THE OTHER hatten als Opener ja schon morgens das Punkfähnchen hochgehalten und Psychopunch machten jetzt im großen Stil ein ordentliches Punkrock-Fass auf. Nach einem launigen Intro legten sie direkt mit einer Granate wie „Poison Alley Groove“ los und konnten die Regenwolken zwar nicht vertreiben, verströmten aber so viel gute Laune, dass man das miese Wetter fast vergaß. Obwohl Punkrock beim Festival nun wirklich nicht im Übermaß vertreten ist, haben wohl viele Leute gerade auf eine derartige Auflockerung gewartet und so rannten die sympathischen Schweden quasi offene Türen ein. Bassist Mumbles und natürlich auch Gitarrist und Fronter JM gaben die Punkrocker par Excellance, während sich Gitarrist Joey eher zurück hielt, dann aber auch mal Burneransagen wie „You want some more? … pay me!“ brachte. Sehr authentisch auch die Jack Daniels-Flasche auf dem Drumriser. Gegen Ende ihrer Show gabs beim „Blackriversong“ dann tatsächlich schunkelnde Fans bevor die Band mit dem Smasher „Back In The Days“ zum umjubelten Endspurt ansetzte.
Eine passendere Band um dieses dreitägige Fest angemessener ausklingen zu lassen, wäre wohl kaum zu finden gewesen. Die Briten MY DYING BRIDE wurden seit Jahr und Tag sehnlichst von den Fans auf dieses Festival gewünscht und jetzt ist es nun endlich wahr geworden. Die melancholischen Deather pendelten gekonnt zwischen ruhigen, fast schon sphärischen Passagen und Death Metal-Parts. Ihr Hohepriester am Mikro, Aaron Stainthorpe, zog mit seiner düsteren Erscheinung die Blicke auf sich: hochgewachsen, hager, bis auf weisse Manschetten und einem ebensolchen Kragen an seinem Hemd ganz in schwarz gekleidet und mit seinem nachtschwarzen Harr und Spitzbart erinnerte er latent an Rasputin. Er gab sich völlig der Musik hin, gestikulierte mit seinen mit blutroten Ornamenten bedeckten Händen, warf sich auf die Knie und wälzte sich beim Durchleben der Songs gar auf dem Boden. Die kleine Keyboarderin im Rüschenröckchen werden viele im Bühnenhintergrund neben dem Schlagzeuger kaum bemerkt haben. Sänger Aaron konnte sich blindlings auf seine fehlerfrei agierenden Musiker verlassen und dieser Auftritt liess bis auf die Dauer wohl wenig zu wünschen übrig. Zwar konzentrierte man sich auf die neueren Alben, die Show war aber an Intensität kaum zu überbieten und besonders das abschliessende „Forever People“ sorgte für Gänsehaut galore. Der perfekte Ausklang für drei tolle Tage eben. See you next year!
Auf diesen Abschluss hatten viele Fans seit Tagen gewartet. Die mächtigen FEAR FACTORY beehrten das Summer Breeze. Ihren Auftritt läuteten die Amis mit IRON MAIDEN´s „Number Of The Beast“ ein. Die Anzahl der Boxen auf der Bühne konnte zwar nicht ganz mit der von GAMMA RAY mithalten, bildete aber nichtsdestotrotz ein imposantes Bühnenbild. Selbstbewusst wählte die Band „540,000 Degrees Fahrenheit“ und „Transgression“ vom aktuellen Album als Einstieg ins Set. „Shock“ war dann der erste Song aus der Zeit als Dino Cazares noch Mitglied in der Band war. Auch die Klassiker kamen keineswegs zu kurz und sowohl die Hits von „Demanufacture“ als auch von „Soul A New Machine“ wurden in der Mitte des Sets zelebriert. Bevor die Band mit dem obligatorischen „Replica“ das reguläre Set beendete gaben sie „Linchpin“ vom „Digimortal“-Album zum Besten, der seit 2001 zum ersten Mal auf einer deutschen Bühne gespielt wurde. Der Sound bot keinerlei Anlass für Kritik und ballerte amtlich. Das Quartett war spürbar in Spiellaune und insbesondere Frontmann Burton C. Bell war stimmlich voll auf der Höhe. Dies belegte er bei der Zugabe „Timelessness“ die er vollkommen alleine zu eingespielten Samples darbot. Kleinere technische Probleme mit der Gitarre wurden professionell und schnell gelöst. Ein wahrlich würdiger Headliner, der seiner Rolle voll gerecht wurde.
Mit UNLEASHED betraten die Mitbegründer der Viking Metal-Bewegung als Co-Headliner die Painstage und knallten nach einem stimmungsvollen Intro dem hungrigen Publikum direkt den Kracher „Never Ending Hate“ vor den Latz. Der Anfang eines für viele Fans sicherlich zu kurzen Sets, welches sich jedoch ausschließlich aus Höhepunkten der Bandgeschichte zusammensetzte: neue Songs nach der Reunion standen gleichberechtigt neben älteren Krachern. Frontmann Johnny Hedlund feuerte seine Warrior, wie er das Publikum nannte, mit genau den richtigen Worten an und prostet ihnen zu. „Death Metal Victory“, so heißt nicht nur der Hit der Schweden sondern steht auch stellvertretend für ihren Auftritt. Entfesselte Headbanger so weit das Auge reicht. Als Belohnung gaben UNLEASHED einen brandneuen Song vom kommenden Album zum Besten, der ebenfalls wohlwollend aufgenommen wurde. Nach dem letzen Song „Into Glory Ride“ wurde die Truppe dann noch für eine Zugabe zurückgepfiffen.
Nach dem bizarren „Bambi auf die Pain-Stage“-Zwischenspiel wurde der nächste Auftritt mit durchdringendem Sirenengeheul und GAMMA RAY-Chören der Fans eingeleitet. Als dann das Bühnenlicht anging sahen sich die Fans erst mal mit der atemberaubendsten Kulisse des Festivals konfrontiert, die Heavy Metal-Band hatte groß aufgefahren, denn das Auge isst ja schließlich mit. Das Hintergrundfüllende Backdrop mit dem Bandschriftzug war da noch nichts soo besonderes, eher schon die unzähligen Gitarrenboxen, die links, rechts und sogar vor dem Schlagzeugriser aufgetürmt waren und links und rechts noch von großen Motivwänden flankiert wurden. Fronter und (Ex-HELLOWEEN-) Legende Kai Hansen kam entsprechend schon mit einem fetten Grinsen auf die Bühne, genoss das Tosen des Publikums sichtlich und hatte für die folgende Show leichtes Spiel, die Fans frassen ihm quasi aus der Hand. Mit derart frenetischen Reaktionen hatten wohl die wenigsten gerechnet und man muss hier schon von einer Art heimlichem Headliner sprechen. Der einstündige Siegeszug zeigte die Band spielfreudig und humorvoll, man hatte sichtlich Spaß bei der Sache, zog auch in Sachen Posen sämtliche Register und als „Rebellion In Dreamland“ dann in den HELLOWEEN-Klassiker „I Want Out“ übergeleitet wurde, gab es kein Halten mehr für die Fans. Unzählige Arme reckten sich in den Nachthimmel und freuten sich zum Schluss noch über die Zugabe „Send Me A Sign“ nach der sich die Band an der Bühnenkante in den Armen lag und sich mehrmals vor dem Publikum verbeugte.
Ähnlich wie zuvor bei NEGATIVE trotzten im Anschluss auch vor der Pain Stage eine Menge tapferer und scheinbar wasserfester Anhänger dem Wetter und bereiteten den BLOODFLOWERZ einen herzlichen Empfang. Die Band ging hoch motiviert ins Rennen, hatte ihr neues Album „Dark Love Poems“ doch erst kürzlich das Licht der Welt erblickt und durchweg begeisterte Kritiken erhalten. Das Licht der Welt wird wohl auch bald das erste Kind von Sängerin Kirsten erblicken, die im deutlich schwangeren Zustand eine gewohnt charismatische Performance bot und von ihren Jungs an den Instrumenten solide durchs Set getragen wurde. Mit „Sajida’s Song“ startete man in ein smart gemischtes Set aus den Songs des neuen Albums, vergass aber auch nicht mit Songs wie der Bandhymne „Diabolic Angel“, „Ablaze“ und „Black Snake Sister“ Songs der vorigen Alben zu integrieren. Die ersten Reihen zeigten sich jedenfalls sehr textsicher und freuten sich besonders über die Extraportion Mittelalter zum Gothic Metal, die in Form von „Anthem For A Stranger“ und dessen eingeschliffenen Schalmeien verabreicht wurde. Höhepunkt der Show war die aktuelle Single „Damaged Promises“ und sowohl auf als auch vor der Bühne gab es nach der Show viele glückliche Gesichter.
Mit der Band brach die Stunde der pinken Hosen, großen Posen und der Stretchjeans an. Der Sänger punktete mit hautengen, strahlendweissen Hosen samt herunterhängenden Hosenträgern und der Figur eines zierlichen Mädchens, während sein Gitarrist offensichtlich Pink als das neue Schwarz auserkoren hatte und sogar eine vollrosa Gitarre spielte. Neben dem Drummer gabs ein weiteres Podest für den Keyboarder, der sich auch ordentlich ins Zeug legte, wie die gesamte Band überhaupt angetreten war um ordentlich das Haus zu rocken. Sänger Jonne Aaaron Liimatainen, Basser Anti und der Gitarrist auf der linken Seite, Larry Love, waren ständig auf der Bühne unterwegs, posten was das Zeug hielt und boten den fast komplett von der Damenwelt belegten ersten Reihen ordentlich was fürs Auge. Aber auch spielerisch konnte sich das durchaus sehen lassen. Die Band destillierte das Beste von GUNS’N’ROSES und H.I.M. zu ihrem ganz eigenen hochprozentigen Feuerwasser. Love sprang für eines seiner Soli sogar waghalsig von der Bühne auf die im Graben stehenden Bassboxen. Mitten im Set der Finnen wurde es dann Zeit für verstärkten Schirm-Einsatz, da sich die Himmelsschleusen wieder weit öffneten – worunter die Frisuren in den ersten Reihen zwar etwas litten, was aber nichts am Durchhaltewillen der Fans änderte. Die hielten ihren Helden tapfer und treu die Stange. Im hinteren Bereich lichteten sich die Reihen etwas, dafür wurde es unter den Standvordächern wieder enger. Die Band litt mit ihren Fans und man hatte den Eindruck, dass sie sich nur noch mehr ins Zeug legten und feuerten Hit um Hit in die Menge. Kurz vor dem letzten Song geriet das Ganze dann aber unfreiwillig zu einem „Miss-Wet-T-Shirt“-Contest als es plötzlich wie aus Kübeln schüttete.
Black Metal der etwas anderen Art boten am frühen Abend THYRFING aus Schweden. Zwar war die Truppe bemalt, jedoch nicht genretypisch in Schwarz/Weiß, sondern eher so als kehrten die Musiker gerade vom Tagebau zurück. Auch auf Nieten, Spikes und Leder verzichteten die Jungs und traten stattdessen in normalen Alltagsklamotten und Sneakers auf, was die Band irgendwie sympathisch machte. Lediglich Sänger Thomas Väänänen viel aus dem Rahmen und war mit reichlich Kunstblut beschmiert. Stilistisch ließen es THYRFING wesentlich gemächlicher angehen als die meisten Genrekollegen. Die Songs bewegten sich meist im groovigen Midtempo. Kontrastprogramm zu den fiesen Shouts von Väänänen bot der zweite Sänger mit seinen klaren Gesangsparts. Beim Publikum kam das überaus gut an wie ein sehr gut gefüllter Bühnenvorraum belegte.
Der eine oder andere hat sich beim Auftritt von CORVUS CORAX sicherlich gefragt ob er auf ein anderes Festival gebeamt wurde. Von Gitarren und Drums ist auf der Bühne nichts zusehen. Wo sonst das Schlagzeug stand waren nun zwei imposante Percussion-Aufbauten mit Schlaginstrumenten aus einer anderen und offensichtlich sehr Holz-dominierten Zeit. Statt Gitarren gaben Sackpfeifen den Ton an, teilweise bis zu vier gleichzeitig. Munter wechselte die Band zwischen Flöten, Sackpfeifen, Pauken, Schalmeien und seltsam anmutenden Streichinstrumenten hin und her, die in der Zwischenzeit stilecht in Bastkörben gelagert wurden. Solche Instrumente kann man natürlich nicht von der Stange kaufen, weshalb CORVUS CORAX, was übrigens die lateinische Bezeichnung für den Kolkraben ist, diese gleich selbst baut. Gesang gab es dabei nur selten zu hören, stattdessen dominierten die Blasinstrumente die von donnernden Percussions unterstütz wurden. Sowohl die Kleidung der Spielleute als auch ihre Ansagen machten den Anschein als stammen sie direkt aus dem Mittelalter. Das Publikum schien anfangs tatsächlich etwas irritiert zu sein, freundete sich jedoch sehr schnell mit der Band an und lies sich zum Tanzen, Klatschen und Schreien animieren, was das Festival quasi in einen mittelalterlichen Jahrmarkt verwandelte. Die gute Resonanz ist ein Beleg dafür, dass eine Band wie CORVUS CORAX und die Abwechslung die sie ins Lineup brachten eine echte Bereicherung für das Festival darstellte.
Den Opener der Mainstage gaben am Samstag die aus der MISFITS-Coverband GHOULS hervorgegangen THE OTHER. Zwar spielt die Band nun eigene Songs, die Orientierung am großen Vorbild ist jedoch nach wie vor offensichtlich. Nicht nur musikalisch, auch optisch schmücken die Jungs sich mit ähnlichen Assecoires und vor allem ähnlicher Bemalung wie Jerry Only & Co.. Lediglich der Drummer fiel mit seiner Verkleidung als morbide Mischung aus Arzt und Metzger aus der Reihe. Die Band schrammelte ihre hymnischen Songs recht flott herunter und legte souveränes Stageacting an den Tag. Insbesondere der letzte Song „We Are The Other Ones“ blieb als Ohrwurm im Gedächtnis. Unter den wenigen Frühaufstehen, die es zur Show geschafft haben, finden sich einige MISFITS- und THE OTHER-Shirts wieder, deren Träger die Show sichtlich genossen. Der MISFITS-Coversong, den man eigentlich erwartet hätte, blieb leider aus. Dennoch waren THE OTHER eine erfrischend andere Band im Lineup.
Die Band stand vor zwei Jahren ja schon auf den Plakaten fürs Breeze, erschien dann aber nicht und erhielt in diesem Jahr also eine zweite Chance. So richtig heiss waren sie nicht aufs Spielen, denn zu Beginn ihres Auftritts, suchte sich Sänger und Gitarrist Olaf „Pazzer“ erst mal ein Werkzeug um an den Inhalt einer erbeuteten Bierflasche zu kommen. Im Folgenden unterbrach die Band ihr Set mehrmals um bereitgestellte Becher mit Wodka ins Publikum zu reichen – andere Bands hätten vielleicht lieber einen Songs mehr gespielt… Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Show war auch der permanente massive Einsatz der Nebelmaschinen. Aber TOTENMOND sind ja seit jeher schwer zu greifen, stilistisch irgendwo zwischen Punk, Thrash und streckenweise sogar Grindcore angesiedelt, machten Ansagen wie „Hey Ihr bayerischen Wichser, wir sind ja nicht zum Spaß da“ es dem uneingeweihten Zuschauer auch nicht gerade leichter Zugang zum Kosmos der Band zu finden. Songs wie „Macht kaputt, was Euch kaputt macht“ sorgten für begeisterte Reaktionen bei den Fans, die es sogar zum ein oder anderen Moshpit schafften vom Himmel für ihre Anstrengungen aber mit einsetzendem Regen bestraft wurden. Bei „Alles ist grau“ schüttete es dann derart, dass sich das Publikum zu große Teilen um Unterschlupf bemühte. Nach „Die Macht des Feuers“ war dann auch bald Schicht im Schacht und der Sänger verabschiedete sich mit einem herzerwärmenden „Nazis raus und dankeschön ihr langhaarigen Wichser!“ Irgendwie leicht schräger Auftritt, aber die Band ist wenigstens einzigartig und hat jede Menge Charakter.
“Stille Nacht” hört man sonst auch eher selten als Intro bei einer Metalshow, aber die Schweden CARNAL FORGE haben eben so ihren eigenen Humor. Überhaupt scheint bei den Schweden irgendwas im Trinkwasser zu sein, denn am Donnerstag hatten ihre Landsleute von THE HAUNTED schon modernen Thrash Metal allererster Kajüte serviert und der Fünfer um den charismatischen Frontmann Jens C. Mortensen liess jetzt erneut die Keule kreisen, denn nach dem besinnlichen Intro gings quasi direkt von null auf hundert. Der Fronter mutete mit seinen arschlangen Dreads und dem Schokoteint eher nach Jamaica denn nach Skandinavien an, aber das passte ja auch prima zum Wetter. Die High-Speed-Thrasher wurden immer mal wieder durch groovige Passagen und Midtempo-Parts aufgebrochen und obwohl die Band sich wahrlich voll ins Zeug legte, blieben die Reaktionen im Publikum eher verhalten – da merkte man eben, dass es bereits der dritte Tag war und und zudem der Planet ordentlich vom Himmel stach. Der Drummer sang mittels eines Headsets zusätzlich auch noch Backup-Vocals und als Bonbon gabs gegen Ende des Sets sogar noch zwei brandneue Songs vom kommenden Album. Einen davon, „Burning Eden“ kündigte der Sänger als „Radiosingle“ an und las Rausschmeißer servierte die Band noch ihre Hymne „I Smell Like Death“.
NECROPHAGIST liefern am frühen Mittag schwer verdauliche Kost. Ihre Interpretation des Death Metal war gleich in mehrerlei Hinsicht extrem. Extrem brutal und kompromisslos, aber auch extrem technisch. In wahnwitziger Geschwindigkeit flitzen die Finger übers Griffbrett und ballerten die Stöcke auf die Felle. Da blieb keine Kinnlade geschlossen. Dabei wies die Band recht viele Einflüsse von MORBID ANGEL auf, toppten diese jedoch in technischern Hinsicht noch. Trotz der hohen Komplexität war in den Songs eine deutliche rote Linie zu erkennen. In den eingestreuten Solos konnten gar Melodien ausgemacht werden. Angesichts dieser atemberaubenden Performance ist es kaum verwunderlich, dass die Band in den USA mächtig angesagt ist – für einen deutsche Band wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Auch auf dem Summer Breeze stieß die Band auf offene Ohren. Videoaufnahmen dieses Auftritts könnten ohne Probleme als Lehrvideo in Musikhochschulen verwendet werden, auch wenn dem Schlagzeuger gegen Ende ihres Sets etwas die Luft ausging.
LEGION OF THE DAMNED, die früher unter dem Bandnamen OCCULT firmierten trieben Freunden des schnellen Death Metals die Freudentränen in die Augen. Die Niederländer bolzten was das Zeug hält und erinnern stilistisch an einen brutalen Bastard aus BOLT THROWER und SLAYER. Die Songs waren meist im oberen Tempobereich positioniert, warteten aber immer wieder auch mit höllischen Moshparts im gedrosselten Tempo auf. Die Gesichter der Bandmitglieder bekam man relativ selten zu sehen, da diese entweder permanent am Rotieren waren oder sich ihre Haare wie ein Vorhang vor das Gesicht legten. Vorne war beim Sänger dort wo das Mikro rausguckte. Doch auch vor der Bühne wehten die Haare und kaum ein Kopf stand, im gut gefüllten Bühnenvorraum, still. Mit ihren offensichtlichen SLAYER-Einflüssen hält die Band nicht hinterm Berg und leitet „Bleed For Me“ sogar mit einem Zitat der amerikanischen Metalgötter ein. Fette Performance.
Wie ein sexy Hüftschwung auszusehen hat zeigte die österreichische Combo VISIONS OF ATLANTIS. Deren Sängerin war jedoch nicht nur ein optischer Blickfang, sondern verfügte auch über eine überaus betörende Stimme, die im Wechsel mit ihrem männlichen Duettpartner für Kontraste sorgte. Die Bandbreite der Songs reichte von straightem Power Metal bis hin zu gefühlvollen Balladen. Immer versehen mit einer klassischen Note und von Keyboardflächen untermalt. Vergleiche mit WITHIN TEMPTATION oder auch NIGHTWISH liegen da natürlich nahe. Den Videotrack „Lost“ kannten dann offensichtlich auch einige Fans und ließen sich gerne zum Mitsingen anstiften.
Da dürfte sich so mancher Unvorbereitete schnell suchend nach seiner Kinnlade gebückt haben. Eine der absolut besten französischen Bands machten trotz früher Stunde keinerlei Gefangenen und mähten gnadenlos alles nieder. Mit „Lizard Skin“ von ihrem 2000er Debut „Terra Incognita“ starteten sie fulminant in ihr Set und schickten gleich „Backbone“ vom aktuellen „From Mars To Sirius“ hinterher. Ihr wuchtiger Sound irgendwo zwischen Industrial und Grind/Death ist wahrlich einzigartig und wurde vom Publikum mit offenen Mündern quittiert. Basser Jean-Michel schaffte es trotz des sehr komplexen Materials beim Spielen abzugehen wie nichts Gutes und Schlagzeuger Mario Duplantier überbot doch tatsächlich noch den Drummer von 1349. Dieser Name wird oft fallen, wenn es bei den Rezensionen dann um Überraschungen und Gewinner des Festivals geht und wie man so hört sind an der Band auch schon mehrere große Labels dran. 30 Mnuten, die viel zu schnell vorbei waren!
Beim Einmarsch der Truppe musste man spontan an die Herr der Ringe-Trilogie denken, irgendwas grob in Richtung Rohan… jedenfalls traten sie alle in Kleidern auf, die man dieser Tage nicht alltäglich sieht und zudem trugen die Männer ausnahmslos imposante Bärte. Das Publikum bereitete den Norwegern jedenfalls ein warmes Willkommen. Unter den vielen Bands nahmen sie auch eine einzigartige Position ein, zwar gab es auch einzelne Metalpassagen, über weite Strecken dominierten aber Folk, ruhige Momente, Geigen und der streckenweise opernhaft hohe Gesang von Sängerin Stine Mari Langstrand. Ungewöhnlich auch der Aufbau: die Boxen standen an der Seite und im hinteren Teil der Bühne waren zwei Riser mit Schlagzeug und Keyboards platziert. Bassist Espen Hammer beeindruckte mit prägnantem Spiel und der höchsten Basssaiten-Anzahl des Festivals: gegen Ende des Sets brachte er es auf stolze acht Seiten. Für den dritten Tag des Festivals UND die frühen Stunde ernteten sie erstaunlich gute Resonanzen – und zwar völlig zu Recht!
Die ersten Arschtritte des Tages verteilten PERZONAL WAR auf der Painstage. Die Newcomer rockten so souverän als stünden sie jeden Tag auf Bühnen wie dieser. Eine Tatsache die von den allmählich aus den Zelten kriechenden Fans mit wohlwollendem Kopfnicken quittiert wurde. Der moderne Metal, der Einflüsse von METALLICA beinhaltet, groovt und rockt was das Zeug hält. Der melodische Gesang hat die nötigen Eier und fügt sich perfekt in den Sound ein. Und mit der Ankündigung der nächste Song sei der morgendliche Kaffe ohne Tasse von Frontmann XY konnte so unterschrieben werden. Die Band schaffte es noch vor dem Mittagessen ein Lächeln auf müde Gesichter zu zaubern und ein erstes Moshbedürfnis zu wecken. PERZONAL WAR waren genau die richtige Band zur richtigen Zeit.