14.00 (CS) BLASMUSIK ILLENSCHWANG

Tradition verpflichtet heißt es ja so schön. Und über die letzten Jahre ist der Auftritt der BLASMUSIK ILLENSCHWANG wahrlich zu einem Ritual geworden, das für sehr viele Festivalbesucher quasi den offiziellen Startschuss für unser aller liebste fünfte Jahreszeit gibt. Der gesamte Auftritt lässt sich als imposante Visitenkarte für den breiten Horizont der Metalszene lesen, von Engstirnigkeit und stilistischen Scheuklappen war jedenfalls weit und breit keine Spur. Hier feierte sich eine Szene mit viel Humor und Lebensfreude selbst, es fehlten natürlich weder die stimmungsvolle Polonaise noch erste Crowdsurfer, Circle-Pit- und Wall-Of-Death-Aktionen. Bei bestem Wetter und ebensolcher Laune sorgten Dirigent Günther Harich mit seiner Formation mal wieder für einen mehr als gelungenen Festivalauftakt.

15.00 (PZ) WALKING DEAD ON BROADWAY

Als erste Band des Tages begaben sich WALKING DEAD ON BROADWAY in den New Blood Award-Ring. Und direkt von der ersten Sekunde an war klar, dass die Leipziger hier nur eine Gangart gehen würden: Vollgas. Und sie hatten auch schon erstaunlich viel Volk vor der Bühne, das bereit bzw. sogar begierig war, die Band und ihren Deathcore abzufeiern. Nach dem Intro gab es bereits beim Opener „Illusions“ kein Halten mehr im Publikum, es bildete sich sofort ein Moshpit vor der Bühne in dem sich die Meute extrem agil und sportlich betätigte. In Sachen Hingabe gab’s also weder auf, noch vor der Bühne etwas zu meckern, nur der Sound liefl etwas zu wünschen übrig. Sänger Robert und seine vier Mitstreiter nutzten ihre 25 Minuten Spielzeit optimal und legten sehr stark vor.

15.45 (PZ) AEONS CONFER

Nach 20 Minuten Umbaupause war es dann Zeit für die Hanseaten von AEONS CONFER. Mit ihrem Modern Symphonic Dark Metal ging es stilistisch in eine deutlich andere Richtung, die Fanscharen von WALKING DEAD ON BROADWAY machten somit recht schnell Platz für die nicht ganz so zahlreichen AEONS CONFER-Anhänger. Schon rein äußerlich wirkten sie durch die einheitliche schwarze Leder-Kleidung sehr homogen, ihr Fronter Bernhard war mit seinem gestählten Body und Oberarmen, die normale Menschen als Oberschenkel haben, eindeutig der Blickfang. Er überzeugte auch stimmlich mit starken Growls und klaren Gesangspassagen, die leicht an CANDLEMASS erinnerten. Der Sound war leider immer noch nicht optimal, aber zumindest das Schlagzeug und die atmosphärischen Keyboard-Teppiche waren neben dem Gesang recht gut auszumachen. Die Anreise aus Hamburg hat sich für die Band auf jeden Fall gelohnt.

16.30 (PZ) STORMBORN

Einen noch etwas längeren Anfahrtsweg als die Hamburger AEONS CONFER hatten die folgenden STORMBORN. Die Londoner sind tatsächlich zu fünft (!) in einem Kleinwagen (!!!) zum Festival nach Dinkelsbühl gegondelt. Das mag auch ein Grund für den enormen Bewegungsdrang sein, den besonders ihr Fronter Carl Casagrande an den Tag legte. Wie der junge W. Axl Rose in seinen besten Tagen zischte er ständig von links nach rechts und retour, animierte die Leute zum Mitmachen und erledigte „nebenher“ noch einen souveränen Job am Mikro. In kürzester Zeit füllte sich die Fläche vor der Bühne mit Zuschauern, die sich schnell vom Power Metal der Briten mitreiflen lißen. Selbst als einer der Gitarristen minutenlang technische Probleme hatte, überbrückte Sänger Carl die Zwangspause locker und souverän mit ein paar Sprüchen, bevor es wieder mit dem Set weitergehen konnte.

17.15 (PZ) DIVIDE

Nach dem klassischen NWOHM, mit dem die Briten STORMBORN begeisterten, war es wieder Zeit den Härtegrad zu erhöhen. DIVIDE aus Kiel hatten sich angesagt und legten gleich zu Beginn ordentlich los. Leider hatten auch die sympathischen Nordlichter mit einem eher durchschnittlichen Bühnensound zu kämpfen, der die teils filigranen Death Metal Salven mitunter wenig transparent wirken ließ. Ungeachtet dieser Tatsache gab es an den musikalischen Fähigkeiten wenig auszusetzen. Brachiale Death Metal-Granaten, im Fahrwasser von VADER und BOLT THROWER wurden zielgerichtet ins Publikum gefeuert. Insbesondere Sänger Daniel Stelling konnte mit seinem charismatischen Organ überzeugen und würde jeder etablierten Band des Genres gut zu Gesicht stehen. Unterm Strich ein mehr als solider Auftritt der jungen Band, die durchaus Hoffnungen für den deutschen Death Metal-Nachwuchs zurücklässt. Auf die inszenierte und eher kümmerliche Wall Of Death am Ende des Sets hätte man allerdings gerne verzichten können. Daumen hoch!

18.00 (PZ) DAHACA

Polnische Bands haben mittlerweile eine gewisse Tradition beim New Blood Award. Nach dem letztjährigen Gewinner OBSCRURE SPHINX, hat es mit DAHACA eine weitere Band aus Polen in das Finale des Contests geschafft. Zu Recht, wie die folgenden 25 Minuten beweisen sollten. DAHACA hatten zwar nicht den besten Start, musste Gitarrist Tom doch nach wenigen Sekunden ein defektes Gitarrenkabel ersetzen. Danach legten die Polen aber umso vehementer los und zeigten musikalisch imposant, warum sie Teil dieses Wettbewerbs waren. Ihr Brutaler Death Metal, versetzt mit treibenden Grooveparts, wurde perfekt in Szene gesetzt. Keine Kompromisse, war der Leitspruch an diesem Abend. Lediglich Sänger Filidh war sichtlich unentspannt und hatte zunächst etwas Mühe die Death Metal-Kracher des Fünfers ins Publikum zu transportieren. Schlussendlich tat dies einem gelungenen Auftritt allerdings keinen Abbruch. DAHACA sind ein schönes Beispiel einer lebendigen Szene und werden hoffentlich bald wieder irgendwo zu sehen sein. Well done!

18.45 (PZ) MAY THE SILENCE FAIL

Es war Zeit für die letzte Band des NEW BLOOD Awards. Die Lokalmatadoren MAY THE SILENCE FAIL ließen bereits mit einem imposanten Bühnenaufbau keine Zweifel aufkommen, dass man den heutigen Abend mehr als ernst nehmen würde. Auch das Rund war mittlerweile richtig gut gefüllt und man spürte bereits beim Opener „Come Alive“, dass man hier Heimvorteil genießen würde. Diesen Bonus hatten die Schwaben um die beiden charismatischen Sängerinnen Janina und Sarina allerdings gar nicht nötig. Nahezu perfekt aufeinander eingespielt, huschte man durch das kurzweilige Set. Von der Nervosität einer jungen Band war am heutigen Abend nichts zu spüren und die beiden Damen überboten sich gegenseitig im Spiel mit dem dankbaren Publikum. Beim Auftritt der Band war deutlich zu spüren, dass man sich gut auf den heutigen Auftritt vorbereitet hatte. Man überließ nichts dem Zufall, das komplette Set wirkte harmonisch und die Band strotzte nur so vor Spielfreude. Am Schluss bleibt festzuhalten, dass MAY THE SILENCE FAIL eine deutliche Duftmarke hinterlassen haben und in dieser Form noch für Aufsehen sorgen werden. Bravo!

19.30 (CS) REVEL IN FLESH

War es am Mittag noch die BLASMUSIK ILLENSCHWANG, die für eine amüsante Unterhaltung auf der Camel Stage sorgte, sollte es am frühen Abend mit den Schwaben von REVEL IN FLESH eine ganze Ecke brutaler werden. Die fünf dunkel gekleideten Jungs hatten ihr taufrisches Album „Manifested Darkness“ mit im Gepäck und bewiesen in einer routinierten Show, dass gut gemachter, oldschooliger Death Metal auch in heimischen Gefilden zu finden ist. Mit ordentlicher Durchschlagskraft präsentierten REVEL IN FLESH eine knappe halbe Stunde lang walzende Nackenbrecher in bester Stockholm-Manier. Tracks wie „Revel In Flesh“ oder das ältere „Iron Coffin“ kamen bleigeladen und voll auf die Zwölf. Da ließen dann auch die ersten Headbanger nicht lange auf sich warten, hatte sich vor der blauen Bühne doch eine ordentliche Meute eingefunden, um dem brutalen Treiben zu lauschen. Das kalte Lüftchen, das einige Male herb um die Ecke zog, vertrieb der muntere Frontsänger schnell mit guter Laune und seinem brutalen Organ, und auch dem Publikum war das Wetter anscheinend egal, die Stimmung war ausgelassen. So vergingen die 30 Minuten Show wie im Flug und REVEL IN FLESH, die sich übrigens ganz oldschool nach einem Track der Veteranen von ENTOMBED benannt haben, ließen sich bei den sechs dargebotenen Tracks zu keiner Sekunde anmerken, dass sie noch als Underground-Tipp durchgehen. Ein starker Auftakt für diesen ersten Abend.

20.00 (PZ) BURY TOMORROW

Mit BURY TOMORROW folgte in der nun beginnenden Nuclear Blast-Labelnacht eine Band aus England, welche Deathcore wie aus dem Lehrbuch spielt und sich dabei auf die gängigen Stilmittel verlässt:
Harte Riffs wechseln mit Melodien, inbrünstige Growls und fiese Screams im Wechselspiel mit Klargesang, und natürlich jede Menge massive Breakdowns. Wie auch auf Platte bewiesen sie live, dass sie gerade für die Abwechslung von cleanen und aggressivem Gesang ein wirklich gutes Gespür haben, wie Frontmann Daniel Winter-Bates für die Screams, und sein Sidekick Jason Cameron, zuständig für die klare Stimme und Gitarre, eindrucksvoll unter Beweis stellten. BURY TOMORROW präsentierten sich sehr bewegungsfreudig und energiegeladen, und diese Energie griff von Anfang an auf das Publikum über, was zu massenweise Headbanging, Moshpits, Crowdsurfern und lautstarkem Mitsingen führte. Die bereits vor dem Auftritt lautstark geforderte Wall Of Death wurde sogleich am Anfang eingelöst, und zum Circle Pit mussten BURY TOMORROW das SUMMER BREEZE-Publikum auch nicht lange bitten. Die aggressive Musik stand im Kontrast zum sehr sympathischen Auftreten der Band, welche nicht müde wurde, sich mehrmals bei allen und jedem zu bedanken, selbst bei den Leuten, die mit BURY TOMORROW nichts anfangen können, aber trotzdem den Weg ins Zelt gefunden hatten. Den Vogel schossen die Engländer allerdings ab, als sie es nicht nur schafften, dass viele Fans einander auf die Schulter nahmen, sondern nahezu das komplette Zelt inklusive der Musiker auf die Knie ging, um sogleich wieder aufzuspringen. Ein wirklich sehr unterhaltsamer und mitreiflender Auftritt!

20:45 (CS) NASTY

Beatdown, wenn man denn NASTY in diese Spielart des Hardcore stecken will, war trotz immer wieder ins Billing eingestreuter Hardcore-Hochkaräter, eigentlich noch nie auf dem SUMMER BREEZE vertreten. Dass gerade NASTY eingeladen wurden, spricht dabei nur für die Popularität, die die deutsch-belgische Co-Produktion seit einigen Jahren in der Szene genießt. Und genau das spürte man von den ersten Tönen des Openers „Fire On The People“ an sofort, es wurde eng und der Schweiß floss in Strömen. Sänger Matthi suchte direkt die Nähe des Publikums und verbrachte mehr Zeit im Graben als auf der Bühne, während sich die Band zackig durch die Setlist bolzte. Das zahlreiche Publikum reagierte mit Circle-Pits, wildem Gemoshe und feierte ausgelassen bis zum letzten Ton. So wurden die 30 Minuten Spielzeit zu einem Siegeszug, der von den meisten so vielleicht nicht erwartet wurde, aber durch eine äußerst engagierte Leistung mehr als verdient war. Selbst nach dem regulären Set wollte die Meute die Band nicht gehen lassen und forderte lautstark eine Zugabe. Da noch drei Minuten Spielzeit übrig waren, kamen NASTY auch prompt dieser Forderung nach, bevor sie sichtlich glücklich die Bühne räumten.

21.15 (PZ) VADER

Immer wieder gerngesehene Gäste des SUMMER BREEZE sind fraglos VADER, welche seit Jahrzehnten Garanten für massive, schnörkellos brutale und dennoch gepflegte Death Metal-Auftritte sind. Nachdem BURY TOMORROW das Publikum im Zelt ordentlich angestachelt hatten, lag es nun an der polnischen Kampfmaschine, den Hunger nach lautem, extremen Metal und Bewegungsdrang zu stillen. Die Sturmtruppen um Frontkämpfer Piotr „Peter“ Wiwczarek fuhren mal wieder erbarmungslos das volle Brett auf und feuerten mit „Sothis“ und „Vicious Circle“ gleich mal zwei ordentliche Granaten ins zum Bersten gefüllte Zelt. Dabei präsentierten sich VADER wieder einmal in gewohnter Stärke: Enorm tight, perfekt aufeinander eingespielt und dabei auch noch mit unglaublicher Bühnenpräsenz gesegnet, holzten sich die Polen präzise und unerbittlich durch ihren unverkennbar eigenen, rohen Todesblei, und lieferten den Fans genau das, wonach diesen dürstete. Eine ordentliche Portion Old School Death Metal zum Abfeiern! Zwischen den druckvollen Songs übte sich Piotr in seinen Ansagen in Fremdsprachenkenntnissen und unterhielt das Publikum in perfektem Deutsch. Mit diesem starken Auftritt untermauerten VADER einmal mehr eindrucksvoll, welche Macht sie auch und vor allem live sind, wozu auch das vom Publikum lauthals mitgesungene Outro „The Imperial March“ von Star Wars passte. Bis zum nächsten Mal!

22.15 (CS) DESERTED FEAR

Nach der Beatdown Walze von NASTY boten DESERTED FEAR ein krasses Kontrastprogramm auf der Camel Stage. Dass VADER im Zelt gerade ihr Set beendet hatten, spielte den Thüringern natürlich stark in die Hände, denn einige nimmersatte Death Metal-Jünger bekamen genau den passenden Nachschlag geliefert. Nach kurzem stimmungsvollen Intro ging es gleich wuchtig mit „The Battalion Of Insanities“ vom 2012er Album „My Empire“ los. Dabei kam der Mid-Tempo-lastige, dezent melodische Death live sogar noch eine Spur heftiger rüber, als auf Platte. Auch das folgende „Nocturnal Frags“ hielt das Aggressionslevel hoch und die Köpfe am kreisen. Nur gelegentliche Pausenfüller vom Band lockerten ab und zu das Brett auf, das DESERTED FEAR da abfeuerten. Zwar hatte die Band zwischenzeitlich mit leichten technischen Problemen zu kämpfen, doch taten auch diese der guten Stimmung keinen Abbruch. Eine halbe Stunde pure Energie, die wohl keinen Death Metal-Fan enttäuscht zurückgelassen hat.

22.45 (PZ) EXODUS

Nachdem VADER das Partyzelt amtlich planiert haben, wird es Zeit für die doppelte Thrash-Granate aus EXODUS und DESTRUCTION. Dass EXODUS ihren bisher einzigen Gig beim Summer Breeze vor fünf Jahren spielten, merkt man sofort. Der Platz vor der Bühne ist sogar noch ein wenig voller als bei VADER, als die Amerikaner mit „The Ballad Of Leonard And Charles“ und „Beyond The Pale“ in ihr Set einstiegen. Bis auf den harten Kern im Pit reagieren die Fans gemessen am Menschenauflauf zunächst ein wenig träge, doch die Thrash-Veteranen wussten genau, wie sie das Publikum auf Betriebstemperatur bringen konnten. Immer wieder stachelte Fronter Rob Dukes die Menge mit Anfragen nach Circle Pits an, war sich für keinen Spaß mit aufblasbaren Gummistangen zu schade und wuchtete seinen massigen Körper fortwährend über die Bühne. Die Saitenfraktion tat moshenderweise ihr Übriges. Vor allem HEATHEN-Gitarrist Kragen Lum, der für den aktuell bei SLAYER aushelfenden Gary Holt einsprang, macht eine gute Figur und beherrscht seine Parts fließend und fehlerfrei. Spätestens bei „Children Of A Worthless God“ kochte die Halle und flogen die Crowdsurfer in die Arme der Security. Nachdem „Bonded By Blood“ als Tribut an Jeff Hanneman und Paul Baloff abgefeuert wurde, folgte direkt danach bei „A Lesson In Violence“ der größte Cirlce Pit des Gigs. Ob hier wohl die Ankündigung Dukes geholfen hat, EXODUS würden die Show für eine anstehende DVD filmen? Fest steht: EXODUS servierten hier ein absolutes Brett, das kein Thrasher-Auge trocken ließ und die Messlatte für DESTRUCTION ganz schön hoch legte.

23.45 (CS) YEAR OF THE GOAT

Es nahte die Geisterstunde auf der Camel Stage – und was könnte da besser passen als der okkulte Rock von YEAR OF THE GOAT? Der charismatische Sänger und Gitarrist Thomas Sabbathi begrüßte das Publikum mit den Worten „Welcome To The Circle!“, was die sechs Musiker mit ihrem eröffnenden Song „A Circle Of Serpents“ mit Bedeutung füllten. Die teilweise an verlangsamten Ska erinnernde Rhythmus-Arbeit der drei (!) Gitarristen mochte dem ein oder anderen Zuschauer zunächst seltsam erscheinen, doch entsteht hierdurch ein beeindruckend treibendes Fundament, das durch das geradlinige Schlagzeug vervollständigt wurde. Die Schweden blieben auch im nachfolgenden Song dem Thema „Circle“ treu, dieses Mal sind es nämlich „Spirits Of Fire“, die Musiker und Zuhörer umkreisen. Spätestens jetzt wurde auch klar, warum die Band auf der Bühne mit drei Gitarristen arbeitet: Die zweistimmigen Lead-Motive klingen einfach viel zwingender, wenn sie von einer gesunden Rhythmusfraktion unterstützt werden. Keyboarder Pope, der hier und dort auch gesangliche Unterstützung liefert, ergänzt mit Hammond- oder anderen Vintage-Klängen das retrospektive, aber dennoch frische Gebräu, das die Menge vor der Bühne nicht nur zu begeistertem Kopfnicken animierte, sondern auch immer wieder die Pommesgabel herausforderte. Nach einer halben Stunde dieses auffällig abwechslungsreichen Retro-Rocks verabschiedeten sich YEAR OF THE GOAT mit „Lepaca Luciferi“-Skandierungen von ihrem dankbaren Publikum.

00.15 (PZ) DESTRUCTION

00.15 (PZ) DESTRUCTION Nach dem Feuerwerk, das EXODUS just abgebrannt haben, hatten DESTRUCTION einen merklich schweren Stand. Nicht nur, dass die Menge um gut ein Drittel geschrumpft ist, auch die verbleibenden Fans lassen sich nur schwerlich zu einem Aktionslevel animieren, das dem bei EXODUS annähernd gleichkam. Dabei präsentierten sich die deutschen Urgesteine eigentlich in guter Form. Identifikationsfigur Schmier beackert alle drei Mikrofone in regelmäfligem Wechsel und moshte und bangte mit Gitarrist Mike, was das Zeug hielt. Doch erst als Schmier es mit trockenem Humor versuchte und fragte, ob das Publikum denn schon mal von einem Moshpit im Metal Hammer gelesen hat, ließ sich selbiges aus der Reserve locken. Obwohl (oder gerade weil) die Setlist fast auf den Song genau die gleiche war wie beim letzten DESTRUCTION-Auftritt beim Summer Breeze vor zwei Jahren, geriet die Maschinerie spätestens beim „Mad Butcher“ ins Rollen. Eingeheizt durch eine Menge an Pyroeffekten, bildeten sich immer wieder kleinere Moshpits, die DESTRUCTION mit einer lupenreinen Leistung quittierten. Der Lohn für die Mühen: bis zu den letzten Klängen von „Curse The Gods“ dünnte die Menge kaum aus und DESTRUCTION wurden so abgefeiert, wie es sich gehört.

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00.45 (CS) HAMMERCULT

Der Fünfer von HAMMERCULT machte von der ersten Sekunde an klar, dass man nicht gewillt ist, in dieser halben Stunde auch nur einen Gefangenen zu machen: Die spitzen Schreie von Sänger Yakir Shochat zogen die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich – etwas, das man ohne Zweifel auch über den zackigen Death Thrash Metal der Israelis sagen muss: In der Tat hätten sich HAMMERCULT wohl keinen besseren Platz in der Running Order aussuchen können – schliefllich trudelten nach und nach die Zuschauer des DESTRUCTION-Auftritts von der benachbarten Party Stage ein. Es schien fast, als hätten DESTRUCTION ihren Anhängern noch genug Energie für HAMMERCULT gelassen, jedenfalls formierte sich innerhalb kürzester Zeit ein beeindruckender Circle Pit, den die Band ausdrücklich zu schätzen wusste. Yakir bezeichnete die deutschen Metal-Fans angesichts der mittlerweile deutlich fallenden Temperaturen nicht umsonst als „verrückteste Metal-Fans der gesamten Welt“. Als er sich dann noch positiv über deutsche Frauen und insbesondere deutsches Bier äußerte, war ihm die Sympathie der Zuschauer vollends sicher. Die Musiker hatten sichtlich Freude an ihrer Musik und der Interaktion mit dem Publikum und dankten es mit zwei neuen Songs vom bald erscheinenden zweiten Album. Deren einer Titel ist wohl programmatisch für diesen Auftritt: „Metal Rules Tonight“. Das Ende des kompakten, aber gewaltig Arsch tretenden Sets widmeten HAMMERCULT dann auch stilecht dem kürzlich verstorbenen SLAYER-Gitarristen Jeff Hanneman. Ein würdiger Abschluss der Gewinner des Wacken Metal Battles 2011.

01.45 (PZ) KADAVAR

Zum Tagesabschluss nahmen KADAVAR das Publikum mit auf eine Zeitreise in die glorreichen Siebziger. Die Outfits und wilde Haarpracht des Berliner Power-Trios wirkten ebenso anachronistisch wie die authentisch unmodernen Psychedelic-Sounds. Dass KADAVAR eigentlich „nur“ als Ersatz für die Schweden WITCHCRAFT eingesprungen waren, spielte kaum eine Rolle, sprachen sie doch ohnehin dieselbe Klientel an. Dieses folgte der Show bis zuletzt aufmerksam und nickte dabei gleichermaflen stoisch wie selig grinsend den Takt ab. Die Setlist wurde dabei nicht vom im April erschienenen „Abra Kadavar“ dominiert, sondern vom selbstbetitelten Albumdebüt aus dem Jahr 2012. Dabei konnte man das Drum-Kit von Taktgeber Christoph „Tiger“ Bartelt durchaus als Symbol für den Sound sehen: bewusst minimalistisch und vollkommen transparent. Wer sich da nicht ganz hippiesk auf den coolen Grooves treiben ließ, dürfte für die noch immer unaufhaltsam weiterrollende Retro-Rock-Welle gänzlich unempfänglich sein.

02.30 (CS) WILD ZOMBIE BLAST GUIDE

Für ein ansehnliches Häufchen Unverzagter geht der Tag mit wüstem Geknüppel zu Ende. „The Walking Dead“ und Konsorten zum Dank sind Zombies gerade schwer in Mode, wovon auch WILD ZOMBIE BLAST GUIDE profitieren wollen, die ihren derben Grind-Metalcore-Thrash-Mix mit dem passenden Image aufpeppen – Styropor-Grabsteine und blutige Plastik-Köpfe auf der Bassdrum inklusive. Mit dem (natürlich ebenfalls blutbesudelten) weiflen Priester-Schal ihres Sängers und dem manchmal ins pseudo-sakrale entgleitenden Horror-Mäntelchen versuchten WILD ZOMBIE BLAST GUIDE auf eine ähnliche Weise über die Musik hinaus Aufmerksamkeit zu erregen wie es POWERWOLF erfolgreich vorgemacht haben. Dass deren Gitarrist Matthew Greywolf sogar das Mastering des in Kürze erscheinenden Zweitwerks „Salute The Commander“ übernommen hat, überrascht angesichts der gänzlich unterschiedlichen musikalischen Ausrichtung dennoch. Das Publikum feierte die fetzigen Stücke begeistert ab und ließ sich dabei noch reichlich launige Floskeln um die Ohren knallen: „Nur die Harten kommen in den Garten!“ – „Es war uns eine Ehre, euer Hirn zu zermalmen!“ – „Wir sehen uns in der Hölle!“ Sprach’s und beendete mit dem hitverdächtigen „Double Tap“ (Zombieworld, anybody?) den Festival-Mittwoch am frühen Donnerstagmorgen.