung immer weiter ins Euphorische steigerte, bis schließlich das komplette Zelt vollkommen „Out Of Control“ geriet.
Der Sludge-Sound der Engländer HARK erinnerte nicht von ungefähr an den hitzegeplagten Boden vor der Bühne – trocken, erdig und mit einem Hauch von verschüttetem Bier. Ziemlich lässig spielte das Trio eine Auswahl von Stücken ihres starken Debütalbums „Crystalline“, die vom Publikum ähnlich lässig abgenickt wurden. Für Spannung im Songaufbau sorgte die leichte Post-Rock-Schlagseite der Kompositionen. Da durfte auch eine kleine Solo-Einlage von Gitarrist Jimbob Isaac nicht fehlen, bei der dieser sein Instrument mit krasser Verzerrung schaurig schön aufheulen ließ, bevor wieder eine amtliche Drei-Mann-Soundwalze über das Publikum hereinbrach. Diese passte so gut zum diesjährigen SUMMER BREEZE, dass das fiese Feedback-Finale den aufbrandenden Jubel und die vereinzelten Zugaberufe nicht übertönen konnte. Den einen oder anderen Besucher, der von der auf Hochglanz getrimmten BATTLE BEAST-Show im Zelt herübergeschlendert gekommen war, mochte hingegen an dieser Stelle das dringende Bedürfnis überkommen haben, sich und seine Gehörgänge einer gründlichen Reinigung zu unterziehen.
Obwohl AVATARIUM erst im Jahr 2013 gegründet wurden, konnten sie in der gitarrenlastigen Musiklandschaft schon so einigen Staub aufwirbeln. Dementsprechend war der Bereich vor der T-Stage zu Beginn ihres diesjährigen Gigs auf dem SUMMER BREEZE auch ordentlich gefüllt, als die Band um Goldkehlchen und Schmuckstück Jennie Smith auf die Bühne ging. Als Opener diente das liebliche „Moonhorse“ von der gleichnamigen EP, mit der AVATARIUM im Jahr ihrer Gründung erstmals von sich reden machten. Anschließend wurde aber in Form von „Bird Of Prey“ der Groove ausgepackt. Leider konnte Gründungsmitglied Leif Edling (u.a. CANDLEMASS) nicht mit von der Partie sein, jedoch wurde er nahezu perfekt von Anders Iwers (u.a. TIAMAT) vertreten. Über allem thronte allerdings Frontfrau Jennie, die sowohl stimmlich, als auch optisch bezaubern konnte. Unglaublich, welch eine Kontrolle diese Dame über ihr wohlklingendes Gesangsorgan besitzt. Doch auch die Instrumentalfunktion ließ sich nicht lumpen und überzeugte mit im Takt wehenden Haupthaar. Ohnehin hat die Truppe im Gegensatz zu den ersten Auftritten deutlich an Live-Erfahrung gewonnen. Der gute Sound und eine ansprechende Lichtershow taten ihr Übriges und machten den ersten Auftritt von AVATARIUM in Dinkelsbühl zu einem mehr als erfolgreichen. Dies wusste auch das Publikum zu würdigen, indem es die schwedische Band nach der selbstbetitelten Bandhymne mit reichlich Applaus verabschiedete.
Das perfekte Setting für ihren „Vegan Straight Edge Post Metal“ (Zitat Bandinfo!) erwischten THRÄNENKIND aus München. Denn die Sonne setzte gerade dazu an unterzugehen, als die Truppe um Bandkopf Nathanael, den meisten bestimmt durch AGRYPNIE bekannt, die Camel Stage bestieg und sich einer äußerst ansehnliche Masse an Zuschauern gegenüber sah. So wirkte ihre atmosphärisch dichte Mischung aus Black Metal (überwiegend), Crust und Hardcore (ein wenig) fast einen Ticken besser, als wenn man ihren aktuellen Longplayer „The Elk“ auf der heimischen Stereoanlage einschiebt und aufdreht. Und auch die Band zeigte sich bester Laune und sichtlich angetan von den durchweg positiven Resonanzen des Publikums, die nach jedem gespielten Song merklich lauter wurden. THRÄNENKIND verstanden es einfach sehr gut ihre ausgefeilten Song geschickt mit – fast schon schönen – Melodien zu durchsetzen und so gekonnt Spannungsbögen zu setzen. Einen Pluspunkt gab es auch für die politischen Ansagen, die klar und deutlich gegen rassistisches Gedankengut gerichtet waren. Alles in allem ein wirklich runder Gig.
Da rollt er an, der Heavy Metal-Panzer – natürlich in friedlicher Mission, also mit reichlich guter Musik im Gepäck. Dafür in Bestbesetzung, denn der teutonische Dreier besteht aus wahren Metal-Urgesteinen. Im Cockpit sitzt Schmier, der der Masse eher als Frontmann der Thrasher DESTRUCTION bekannt sein dürfte. Ebenso an Bord: Herman Frank (ACCEPT, VICTORY) und Stefan Schwarzmann (ACCEPT). Da darf man so einiges erwarten! Die drei pressten das Gaspedal in Sachen Dynamik auch sogleich mit Bleifuß nach unten. Der Sound war stark, die massiven Riffs drückten ordentlich und wurden dem Bandnamen mehr als gerecht. Das 2014er-Debüt „Send Them All To Hell“ bietet jede Menge Treibstoff für eine ausgelassene Heavy Metal-Party. Dass die Leute genau darauf Bock hatten, zeigte sich schon an der Zelt-Auslastung, das bis nach hinten gut gefüllt war. Mit „Hail & Kill“ startete das Trio in ein Set, das über die gesamte Länge der Songs gerade im Tempo wenig variierte, die Stimmungsmacher-Qualität sowohl der Musiker als auch der Lieder unterhielt aber auf ganzer Linie. Schmier, beinahe zu oldschool in Schlaghose gekleidet, poste mit einem der Gitarristen, Stagediver würdigten den Gig auf ihre Weise, das Meer aus Pommesgabeln, das nach jeder Nummer brandete, tat ein Übriges; ebenso der Mini-Pit weit vorne. Selbstredend schwappte solch eine Resonanz auch auf die Bühne und stachelte die eh schon vorhandene Spielfreude zusätzlich an. Die Soli (beispielsweise in „Freakshow“) saßen genauso gut wie die Vocals – ja, sogar die höheren Töne. Schön auch das Lob von Schmier hinsichtlich der verschiedenen Nationen, die sich tapfer dem German Metal Panzer stellten: „We speak the language of Heavy Metal“! Na, wo er Recht hat! Am Ende flogen Plektren und ein Drumstick ins feiernde Rund, wenn sie es denn über den Fotograben schafften. So oder so: PANZER haben die Zeltbühne amtlich überrollt!
Sollten die Herren Frank, Schwarzmann und Schmier die Jeans bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Zwicken gebracht haben, so dürfte der Eisenberger Nachschlag auf der Camel Stage danach ein Übriges dazu beigetragen haben. DESERTED FEAR übernahmen das Ruder mit ihrer unverkennbaren Mischung aus Energie und Midtempo-Todesblei nach Art der alten Schule. Auch die positive Entwicklung ihrer ohnehin schon guten Bühnenpräsenz war deutlich zu spüren: War anfangs ein übersichtlicher Pulk agiler Fans zu sehen, schafften es bereits die ersten drei Songs, die Zuschauerzahl der Vorband problemlos zu verdoppeln und damit sämtliche umliegenden Getränkestände wie die Wespen – dieses Jahr auch sehr zahlreich – zu umzingeln. Dicht an dicht rotierten die Matten und die live-erprobte und dynamische Atmosphäre der Thüringer zog sich durch die 45minütige Show, deren Setlist sowohl alte Stücke von „My Empire“, als auch Songs des neueren Albums „Kingdom Of Worms“ im Angebot hatte. Selbstredend entwickelten sich „Kingdom Of Worms“, „Mortal Reign“ und „Bury Your Dead“ zu gefeierten Nummern, zudem gab es ein weiteres Highlight im Publikum, welches von Gitarrist Fabian mit einem glücklichen „Das war unsere erste Wall Of Death!“ prämiert wurde. Der lautstarke Applaus und die durchgehenden Circlepits waren wohlverdient und die Jungs hatten der Menge für den noch jungen Abend mächtig eingeheizt.
Erst vor wenigen Tagen hat Bassisten und Gründungsmitglied Karin die Band aus privaten Gründen verlassen. Dies hielt SONIC SYNDICATE jedoch keinesfalls davon ab, den Weg nach Dinkelsbühl anzutreten. Gut so, denn das Zelt war zu Beginn des Auftritts ziemlich ordentlich gefüllt. Bereits zum ersten, bezeichnenden Song „Day Of The Day“, dem ein kultiges STARSHIP-Intro vorausging, wurden die Schweden vom Publikum mit Beifall begrüßt. Optimale Voraussetzungen, doch leider wollte der Sound zum Auftakt noch nicht vollends mitspielen. Glücklicherweise änderte sich dies in der Folge, so dass gern gespielte Songs wie „Denied“ oder „Revolution, Baby!“ für ordentlich Stimmung vor der Bühne sorgten. So segelten reihenweise Crowdsurfer in den Graben, während der immer wieder aufkommende Circle-Pit für noch mehr Staub in der Luft sorgte, als ohnehin schon aufgrund des trockenen Bodens durch das Zelt der T-Stage wirbelte. Neu-Bassist Michel Bärzén fügte sich bei seinem ersten Auftritt mit SONIC SYNDICATE nahtlos ein, unterstützte Sänger Nathan Biggs mit einigen Gesangparts, wo er nur konnte, und heizte das Publikum mit zahlreichen Aufforderungen weiter an. Schwungvoller Auftritt einer Band, die sich nicht unterkriegen lässt.
Geheimtipp? Bei Weitem nicht mehr! Beim Anblick auf die große Schar an Leuten, die sich vor der Camel Stage versammelte hatten, ließ sich ganz gut erahnen, dass die Schweden von DEMONICAL diesen Status mittlerweile weit hinter sich gelassen haben. Es dauerte jedenfalls nicht sonderlich lang – um genau zu sein bis zum Breakdown im Mittelteil von „Cursed Liberation“ – bis sich ein Meer von Pommesgabeln in den Abendhimmel reckte. Sicher, es war nach einer ähnlich gelagerten Walze wie zuvor DESERTED FEAR keine leichte Aufgabe das Energie-Level zu halten, doch DEMONICAL schafften das ohne große Mühe. Und wer die Truppe um den Ex-CENTINEX-Recken Martin Schulman schon einmal live erleben durfte, wusste ohnehin schon, dass sie live eine Macht sind. Bei dem tödlichen Gemisch aus alten DISMEMBER, alten ENTOMBED und (in ihren melodischen Parts auch) EVOCATION war kaum jemand zu sehen, der seine Matte nicht schwang. Vom harten Groove motiviert, machten sich dann auch einige Crowdsurfer zum Schlusspunkt „Death Metal Darkness“ auf den Weg. Jeder der etwas mit Old-School-Death Metal anfangen kann, sollte sich DEMONICAL spätestens nach diesem eindrucksvollen Auftritt auf die Favoritenliste schreiben. Einziges kleines Manko: Die Gitarren hätten deutlich mehr Punch in den unteren Frequenzbereichen gebraucht, um die Wucht der Songs noch besser abzubilden.
Bereits fünfzehn Minuten vor dem Auftritt forderten die Fans im rappelvollen Zelt die Bay Area Thrasher DEATH ANGEL auf die Bühne. Lange ließen sich die fünf Herren dann auch nicht bitten – und zeigten sich zum Abschluss ihrer 2015er Europatour von der ersten Minute an in allerbester Spiellaune. Die ohnehin großartige Liveband um den charismatischen Frontmann Mark Osegueda konnte an diesem Abend ein Lehrbeispiel für einen mitreißenden Auftritt hinlegen: Angestachelt von einem frenetischen Publikum ballerten die Thrash-Legenden die Highlights ihrer knapp dreißigjährigen Bandgeschichte in die verschwitzte Menge. Dort wurde der engagierte Auftritt des Bay Area-Fünfers begeistert aufgenommen – bis zum ersten Wellenbrecher tobte der Moshpit und selbst in letzten Reihen flogen die Haare durch die Luft und die Fäuste wurden gen Zeltdach gereckt. Textsicher trug das elektrisierte Publikum die Band durch ihren Gig – und forderte nach Ende der einstündigen Spielzeit lautstark einen Nachschlag aus dem von Klassikern gespickten Repertoire der Todesengel. Trotzdem das sonst gesetzte „Kill As One“ als Abschluss fehlte herrschte weitgehend Einigkeit, dass man gerade den Tagessieger gesehen hat. Bleibt also zu hoffen, dass es DEATH ANGEL mit ihrem nächsten Album bald wieder für weitere Auftritte nach Europa führt.
Mit einem unspektakulären „We are ISOLE from Sweden“ eröffneten die vier Epic Doomer ihr Set auf der Camel Stage, um dann mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums „The Calm Hunter“ ihre markante Mischung aus schleppendem Doom und epischem Metal aufzuführen. Dabei entwickelte sich der Auftritt zu einem wirklich unterhaltsamen Konzert für alle Freunde der düsteren und schweren Gitarrenmusik: In Anbetracht der selbst um Mitternacht noch sehr hohen Außentemperaturen gelingt es ISOLE verblüffend gut ihren melancholischen Sound dicht und stimmungsvoll darzubieten – eine starke Leistung der Herren aus dem schwedischen Gävle! Obwohl die Zuschauerzahl zu Anfang noch recht überschaubar ist, wird die Menge im Laufe des 45-minütigen Sets zusehends größer: den getragenen Gitarrenriffs der Titel „By Blood“ und „The Lake“, sowie dem markanten Klargeang von Frontmann Daniel Bryntse kann sich das vorbeilaufende Publikum dann doch nicht entziehen. Der zum Abschluss des Gigs gesetzte elf Minuten-Brecher „From The Dark“ machte das Set dann zu einer runden Sache – mit majestätischen, BATHORY-haften Klängen wird das Publikum in die Nacht entlassen. Nach getaner Arbeit verließ auch die Band dann sichtlich zufrieden mit ihrem Auftritt die Bühne – und wird sicherlich an diesem Abend einige neue Anhänger hinzu gewonnen haben, die ISOLE vorher nicht auf der Rechnung hatten.
Zu einem überraschend späten Zeitpunkt im Tagesprogramm startete das britische Sextett DEVILMENT ihre erste, kurzweilige Show auf dem SUMMER BREEZE. Die Zweitband um einen der bekanntesten Giftzwerge des extremen Metals, Dani Filth, welcher Freitag nochmals mit CRADLE OF FILTH zu sehen sein wird, veröffentlichte ihr erstes Album vergangenen Oktober, inhaltlich und optisch an Halloween angelehnt und wer es kennt, weiß um den Facettenreichtum und die Finesse, die es birgt. Funktioniert diese Vielschichtigkeit live genauso gut, wie auf Platte? Daran ließen DEVILMENT keinerlei Zweifel. Mit dem Opener „Even Your Blood Group Rejects Me“ startete eine Show rund um groovige und moderne Riffs und die altbekannte Stimmvielfalt, welche von hohen Pig Squeals über tiefe Growls und furchteinflößendes Geflüster reichte. Das Publikum zeigte sich zu Beginn noch etwas verhalten, aber sowohl die langjährige Bühnenerfahrung Danis, der offensichtliche Spaß der Band am Auftritt selbst, wie auch die technisch außerordentlich beeindruckende Show, lockten die Zuschauer mit zunehmender Spieldauer ins Zelt und aus der Reserve. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Jubel das nächste Mal schon zu Beginn zu vernehmen ist.
Dass die Kombination Thrash Metal und Brasilien gut funktioniert, weiß der geübte Metaller natürlich. NERVOSA stammen ebenfalls aus Südamerika, imponieren zunächst jedoch auf andere Weise: Als Band mit rein weiblichen Mitgliedern fällt man im extremen Metal zwar nach wie vor auf, umso schöner ist aber die Tatsache, dass das Trio aus São Paulo dennoch keinen Einzelfall darstellt. Die Uhrzeiger waren schon etwas vorgerückt, als NERVOSA die Camel Stage betraten und auf einen ordentlich gefüllten Publikumsbereich blickten. Und wie bedankt man sich bei einer so feierfreudigen Meute? Richtig, mit einem dicken Sound, der im Fall von NERVOSA bis auf ein paar übersteuerte Ausreißer passend zur musikalischen Ausrichtung angenehm in den Gehörgängen kratzte. Das Brett, das die Brasilianerinnen auf ihrer ersten Europa-Tour aus den Instrumenten schreinerten, war so dermaßen amtlich, dass die Band vortrefflich in die Reihe der diesjährig vertretenen Thrash-Veteranen passte. Mit anderen Worten: Wer sich nicht rechtzeitig duckte, lief Gefahr, von den Rasiermesser-Riffs enthauptet zu werden. Aber hey, das mit dem Ducken passiert ja beim Headbangen automatisch. Und genau dafür tischten NERVOSA so einige Songs vom Demo und dem 2014er-Debüt auf – mit schnittiger Oldschool-Attitüde! Im Rund klatschten Hände und Stagediver segelten über die Köpfe. Auf der Bühne wurde gepost und um Moshpits und eine Wall of Death gebeten. NERVOSA hatten die beste Grundlage für einen starken Auftritt mitgebracht: richtig Bock! Diese Dynamik infizierte auch die Anwesenden, also überzog man sogar um rund zehn Minuten und konnte sich am Ende über Zugabe- und „NERVOSA“-Rufe freuen. Als i-Tüpfelchen hielten sich Prika Amaral und Fernanda Lira noch mindestens eine halbe Stunde lang im Graben auf, um sich mit den Fans zu unterhalten und Fotos zu machen. Ganz groß!
Kann sich noch jemand an die MTV-Trailer erinnern, in denen irgendwelche skandinavischen Hillbillies sich in Holzhütten mit Tischtennis-Schlägern geschlagen haben? Die Typen machen jetzt Musik – jedenfalls sahen die fünf fröhlichen Finnen von STEVE’N’SEAGULLS original so aus! Als sie um zwei Uhr nachts mit „Paradise City“ fulminant in ihr Set starteten, war das Zelt gerade einmal zu einem Viertel gefüllt, was aber eindeutig daran lag, dass auf der Running-Order im Programmheft und der Homepage 2.15 Uhr als Beginn gelistet wurde und nebenan auf der Camel Stage noch die drei Südamerikanerinnen von Nervosa regelten. Spätestens bei „Holy Diver“ war die Hütte voll und streckenweise lauter am Singen als die Band. Man kann also von einem veritablen Erfolg der Band sprechen, was im Vorfeld nicht abzusehen war; denn die Herren arbeiten doch mit leicht anderem Besteck als der Großteil der anderen Bands des Festivals. Banjo, Mandoline, Kontrabass und Akkordeon machten aber eben gerade den Unterschied aus und machten die Coverversionen quer durch den Hard Rock- und Metal-Garten auch so besonders. Dazu punktete noch der leicht schräge Look mit Latzhosen und ungewöhnlichen Kopfbedeckungen (hatte der Keyboarder bzw. Akkordeon-Spieler nen ganzen Fuchs auf dem Kopf?). Bei der Rammstein-Nummer „Ich will“ boten die Nordlichter sogar astreinen vierstimmigen (!) Satzgesang! Bei „Nothing Else Matters“ gabs ein Meer an Feuerzeugen und „Thunderstruck“ war zum Abschluss nochmal ein echtes Highlight.