17.08.2024 – Der Tagesbericht

Der fünfte Festivaltag zeigte sich schon frühmorgens von seiner besten Seite: Die Sonne lachte, das sah doch gut aus. Wir legten alle Gefühle hinsichtlich Müdigkeit, einen schweren Kopf und Kater kurz beiseite: Zeit, kurz in uns zu gehen und eine respektvolle Schweigeminute einzulegen für die Sprühnebelkanonen, die an den Bühnen für die nötige „Dusche zwischendurch“ sorgen. Beste Erfindung ever! Let it rain on me! Und so fühlten wir uns etwas weniger wie ein frisch durchgebratenes Schnitzel, während wir (wir bleiben kurz beim Thema „Essen“) dem Fronter der SAMURAI PIZZA CATS dabei zusahen, wie er in einem Pizzastücke-Kostüm über die Bühne spurtete.

Okay, da bekam man doch etwas Hunger. Pizza? Pommes? Oder Handbrot? Die Klassiker waren hier natürlich alle vertreten. Preislich merkte man aber auch auf dem Platz, dass die Gastropreise in den letzten Monaten deutlich angezogen haben. Nudeln im Käselaib zu einem Preis von saftigen 15,00 Euro. Megalecker aber eben auch eine amtliche Investition.

Der heiße Käse und die heißen Temperaturen ließen ein bisschen Freibadfeeling aufkommen. Okay, vielleicht lag es auch daran, dass wir erstaunlich viele aufblasbare Enten und Luftmatratzen im Moshpit auffanden. It’s Summer here at SUMMER BREEZE!!! Für das perfekte Bacardi-Gefühl sorgten die Cocktail-Stände im Infield, die natürlich extrem gut frequentiert wurden. Auf welcher Frequenz die Herrschaften in liegender Position VOR dem Getränkestand funkten, musste leider offen bleiben. Hoffentlich ging es allen noch gut, aber solange man mit halbgeöffneten Augen und wankend „Tequila“ rufen kann, sollten die Vitalfunktionen noch vorhanden sein.

Und es war von Vorteil, noch ein paar Reserven aufgespart zu haben, denn der Samstag bot noch einmal das volle Programm für jeden Geschmack: Hard Rock mit NESTOR und ECLIPSE, Folk-Rock mit SUBWAY TO SALLY oder schleifenden Death Metal mit ASPHYX. ORDEN OGAN und BURNING WITCHES wiederum hatten verschiedene Schattierungen von Heavy Metal im Gepäck, SPIRITBOX modernen Metal und die SAMURAI PIZZA CATS Metalcore Trance Crossover. Klar, oder?

Genauso klar war auch, wem an diesem letzten Festivaltag der Headlinerslot gebührte: HEAVEN SHALL BURN zerlegten mit ihrem Melodic Death Metal die Bühne, ließen das Infield erzittern und den Himmel brennen – jedenfalls sorgten zahlreiche Pyros neben der Musik auch optisch für eine eindrucksvolle Show.

Denkt doch an die Kinder! – Aber ja doch, denn das SUMMER BREEZE hat traditionell nicht nur ein Programm für jeden Musikgeschmack, sondern auch ein ganz großes Herz für die Kleinsten. Und so war am Samstag der Nachwuchs zu Besuch, der im Rahmen des Kinderferienprogramms einen Blick hinter die Kulissen werfen durfte. Ob das jetzt ein Gang durch die Artist Area war, wo sich die Stars auf ihren Auftritt vorbereiteten, oder die beeindruckende Technik und Logistik hinter den Bühnen. Nicht zuletzt der Auftritt von RANDALE auf dem namentlich entschärften Campsite Circus sorgte für leuchtende Kinderaugen – mit seinen kindgerechten Liedern und den fröhlichen Mitmachelementen.

Deutlich garstiger ging es auf den anderen Bühnen zu. Da lehrte allein schon der ein oder andere Bandname das Fürchten, wie bei INSANITY ALERT, BODYSNATCHER oder BRUTAL SPHINCTER – wobei wir uns immer noch fragen, inwiefern ein Schließmuskel, so die deutsche Bezeichnung für ’sphincter‘, brutal… äh, na, ihr wisst schon, was wir meinen. Auch Bands wie KORPIKLAANI, die in ihren Texten mittlerweile ‚fifty shades of booze‘ verewigt haben, richteten sich eindeutig an ein Ü16-Publikum. Ganz zu schweigen von einer Band wie CULT OF FIRE, die mit ihrem mitternächtlichen und farbenfrohen Black-Metal-Ritual ganz offensichtlich den einen oder anderen Zuschauer verstörten.

Wobei wir bei den offenen Fragen rund um das SUMMER BREEZE 2024 angelangt sind: Saßen die beiden CULT OF FIRE-Gitarristen wirklich das ganze Konzert über im Schneidersitz auf ihren Kobra-Thronen, oder verdeckten die Sitzkissen einfach nur geschickt die Beine? Wer machte auf der Bühne die meisten Kilometer (unser Favorit: Freddy Cricien von MADBALL), wer schaffte den höchsten Sprung? Was meint ihr?

Geklärt dürfte hingegen die Frage sein, ob ihr nächstes Jahr wieder mit dabei sein werdet – klar, oder? Die ersten Bandankündigungen wurden ja bereits am Festivalmittwoch auf der Hauptbühne enthüllt, aber abseits der Bands ist es doch sowieso die einmalige Atmosphäre, welche die Fans immer wieder aufs SUMMER BREEZE lockt. Insofern braucht es nicht vieler Worte: Es war schön mit euch, ihr wart schön, das Wetter auch – und wir sehen uns alle fröhlich und munter im nächsten Jahr wieder, bis es wieder über das Infield tönt: SUMMER BREEEEEEEEEZE!

RISE OF THE NORTHSTAR (13:50, MS)

Kirschblütenfest oder RISE OF THE NORTHSTAR? Die maskierten Metalcorer dekorierten mal eben ein blumiges Arrangement auf der Mainstage neben das Drumkit. Rechts und links noch zwei Beach-Flags um das Revier zu markieren und fertig war das häusliche Ambiente auf der Bühne. Konnte also nichts mehr schiefgehen. Die Franzosen legten direkt mit „The Anthem“ eine stramme Marschrichtung vor. Mit einem kurzen „Dankeschön“ in die Menge gerufen, blieb die Kommunikation zum Publikum hier heute eher zurückhaltender. Das Stage-Setup musste für sich alleine sprechen. RISE OF THE NORTHSTAR verpassten dadurch aber einige Momente, um mit dem Publikum eine Verbindung aufzubauen. Da wäre mehr Interaktion wünschenswert gewesen. Obwohl die Festivalbesucher bei Songs wie „Here Comes The Boom“ ordentlich in Wallung gebracht wurden, blieb der überspringende Funke irgendwie aus. Dennoch lieferten die Franzosen in den weißen Ganzkörper-Trikots hier heute eine solide Performance ab. Am Ende der Show kann man nickend, wie die Kirschblüten im Wind auf der Bühne, sagen, dass RISE OF THE NORTHSTAR beim SUMMER BREEZE aus der Show mehr herausholen hätten können. Das bleibt aber ein Jammern auf hohen Niveau, denn RISE OF THE NORTHSTAR können sich sicherlich für diverse durchgeschwitzte Shirts und Unterhosen der Metalcore-Fangemeinde verantwortlich zeigen.

RANDALE (14:00, CC)

Ähnlich wie die BLASMUSIK ILLENSCHWANG gehören die Bielefelder von RANDALE mittlerweile zum fixen Inventar des Festivals. Und ihre Auftritte waren ja schon immer enorm beliebt, doch es ist tatsächlich bis heute so, dass jedes Jahr wieder noch mehr Leute vor der Bühne stehen. Und zwar keinesfalls nur Eltern mit ihren Kids, sondern diverse kinderlose Erwachsene, die einfach Spaß an der unterhaltsamen Show haben. Der riesige Jack-In-The-Box-Horrorclown wurde für diesen Auftritt entsprechend durch eine riesige, coole, aufblasbare Mikey-Figur ersetzt. Mit dem Opener „Hände hoch, das ist ein Punküberfall“ gings los und Fronter Jochen konnte es selbst kaum glauben „Das werden jedes Jahr mehr hier vor der Bühne – vermehrt ihr euch heimlich?“ und da könnte er tatsächlich der Wahrheit auf der Spur sein, denn hier wird ganz stark in Sachen frühkindliche Prägung und Nachwuchsförderung gearbeitet. Wer weiß wie viele das erste Mal im kindlichen Alter vor RANDALE standen und mittlerweile längst vor der Main Stage feiern!? „Flummi“ brachte dann direkt alle zum Springen. Mit „Hartrockhase Harald“ servierte die Band früh schon einen Megahit, der entsprechend bejubelt wurde. Sehr überraschend fand sich dann ein relativ alter Track wie „Kleine dicke Hunde tanzen Samba“ im Set, aber da hatte die Band wohl eine Email vom einer Fangruppe vom Camping-Platz erreicht. Mit „TatüTata, die Feuerwehr ist da!“ zündete die Band die nächste Hitrakete und das Publikum war eh längst völlig begeistert dabei und für jegliche Spielchen von Sänger Jochen zu haben. So wurde vor der neuen ABC-Single tatsächlich trocken, also ohne Bandbegleitung, das ABC geschmettert. Gegen Ende gabs noch eine veritable Wasserball-Eskalation bei „Polizei“ und als Rausschmeißer den „Kuhglocken-Rock“.

ECLIPSE (15:00, MS)

ECLIPSE gaben ihr Debüt beim SUMMER BREEZE und bewiesen eindrucksvoll, warum sie zu den festen Größen des schwedischen Hardrocks zählen. Trotz der frühen Nachmittagsstunde war das Publikum hellwach und empfing die Band mit offenen Armen. Die vier Stockholmer nutzten die komplette Breite der Bühne für ein mitreißendes Stage-Acting, das die Menge sofort in ihren Bann zog. Sänger Erik Mårtensson beeindruckte mit seiner kraftvollen Stimme, die mühelos zwischen dynamischen Höhen und tiefen Passgen wechselte. Er verstand es, die Energie der Band auf das Publikum zu übertragen und brachte die Fans vor der Bühne zum Mitsingen. Besonders die Power-Ballade „Anthem“ entwickelte sich zum Hit, der die Menge final zum Kochen brachte. Bassist Victor Crusner stach nicht nur durch sein virtuoses Spiel hervor, sondern auch durch seine weißen Docs Martens, die perfekt zum Hard-Rock-Image der Band passten. Kurz vor Ende des Auftritts wagte er sich in den Graben und sorgte so für zusätzliche Nähe und Begeisterung bei den Fans. Das Set war eine willkommene Kost für den frühen Nachmittag, und die Schweden
zeigten einmal mehr, dass Melodie der König des Hardrocks ist. Ihr Auftritt war eine Hommage an den mitreißenden, melodiösen Hardrock, der das Publikum voll und ganz begeisterte. ECLIPSE haben auf dem SUMMER BREEZE ihr volles Potenzial ausgeschöpft und eindrucksvoll unter Beweis gestellt, warum sie zu den Besten ihres Genres gehören.

UNEARTH (15:45, TS)

UNEARTH again! Die Band, die inzwischen schon 26 Jahre auf dem Buckel hat, war nun bereits zum vierten Mal verlässlicher Garant für tageszeitunabhängige Action, Schweiß und gute Stimmung und lockte auch diesen Samstagmittag wieder viele Pit-Bereite zur T-Stage. „Dawn Of The Militant“ startete ohne Aufwärmphase und ließ keinen Zweifel daran, dass UNEARTH nach wie vor im Spiel sind und auch mit allen Kräften bleiben wollen. Man ging daher auf Nummer sicher und bediente sich dabei einer Auswahl der allerbesten Songs der letzten zwei Dekaden, wie „This Lying World“, „My Will Be Done“ oder „The Great Dividers“ und wurde nicht enttäuscht. Vom letzten Jahr neu auf „The Wretched; The Ruinous“ erschienenen Material gab es neben „Dawn Of The Militant“ den Namensgeber des Langeisens auf die Ohren, der mit UNEARTHs Lieblingszutaten, d.h. thrashigen Riffs, melodischen Soli und natürlich niederschmetternden Breakdowns einheizte und sowohl die ersten fünf Reihen, als auch Trevor Phibbs selbst bis ans Äußerste brachte. Während die Herren in Rot im Graben vor der Bühne kurzerhand nicht wussten, ob man auf das Publikum oder aber den wie ein Orkan wütenden Fronter achten muss, lieferten die Gitarristen Ken Susi und Buz McGrath Bestleistungen an der Gitarrenfront, bis „Black Hearts Now Reign“ einen weiteren unvergesslichen Auftritt beendete, was die bis zum Ende des Sets verdoppelte Anzahl der gröhlenden Menge wieder einmal bestätigte.

ORDEN OGAN (16:10, MS)

Als es heute auf der Main Stage 16:10 Uhr schlug, erklomm die fiktive, von ORDAN OGAN erdachte Figur Mr. Vale die Bühne, um den Auftritt der Band mit der Geschichte seines Fluches zu beginnen. Nach dieser mystischen Einleitung legten ORDEN OGAN mit dem Klassiker “F.E.V.E.R.“ ordentlich los, und das bereits zahlreich vertretene Publikum verdoppelte sich in Windeseile auf eine beachtliche Menge bis nach hinten zum Bierausschank. Bereits als vierten Song kündigte Frontmann Seeb einen Titel vom aktuellen Album “The Order Of Fear“ an und teilte das Publikum zwecks Mitsing-Spielchen in zwei Hälften. Passend zum Titel “Moon Fire“ sollte die eine Hälfte “Moon“, die andere Hälfte “Fire“ brüllen. Nach dem ersten Versuch konstatierte Seeb “das war erbärmlich, das kann meine Oma im Altersheim lauter!“. Ein paar Übungen später war die Leistung offenbar gut genug, um “Moon Fire“ ordentlich zu würdigen. Es folgte ein Song vom Erfolgsalbum “Gunmen“: “Come With Me To The Other Side“. “Das ist heute die einzige Ballade im Set“ witzelte der Fronter gut gelaunt. “Vielleicht spielen wir Gunman ja später noch“. Gesagt getan, wurde der Titeltrack direkt an die vermeintliche Ballade angehängt, was die Stimmung im Hexenkessel, auch genannt Publikum, zusätzlich anheizte. Apropos heizen: ORDEN OGAN sparten auch nicht mit Pyros und unterstrichen ihr Set damit optisch sehr passend. Überhaupt wurde der Sänger nicht müde, die Meute zum Mitmachen zu animieren und stellte irgendwann zufrieden fest: “Wo wir her kommen, geht Heavy Metal SO! Fein, SUMMER BREEZE!“

TILINTETGJORT (16:35, WTS)

Im extremen Metal sind Bandnamen oft nicht lesbar. Dieser hier lässt sich ohne Knoten in Zunge und Hirn auch nicht aussprechen: TILINTETGJORT. Wir fragten einen Norwegenexperten vor Ort und seine Version klang ganz anders als die von der Band selbst. Aber das spielte alles gar keine Rolle, denn die Musik von TILINTETGJORT überzeugte vom ersten Ton an. Der Gitarrensound kratzte roh und kalt – nichts mit Sommerurlaub am Fjord, hier geht es dicht bepackt durch verschneite Wälder und Bergmassive. Von Avantgarde Black Metal liest man, doch live war das deutlich weniger zu hören als auf Platte. Nordisch kühl und mystisch klangen die Norweger, die erst im Jahr 2020 auf der Bildfläche erschienen sind und mit „In Death I Shall Arise“ bis dato ein Album veröffentlicht haben. Allerdings gespickt mit erfahrenen Akteuren, in deren Vita namhafte norwegische Bands wie Den Saakaldte, Troll und Koldbrann stehen. Überall sahen wir Runen und altertümliche Symbole: auf Gitarren, der Hose eines Musikers, der Robe von Sänger Svik, dem Körper des Bassisten und auf zwei der drei kleinen Backdrops. Die Vocals klangen von krächzend bis klar typisch nordisch und erinnerten wie viele Instrumentalparts oft an KAMPFAR. Spannend: Trotz aller Kälte wirkte der Auftritt sehr sympathisch. Neben der allgemeinen Dankbarkeit für den Slot und die Resonanz sowie okay-kitschigen Heavy-Metal-Posen fiel vor allem Bassist Sturt auf, der immer wieder Plektren ins Publikum warf und dabei sogar lächelte – wir betonen noch mal für alle schwarzmetallischen „Elitisten“: lä|cheln. Spaß beiseite, das war wirklich ein erfrischend starker Gig einer Band, die beim SUMMER BREEZE sicherlich musikalischen Exotenstatus hatte – mit genug Abwechslung, denn vom Blastbeat-Gewitter bis zum Midtempo-Brecher war alles dabei, mal super kurz, mal als überdurchschnittlich lange Nummer. Umso schöner, wenn auch die raren Auftritte so gut funktionieren. „Danke, Germany“, sagte Svik. Danke, TILINTETGJORT, sagen wir!

BURNING WITCHES (17:10, TS)

Die Schweizer Heavy-Metal-Ladies gingen um kurz nach 17 Uhr ans Werk auf der stimmungsvoll dekorierten T-Stage. Ein in Blautönen gehaltenes raumfüllendes Backdrop prangte im Hintergrund und seitlich neben dem Drumriser von Lala Frischknecht prangten jeweils Aufsteller mit Pentagrammen und Kirchtürmen. Die in schwarz gekleideten Mädels setzten mittels ihrer Instrumente kleine Farbtuper: grün und blau an den Gitarren und rot am Bass. Direkt mit dem Opener „Unleash The Beast“ tat die Combo genau das, sie ließ nämlich Fronterin Laura Guldemond von der Leine, die für die folgenden acht Songs konstant über die Bühne – und später im Set dann auch gerne mal in den Graben vor der Bühne – tigerte und dabei auf imposanteste Art sang, kreischte, keifte und immer wieder mal dreckig lachte; file under Rampensau. Nach dem zweiten Song „Wings Of Steel“ sprach sie dann erstmals mit dem Publikum und das tat sie mit einem sehr charmanten Englisch-Deutsch-Mix und fragte z.B. „Wollt ihr mit das Teufel tanzen?“ bevor die Band dann fulminant in „Dance With The Devil“ startete. Mit der Bandhymne „Burning Witches“ verabschiedete sich der Schweizer Damen-Fünfer von einem rundum beeindruckten und überzeugten Publikum – tolle Show mit bestem Heavy Metal a la IRON MAIDEN. Respekt!

SPIRITBOX (17:40, MS)

Die Kanadier:innen SPIRITBOX schürten mit einem aufputschenden Intro zwar die Spannung, begannen ihr Set dann aber äußerst unaufgeregt mit „No Frills“, also ohne Schnickschnack. Keine wilden Sprünge oder Akrobatik wie im Modern Metal und Metalcore häufig üblich, kein Anstacheln des Publikums, irgendetwas zu zerstören. Stattdessen wirkten sie während der ersten paar Songs fast etwas zu statisch und verzogen kaum eine Miene. Das sollte sich aber bald ändern. Die anfängliche Zurückhaltung war kalkulierte Coolness, die sie nach und nach ablegten. Das SUMMER-BREEZE-Publikum taute zusammen mit der Band auf und feierte SPIRITBOX gehörig ab. Zu Beginn des Sets konzentrierte sich die Band auf Stücke ihrer aktuellen EP „The Fear Of Fear“. Mit „Cellar Door“, „Jaded“, „Angel Eyes“ und „The Void“ hatten sie davon die bestmögliche Auswahl getroffen. Im Anschluss folgten sechs ältere Stücke, von denen vor allem „Secret Garden“ und „Rotoscope“ gefielen. SPIRITBOX gelang der Drahtseilakt zwischen Härte und Melodik durchgehend. Emotionen transportierten sie, egal welche Gangart sie gerade anschlugen. Kleine Highlights stellten die vertrackten Parts dar – eines der Markenzeichen der Band. Fronterin Courtney LaPlante hatte das Publikum übrigens genau beobachtet und festgestellt, dass die harten Parts stets am besten ankamen. Dementsprechend versprach sie für den letzten Track „Hysteria“, dass er zwar langsam beginnt, die Leute das Ende aber lieben würden. Der Song sollte dieses Versprechen halten. So verließen SPIRITBOX ihr Publikum bestens unterhalten, allerdings etwas vor Ende ihrer eigentlichen Spielzeit.

SUBWAY TO SALLY (19:10, MS)

SUBWAY TO SALLY haben beim diesjährigen SUMMER BREEZE erneut bewiesen, warum sie seit Jahren zu den absoluten Highlights des Festivals zählen. Der Abend begann mit einem imposanten Intro, das die Zuschauer sofort in seinen Bann zog. Die Potsdamer Folk-Metal-Helden ließen keine Zeit verstreichen und starteten direkt mit einem Pyroknall in den Song
„Henkersbraut“. Schon hier kochte die Menge über und die ersten Crowdsurfer machten sich auf den Weg über die Köpfe der feiernden Masse. Die Band verstand es meisterhaft, ihr Publikum mit einer perfekten Mischung aus altbekannten Hits und neuen Stücken aus dem 2023 erschienenen Album „Himmelfahrt“ zu begeistern. Unterstützt von einer spektakulären Bühneninszenierung, die neben Feuer auch mit Schneeeffekten aufwartete, heizten SUBWAY TO SALLY die Stimmung weiter an. Besonders beeindruckend war der emotionale Höhepunkt nach dem Song „Kleid aus Rosen“, bei dem die Band sich Arm in Arm vor ihren Fans verneigte. Dieser Moment zeigte einmal mehr die tiefe Verbundenheit zwischen der Band und ihrem Publikum. Das Finale wurde dann choral mit „Sanctus“ eingeläutet, bevor Violinistin Ally Storch mit ihrem beeindruckenden Kopfschmuck die Bühne in einen magischen Ort verwandelte. Den krönenden Abschluss bildeten die kraftvollen Darbietungen von „Veitstanz“ und dem frenetisch gefeierten „Räuber“. SUBWAY TO SALLY haben mit diesem Auftritt ihre langjährige Verbindung zum SUMMER BREEZE eindrucksvoll bestätigt und die Vorfreude auf zukünftige Auftritte wachsen lassen.

VENUES (19:15, CC)

Da hatte der Ton kurz seine Schluckauf-Momente, aber VENUES brachte das am frühen Abend auf der Campsite Circus Stage nicht Durcheinander und nahm dem knackigen Set nicht den Wind aus den Segeln. Im Gegenteil: Vollfeuer meets Volldampf und der Sound pendelte sich nach wenigen Sekunden auch ein. VENUES hatten Bock und standen mit extrem guter Laune auf der kleinen Bühne des SUMMER BREEZE. Fronter Robin legte direkt einen kleinen Screaming-Angriff hin, bevor Sängerin Lela ihm energiegeladen zur Seite sprang. Mit den Händen in der Luft und wildem Tanzen ließ sich das Publikum sofort von dieser Power anstecken. Zwischendrin gab es auch ruhigere Momente für ernstere Themen. Fronterin Lela forderte die Menge auf laut loszuschreien. Es sei ein Schrei, um sich freizumachen, frei von der inneren Stimme, die einen sagt, man sei nicht genug. „Habt euch lieb. Ihr seid geil!“ grinste die VENUES – Sängerin nach dem Schreiausbruch der Festivalbesucher bevor es mit “ Reflections“ nochmal rasant wurde. Die Post-Hardcorer nahmen die Campsite Circus Stage komplett ein. Ob wilde Sprünge, Luftkicks oder Anfeuerungsrufe ins Publikum: Hier hieß es Kopf aus, Vollgas und gemeinsam durchdrehen und abgehen. Mit „Cravings“ machte die Band den Sack final zu und überzeugte so stark, dass man sich in diesem Moment eine größere Bühne für die Truppe gewünscht hätte.

SODOM (20:30, TS)

Auch wenn die Gelsenkirchener Thrash-Urgesteine von SODOM seit dem Jahr 2022 kein neues Full Length mehr vorgelegt haben, avancierte die Truppe um den kultigen Frontmann Tom Angelripper in der letzten Zeit immer mehr in Richtung Primetime. Die von allen Richtungen zur T-Stage pilgernden Zuschauer gaben dem Quartett schließlich Recht, denn bevor die ersten Klänge von „Procession To Golgatha“ erklangen, war das entsprechende Infield so stark gefüllt wie selten an diesem Festivalwochenende. Routiniert wie eine gut geölte Kettensäge kamen die Jungs aus dem Ruhrpott schließlich auf die Stage und legten alles in allem ein knackiges Old-School-Set aufs Parkett, das vor allem den Traditionalisten unter den Fans gefallen haben dürfte. Mit den absoluten Bandhits begannen Angelripper & Co. etwa zur Mitte des Sets, wo mit „Agent Orange“, „Wachturm“ oder „Outbreak Of Evil“ Kracher um Kracher folgte. Die Zuschauer dankten es den Thrashern mit mächtig Bewegung im Innenraum und einigen massiven Moshpits. Die Band hatte sich zwischenzeitlich im Sinne ihrer Oberkörper größtenteils entblößt und hatte natürlich auch für das Grand Finale noch ein paar Gassenhauer parat. Zentrales Thema dessen: Bomben. Mit „Ausgebombt“ und „Bombenhagel“ mobilisierten SODOM nochmals die letzten Kräfte der anwesenden Fans, die dies mit massenhaft gereckten Fäusten und Moshpit-Power quittierten. Mit einer metallischen Version von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ verließ die Truppe schließlich die Bühne.

ANGSTSKRÍG (21:00, CC)

Wer in Erwartung von herkömmlichem Black Metal zum Campsite Circus gekommen war, sollte überrascht werden. Die Optik des dänischen Trios ANGSTSKRÍG stimmte aber, denn es erschien maskiert auf der Bühne. Anders als viele Black-Metal-Bands scherzten ANGSTSKRÍG von Beginn an mit dem Publikum und sorgten so dafür, dass der Funke schnell übersprang. Das Set begann klassisch schwarz, doch den Anfang des zweiten Tracks „Lad Paladserne Brænde“ kommentierte der anonyme Sänger mit „not very black metal, but wait…“. In der Tat folgte kurz darauf wieder Geprügel der schwarzen Gangart. Im Verlauf des Sets schlichen sich aber immer wieder Einflüsse aus dem Black & Roll ein. Hin und wieder klangen einzelne Passagen sogar punkig. Das musikalische Highlight bildete „Vishedens Ulidelige Lethed“. Als Visuals hatten ANGSTSKRÍG Bildschirme mitgebracht, auf denen ihre Musikvideos liefen. Wer hier ein wenig aufpasste, konnte auch lustige Sequenzen entdecken. So ziehen ANGSTSKRÍG bei „Midt i en Angstkrig“ einen Sarg durch die Stadt, aus dem später der dänische Rapper Jøden steigt. Mit ihm haben sie für den Song kollaboriert. Die Band bewies auch bei den Kommentaren während des Sets Humor. Unter anderem damit, dass der Teufel ihre Lieblingsfigur in der Bibel sei, oder damit, dass zwei Leute für einen Moshpit ausreichen. Zum Rausschmeißer „Luk Dine Øjne“ sollten es im Pit deutlich mehr werden. Die seltene Kombination aus Black Metal und Humor kam beim SUMMER-BREEZE-Publikum definitiv richtig gut an.

HEAVEN SHALL BURN (21:15, MS)

Zur Primetime am letzten Tag hatte ein gern gesehener Gast auf dem SUMMER BREEZE Open Air angedockt. Dass das ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruht markierte Sänger Marcus
Bischoff nicht nur mit seinen lobenden Worten, sondern die gesamte Band auch mit einem Abriss, der seines Gleichen suchte. Im Hintergrund stand ein bildlicher Einspieler mit einem Hakenkreuz, welches durch einen gewaltigen Einschlag gesprengt wurde, als HEAVEN SHALL BURN schließlich mit „Counterweight“ in ihr Set starteten. Der fette Sound drückte bis in die letzten Ecken des Infields und das Quartett zündete relativ schnell die Highlights. Nach „Voice Of The Voiceless“ und der obligatorischen Wall Of Death, einer Art olympischen Moshpitdisziplin bei „Behind A Wall Of Silence“ und dem EDGE OF SANITY-Cover „Black Tears“, das die Menge frenetisch mitgrölte, hatte die Band in der ersten Hälfte ihres Sets bereits ordentlich Pulver durch die Kanonen gejagt. Was sollte nun noch kommen? Dieser Gedanke war allerdings die klassische Rechnung ohne den Wirt, denn auch nach hinten heraus, feuerten HEAVEN SHALL BURN aus allen Rohren. „Einfach hier zu sein und Spaß zu haben, das ist bereits ein politisches Statement“, lautete derweil das Zwischenfazit von Gitarrist Maik Weichert, der dabei natürlich auf die vielen Unwägbarkeiten des heutigen politischen Spektrums anspielte. Im Folgenden ließ die Band in diesem Sinne allerdings wieder ihre musikalisch verpackten Statements, etwa mit „Hunters Will Be Hunted“, sprechen und bog mit großer Wucht auf die Zielgeraden ein. Dass die Thüringer zweifellos Freunde von Coverversionen sind, dürfte jedem Kenner der Truppe bekannt sein. So zückten sie auch an diesem Abend mit „Valhalla“ von BLIND GUARDIAN noch den krönenden Abschluss, der vom gesamten Publikum mit letzter Energie mitgesungen wurde. Ein letztes Zucken der Lightshow und das Versprechen von Bischoff, nach dem Release eines neuen Albums wieder beim SUMMER BREEZE Open Air vorstellig zu werden, beschlossen den heroischen Auftritt.

DYMYTRY (21:35, WTS)

Nach beeindruckenden Support-Tourneen mit PANTERA, HÄMATOM und LORDI beehrten die tschechischen „five angry men“ dieses Jahr zum ersten Mal die Wera Tool Rebel Stage, zeitgleich zu HEAVEN SHALL BURNs Show auf der Main Stage. Sportliche Herausforderung also und bereits beim Opener „Revolt“ wurde klar, dass es sich beim anwesenden Publikum um textsichere, d.h. eingefleischte Fans handelte. Zur Geschichte der Band an dieser Stelle ein kleiner Exkurs: DYMYTRY sind eine Psy-Core-Band, welche mit „Five Angry Men“ ihr nunmehr siebtes Studioalbum erstmals mit dem Sänger Alen Ljubic herausgebracht haben. Während die vorigen Alben mit altem Sänger bisher nämlich nahezu vollständig in ihrer Landessprache aufgenommen wurden und sie auch nur da aktiv unterwegs waren, ist Ljubic 2020 als zweiter, europäisch agierender bzw. unterstützender Sänger beigetreten, was DYMYTRYs Wirkungskreis verständlicherweise exorbitant erweitert hat. Gespielt wurde am Samstagabend melodischer, aber stellenweise auch experimentierfreudiger Mitsing-Modern Metal und ein für das kurze Set ziemlich überraschend ausuferndes Drum-Solo von Miloš Meier, welche trotz der relativ überschaubaren Anzahl an aktiven Mit-Bangern mit einem nahezu durchgehend agierenden Circle Pit, Mitwinken und den obligatorisch auf der Bühne einhändigen Rädern von Gitarrist Jiří „Dymo“ Urban quittiert wurden. Es handelte sich um absolute Profis auf der Bühne, vielschichtige Songs, keine Scheu vor unterschiedlichen Elementen, was zusätzlich durch die für die „kleine Bühne“ mit vier Monitoren recht ausufernde Bühnendekoration nebst Animationen unterstrichen wurde. In dieser Konstellation und insbesondere mit Ljubic am Mikrofon kann man davon ausgehen, dass DYMYTRY auch hierzulande noch für ordentlich Aufsehen sorgen werden. Brzy na shledanou – bis bald!

MYRKYR (22:25, TS)

Samstagnacht um halb elf wurde es mystisch auf dem SUMMER BREEZE. Die dänische Ausnahmemusikerin Amalie Bruun schaute mit ihrem Projekt MYRKUR auf der T-Stage vorbei und bescherte allen, denen nach vier Tagen ausgedehnten Feierns der Sinn nach einem ruhigeren Ausklang stand, einen traumhaften Abschied. MYRKUR bezauberten mit einem atmosphärisch dichten Set ohne viele Ansagen, das den Zuschauer in seinen Bann zog. Frontfrau Amalie Bruun webte mit ihren Mitstreitern einen magischen Klangteppich aus elfengleichen Melodien, gepaart mit heavy Riffs, glockenklaren Vocals, vereinzelten Growls, mystischen Klängen und harten Drums. Ganze sieben Titel vom aktuellen Album “Spine“ umfasste die Setlist, wie zum Beispiel der gleichnamige Titeltrack, “Bålfærd“, “Mothlike“ oder “ Valkyriernes Sang“. Doch auch ältere Songs wie “Leaves Of Yggdrasil“, “The Serpent“ oder “Dybt I Skoven“ bekamen die Chance zu glänzen und luden das Publikum zum Träumen ein. Den Höhepunkt bildete “Odins Sang“, in dem die Sängerin die unter den Zuschauern anwesenden Heiden einlud, zusammen mit ihr den nordischen Göttervater Odin zu preisen. Mit den sphärischen Klängen von “Ulvinde“ verabschiedeten MYRKUR die Festivalbesucher nach einer Stunde purer Magie in die warme Sommernacht.

KORPIKLAANI (23:25, MS)

Nachdem HEAVEN SHALL BURN auf der Main Stage des SUMMER BREEZE Open Air nach einer gehörigen Party nur Schutt und Asche hinterlassen hatten, war an Aufräumen noch nicht zu
denken. Ganz im Sinne von „Dancing On The Grave“ enterte kurz danach das verrückte finnische Kollektiv von KORPIKLAANI die Bühne, um die Party stilistisch etwas anders fortzusetzen. Inhaltlich setzen sich Frontmann Jonne Järvelä & Co. mit Natur, nordischer Mythologie und natürlich dem lieben Alkohol auseinander, was sich schon mit den ersten Songs auf das Publikum übertrug. Die anwesenden Fans nutzten die folkigen Humppa-Hymnen um das Tanzbein zu schwingen und mit kühlen Getränken eine ausgelassene Zeit zu verbringen. Dabei stammten viele Stücke vom neusten Album „Rankarumpu“, das mit seinen kurzen prägnanten Songs im April diesen Jahres erschienen war. So verwandelte sich das Infield einmal mehr in einen ausgelassen tanzenden Reigen, auch wenn von den Zuschauern zumeist nur Textfragmente wirklich mitgesungen werden konnten. Doch unter Akkordeon- und Violinenklängen, untermalt von treibenden Metal-Rhythmen, reicht es manchmal eben auch, wenn im Rahmen eines Songs ein markiges „Vodka“ ertönt. Ein gelungener letzter wirklicher Partyhöhepunkt.

UNPROCESSED (23:30, WTS)

Wem das SUMMER BREEZE bislang nicht genügend progressive Klänge bereithielt, der kam bei UNPROCESSED vielleicht auf seine Kosten. ‚Vielleicht‘, weil progressiv hier weniger im klassischen Sinne, sondern eher als eine Mischung aus Pop, Metal, Djent, elektronischer Musik und viel Fingerfertigkeit definiert wurde. Vor allem die Gitarristen produzierten mit ihrer Schlagtechnik auf den Sechs- bis Achtsaitergitarren ungewöhnliche und knusprige Sounds. Der Vierer aus Wiesbaden legte aber auch großen Wert auf Bewegung, was Frontmann Manuel Gardner Fernandes in schönstem Denglisch so ausdrückte: „Schluss mit dem fucking Kaffeekränzchen, this is a fucking rock show!“ Und die Meute kam in Bewegung: Mal hüpfend, mal wild eskalierend, wenn das Quartett groovige Passagen anstimmte. Teilweise hatten die Songs aber auch ganz gefühlige Passagen, wie bei „Sacrifice Me“, und da verwandelte sich das Infield in ein Meer aus (Handy-) Lichtern, die als Scheibenwischer umhergeschwenkt wurden. Und da es dafür eh nicht mehr viele Gelegenheiten auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE geben würde, forderte Bassist David John Levy die Menge auf, doch so viele Crowdsurfer wie möglich nach vorne zu schicken – was gelang. Nach einer Dreiviertelstunde war das Spektakel vorbei, aber jeder war sich sicher: Das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir UNPROCESSED auf dem SUMMER BREEZE erleben durften!

CULT OF FIRE (00:20, TS)

Es spricht absolut für ein mutiges Billing-Händchen, wenn eine im Untergrund des Black Metal sehr spannende und viel beachtete Band, deren Gigs zudem rar gesät sind, einen der letzten Slots beim SUMMER BREEZE besetzt – nebst Gedudel von der Mainstage, aber das ist eine andere Geschichte. CULT OF FIRE waren zuletzt wieder häufiger auf Bühnen, spielen aber definitiv nicht an jeder Steckdose des Landes. Das spricht sich herum, weshalb viele Interessierte vor der T-Stage warteten – und staunten, als sich das imposante Bühnenbild vor ihnen präsentierte.
CULT OF FIRE zelebrierten ihr Ritual vor einem großen Backdrop und inmitten einer beeindruckend ausstaffierten Kulisse mit zwei bedrohlich beleuchteten Schlangen, in denen die Saitenfraktion saß – die gesamte Zeit über im Schneidersitz oder heimlich stehend, wie manche vermuteten, was dann von einem Plateau verschleiert wurde. Für mehr Räumlichkeit gab es noch einen vorderen Bühnenaufbau. Kerzen, Weihrauch und ein reich gedeckter Tisch, hinter dem Sänger Vojtěch Holub stand, rundeten das visuelle Spektakel ab. So viel Theater rund um die Musik kann schnell kitschig, aufgesetzt und allzu gewollt erscheinen. Bei CULT OF FIRE ist das anders, denn die Show wirkt gut durchdacht und bis zu den ritualistischen Details authentisch – er goss zum Beispiel etwas aus einem Minikrug über eine Figur. Ob langsam oder schnell, die Songs haben meist etwas Transzendentales, sodass wir uns passend zum Ausklang langsam von der herrlich hypnotischen Festivalkraft lösen und zufrieden wegtreiben lassen. Nur der Typ, der kindhaft mit einem Luftballon spielte, fühlte es irgendwie nicht.

INSOMNIUM (01:00, MS)

Das Programm auf der Main Stage beschlossen 2024 die finnischen Fan-Lieblinge INSOMNIUM. Die hatten zwei Jahre zuvor noch auf der T-Stage gegen den Regen angerockt und waren jetzt auf der großen Bühne gelandet: „Dankeschön, bitteschön, es ist super toll im SUMMER BREEZE zu spielen“, wie es Frontmann Niilo Sevänen liebenswert in seinem finnischen Deutsch ausdrückte. Und da auch die weiteren Bedingungen, a.k.a. das Wetter, heute stimmten, konnten alle Anwesenden sich voll der Musik hingeben, ja mit den melancholisch schönen Melodien eins werden. Und Melodien hatten die Finnen einige im Gepäck, egal ob in aktuellen Stücken wie „1696“ und „White Christ“ oder in Klassikern wie „Mortal Share“. Aber zupackend waren die Songs immer, sodass sich vor der Bühne ein Moshpit bildete und so mancher noch einmal heftig die Matte schüttelte. Auf der Bühne gab wie immer Gitarrist Markus Vanhala den Aktivposten, der sich bei seinen Soli die Gitarre ganz rockstar-like aufs Knie klemmte oder sie gleich durch die Luft wirbelte, während Niilo Sevänen mit seinen Grunzern für die nötige Erdung sorgte. Da übertrug sich die Energie wie von alleine aufs Publikum, dem bei allen Gänsehautmomenten nicht nur ums Herz wohlig warm wurde. In diesem Sinne: „Dankeschön, bitteschön, wunderschön!“

ROBSE (01:25, WTS)

Die Ehre des letzten Auftritts auf der Wera Tool Rebel Stage gebührte dieses Jahr Robse Dahn, seines Zeichens ehemaliger Sänger von EQUILIBRIUM, und seiner selbstbetitelten Band ROBSE. Die Band hatte ihr erst am Vortag veröffentlichtes Album “Harlekin & Krieger“ quasi zur Releaseparty im Gepäck und sichtlich Bock darauf, den Zuschauern trotz später Stunde eine gute Zeit zu bereiten. Es war beachtlich, wie viele sich nach den Strapazen der vergangenen Tage dann doch noch aufgerappelt haben um dem Auftritt beizuwohnen, manche schafften das allerdings nur noch am Rande im Gras sitzend – aber hey, Dabeisein ist alles! Unmittelbar vor der Bühne war aber direkt von Beginn an eine engagierte Fanmeute dabei ordentlich Action zu machen und sogar noch mal eine letzte Wall Of Death aus dem Boden zu stampften. Durch das engagierte und sympathische Aufspielen der komplett schwarz gewandeten Band wuchs die Zuschauermenge über die Show kontinuierlich an und besonders Keyboarderin und BackUp-Sängerin Alina Lesnik war ein absoluter Hingucker. Alles in allem schienen sowohl die Fans als auch die Band um den Brandenburger Fronter nach der Show sehr zufrieden mit dem SUMMER BREEZE-Debüt, das aus musikalischer Sicht tatsächlich viel Potenzial geboten hat und auch durch die ein oder andere Zote von Fronter Robse in Erinnerung bleiben dürfte.