Seiten in diesem Artikel
- Summer Breeze 2014
- DONNERSTAG, 14.08.2014
- FREITAG, 15.08.2014
- SAMSTAG, 16.08.2014
Seit ihrer Tour mit UNHEILIG sind MONO INC. nicht mehr aus der Gothic Szene wegzudenken und haben ihren Status beim SUMMER BREEZE mit jeder Teilnahme ausbauen können. 2014 sind MONO Inc. Also angesagter denn je und versammeln am frühen Abend Tausende vor der Pain Stage. Welchen Stellenwert die Formation mittlerweile erreicht hat, ließ sich unschwer an den Sprechchören erahnen, die bereits lange vor ihrem Erscheinen lauthals den Bandnamen skandierten. Als Fronter Martin Engler, gekleidet in einen knöchellangen schwarzen Mantel, schließlich seinen Bandkollegen folgte und “Heile, heile Segen“ anstimmte war ein Feuerwerk des deutschen Liedgutes eröffnet. Aus voller Kehle grölte die Masse, die wohl bewusst simpel gehalten Textpassagen mit. Auch Drummerin Katha hatte ihren Anteil und zeigte sich treffsicher hinter ihrer Schiessbude. Engler ist ein versierter Entertainer und verstand es das Publikum zum Äußersten zu treiben. Die letzten Barrieren fielen schließlich als der Vierer IGGY POPS “Passenger“ anspielte. Untermalt wurde das Set von einer opulenten Bühnenshow aus Feuer, Licht und Pyros. Damit hatte Engler seine “Jünger“ soweit, dass sie sich bereitwillig vom “Meister“ dirigieren ließen. Noch vor zwei Jahren auf einem Mittagsslot positioniert, durften MONO Inc. am diesjährigen Finaltag die hereinbrechende Nacht besingen und bestätigten ihren Slot eindrucksvoll . Ein starker Auftritt der Formation, die ihren Zenith wohl noch nicht erreicht hat und die vielleicht schon bald die ganz großen Hallen füllen wird.
Der letzte Slot des Festivals ist traditionell kein leichter Startplatz für eine Band. Dem Publikum stecken vier Tage Bands und Feiern in den Knochen und da bedarf es schon so einigem das Volk zur späten Stunde noch bei der Stange zu halten. Im letzten Jahr waren LONG DISTANCE CALLING die perfekte Band für den Ausklang und in diesem Jahr schickten sich die Norweger SAHG an dem Festival einen würdigen Abschluss zu verpassen. Vor einem großen Backdrop im Bühnenhintergrund startete die Band pünktlich in ihr Set und hatte die Anwesenden schnell im Griff. Und trotz der Strapazen der letzten Tage gelang es Sänger Olav und seinen Mitstreitern Iversen mit jedem Song mehr Resonanz vom Publikum zu bekommen, gegen Ende schwang sich sogar nochmal ein Crowdsurfer über die Köpfe! Schlagzeuger Thomas Lonnheim machte tatsächlich am meisten Show und wirkte dabei, als hätte er sich seit zehn Jahren nichts sehnlicher gewünscht als ein Schlagzeug und er es erst unmittelbar vor der Show zu Weihnachten bekommen. Bonuspunkte dafür, dass sie wussten, warum die Bühne T-Stage heißt und T einen Song gewidmet haben. Mit ihrem leidenschaftlichen Metal zwischen Doom und Stoner waren sie definitiv eines der Highlights des Festivals.
MANTAR dürfen getrost als Shootingstars bezeichnet werden und sind zu Recht Gast auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE. Das zu Anfang des Jahres veröffentlichte Debüt “Death By Burning“ kommt ganz ohne Bass aus und wurde lediglich zu zweit eingespielt. Als eine der letzten Bands des Festivals zieht das Hamburger Duo noch erstaunlich viele Leute vor die Camel Stage. “Klotzen statt kleckern“ war wohl das Motto, denn ohne viel Worte ging es mit “The Berserker’s Path“ los. Der Sound von MANTAR soll nicht schön sein, sondern roh und dreckig, was live ausgezeichnet funktionierte. Zusammen mit den fiesen Vocals von Gitarrist und Sänger Hanno verband sich das in ein ungemein intensives Gebräu aus Doom, Punk, Sludge und angeschwärztem Metal. Die Nebelmaschine war durchgängig in Betrieb, während Hanno ein tonnenschweres Monsterriff nach dem anderen aus der Gitarre quälte und seinen Körper beim Stageacting alles andere als schonte. Leider musste zum Ende hin “White Nights“ aus Zeitgründen von der Setlist gestrichen werden. Dennoch: ganz starker Auftritt einer aufstrebenden Truppe.
Die NY-Hardcore/Crossover-Heroen BIOHAZARD haben sich in letzter Zeit etwas rar gemacht. Das SUMMER BREEZE 2014 zählte glücklicherweise zu den ausgewählten Festivals, die die Amis diesen Sommer mitgenommen haben. Und wer glaubt, dass sie ihren Zenit bereits weit überschritten haben, wurde schnell eines Besseren belehrt. Denn die Band um das Gitarristen-Duo Billy Graziadei und Bobby Hambel sprang herum, als seien sie nicht älter als 18 Jahre. Dazu gab es noch ein richtig fettes Old School-Set, dass nur die ersten drei Alben berücksichtigte. Ganze fünf Tracks kamen dabei von ihrem Referenzalbum „Urban Discipline“. Gleich zu Beginn gab es mit „Shades Of Grey“ den ersten Kracher, welcher sofort von „What Makes Us Tick“ getoppt wurde. Und bei dem BIOHAZARD-Song schlechthin „Punishment“ brachen alle Dämme, was durchaus wörtlich genommen werden sollte. Denn die Band forderte die Security auf die Leute auf die Bühne zu lassen. Diese wurde selbstverständlich sofort von den ersten Reihen gestürmt, so dass die Bühne ziemlich voll war und die Band zwischen drin kaum noch auszumachen war. Ein Bild für die Götter. Vor allem als vom Drumriser herab die ersten Stagedives ausgeführt wurden und doch tatsächlich ein Circle-Pit auf der Bühne seine Runden drehte. Kaum war der Song vorbei, deckten sich einige noch mit jedem greifbaren Souvenir, vornehmlich Plektren, Drum Sticks und die Setlist, ein, machte noch ein paar Bilder mit ihren Helden – die Frauen der Schöpfung wurden von Basser Scott Roberts sogar mit Küsschen links, Küsschen rechts einzeln begrüßt – und ein denkwürdiger Auftritt ging zu Ende.
Das SUMMER BREEZE verbindet: Menschen, die eben noch eine neumodisch orientierte HEAVEN SHALL BURN-Show verfolgt haben, pilgerten herüber, um im Anschluss dem Black Metal von WATAIN zu lauschen. Wobei auch der visuelle Aspekt nicht zu verachten ist. Mindestens zu einem Drittel sind die Shows der Schweden auch eine Art Ritual. Die Bühne war wie gewöhnlich dekoriert, sprich: Tierschädel, umgedrehte Kreuze, Knochen, Banner, Kerzen und die Schatzkiste von Fronter Erik, aus der er während des Auftritts mehrfach Utensilien fischte, um sie in die Darbietung zu integrieren. Passenderweise wurde die Stage in ein intensives Rot getränkt und ein wenig Nieselregen setzte exakt zum Start ein. Black Metal ist Wolkenbruch! Fronter Erik erschien wie erwartet mit einer Fackel auf der Bühne und es schien, als wäre jeder Schritt, jede Handbewegung, durchdacht. Kurz darauf tänzelten Flammen an zwei flankierenden Symbolen. Get the ritual started! Insgesamt befanden sich auffällig viele neue Songs im Set, das dann auch mit einem “The Wild Hunt“-Doppelschlag in Form von “De Profundis“ und “Black Flames March“ ins Rollen kam. Dazu gesellten sich zwei Nummern vom Vorgängeralbum und das unverzichtbare Epos “Stellarvore“ vom 2007er-Werk “Sworn To The Dark“. Die Anwesenden hatten richtig Bock auf WATAIN und ließen sich auch auf die Elemente ein, die abseits des Musikalischen liefen – da wurde nicht gepfiffen oder fordernd gegrölt, sondern interessiert beobachtet, während Erik sein Werk verrichtete. Der stakste dann sogar mit einem Kelch in der Hand an der Absperrung vor der ersten Reihe entlang – scheinbar auch ein Teil seines ganz speziellen Rituals. Doch zurück zur Musik. Soundtechnisch ging alles glatt und so krachten die feingliedrigen Songstrukturen gut hörbar aus den Boxen. Mal stumpf riffend, mal melodisch schreddernd, immer genau auf den Punkt. Gut eingespielt waren die Schwarzmänner in jedem Fall! Das monumentale “The Wild Hunt“ setzte dann einen würdigen Abschlusspunkt und Erik zugleich ein fettes Ausrufezeichen in Form von live ansprechend umgesetztem Klargesang.
HEAVEN SHALL BURN waren gerade mit den letzten Akkorden ihres immensen Abrisses auf der Main Stage beschäftigt, da schickten sich bereits ZATOKREV auf der Camel Stage mit “Goddamn Lights“ an, es ihnen gleichzutun. Die Schweizer bedienten das genau entgegengesetzte Ende vom Geschwindigkeitsspektrum, waren dabei jedoch nicht minder brachial. ZATOKREV brachten genau das rüber, was viele im Sludge Doom heute leider vermissen lassen: brachiale Inbrunst, sowohl was den Sound als auch die Perfomance angeht. Mit mächtigen Gitarrenwänden und stampfenden Drums warfen sich alle Beteiligten in jeden Moment, der auch nur ein zartes Headbangen ermöglichte. Und wie es sich für eine ordentliche Kapelle ihres Schlages gehört, war nicht ausreichend Platz auf der Setlist für mehr als drei Songs. Allesamt Zehnminüter, konnten das melodische “Medium“ und vor allem “…Zato Krev“ als Drone-Szenario überzeugen. So heavy, dass die Saitenfraktion zur Mitte des Songs gar ihre Instrumente auf dem Boden bespielte. Schade, dass ZATOKREV nicht mehr als eine halbe Stunde Zeit hatten um sich zu präsentieren, denn ihr Auftritt machte definitiv Appetit auf mehr.
Wenn zwei Abrisskommandos parallel spielen, wohin geht man dann? Auf der Main Stage randalierten HEAVEN SHALL BURN, und die Legion aus dem Nachbarland zerlegte das Zelt. So viel sei gesagt: Wer sich für LEGION OF THE DAMNED entschieden hat, hat rein gar nichts falsch gemacht. Die Holländer sind dafür bekannt, sich während einer Tour gern mal gemeinsam das eine oder andere Steak zu genehmigen, und es schien, als wären die Stücke diesmal besonders saftig gewesen. Die Combo strotze jedenfalls nur so vor Energie und bolzte sich ohne großes Brimborium durch ein amtliches Set. Stand man weiter hinten, verbreitete der Anblick der von Kunstnebel umwölkten Stage sogar die passende Weltuntergangsstimmung. Allerdings war der Sound hinten etwas dumpf, also schnell wieder nach vorne, wo schon ein kleiner Pit seine Runden drehte und ein Zuschauer mit Corpsepaint das Geschehen verfolgte. Fronter Maurice lief engagiert von einer Seite zur anderen und schüttelte fleißig die überlange Mähne. Meine Güte, diese Haare! Nimmt man alle Bandmitglieder zusammen, hat man wohl die mit Abstand längste Matte des Festivals! Da ging jedem Metalhead das Herz auf, wenn die Mannschaft nebeneinander bangte. In dem Fall Thrash Metal, der sehr viel brachialer daherkommt als bei vergleichbaren Combos. Allein der Beginn von “Cult Of The Dead“ beweist, welche Durchschlagskraft die Stücke von LEGION OF THE DAMNED haben. Da war so manch einer frisch geföhnt nach dem Gig!
Bereits zum fünften Mal waren die Thüringer auf dem SUMMER BREEZE dabei – und zum zweiten Mal in Folge verteidigten sie Ihren Platz als Headliner auf der Main Stage. Denn HEAVEN SHALL BURN sind nicht nur eine Band – hier ist der Name Programm: Die Bühne verwandelte sich in ein apokalyptisch anmutendes Kriegsgebiet mit Sandsäcken, Panzern und Soldaten und die fünf Recken zeigten sich trotz Tourstress gut gelaunt und von der ersten Sekunde an unter Strom. Pyro Show, Co2-Kanonenfeuer und Glitzerregen: Was hier an Action und druckvollem Sound geboten wurde, ließ den Himmel im wahrsten Sinne des Wortes brennen. Als Belohnung formten die schweiß-, bier- und strapazen-gezeichneten Fans immer größere Circle Pits und als Marcus das Fanmeer teilte und die Wall Of Death des Tages aufeinanderprallte war auch klar, wer hier den Ton angibt und die Menge seinerseits zu Höchstleistungen antreibt. Die altbekannten Publikumslieblinge “Voice Of The Voiceless“, “Black Tears“ und nicht zuletzt das beliebte Blind Guardian-Cover “Valhalla“ wurden natürlich gebührend vom Publikum abgefeiert, allerdings legen HEAVEN SHALL BURN bekanntlich mit jeder Show noch mal einen drauf und haben auch diesmal ihre Setlist mit absoluten Live-Raritäten aufgewertet, die man so bisher noch gar nicht oder zumindest nur selten gehört hat. “The Omen“, “Of No Avail“ und “The Disease“ wurden lupenrein und überzeugend gespielt, was nicht zuletzt die allgegenwärtigen Mosh Pits und Publikumschöre bestätigten. Siebzehn (!) Songs wurden gespielt und jede Facette, die man von HEAVEN SHALL BURN kennt, ist zur Geltung gekommen und mit einer gelungenen Schnittmenge aus aktuellen und älteren Werken machten HEAVEN SHALL BURN ihrem Ruf alle Ehre und lieferten einen weiteren unvergesslichen Siegeszug! Der Sänger unterstrich in einer Ansage auch den besonderen Charakter des Festivals. Bevor der “Vorhang“ für die Main Stage für das SUMMER BREEZE 2014 jedoch endgültig fiel, gab es beim letzten gespielten Song noch einen sehr bewegenden Moment: Im Andenken an Michael Trengert, dem Gründer des europäischen Ablegers von Metal Blade, sowie Mitveranstalter und geschätzten und vermissten Teil der SUMMER BREEZE-Familie galten die letzten Minuten seinem Gedenken und sein Abbild auf einem Bühnenfüllenden Banner erhellte die Main Stage bis zum Schluss.
Die Liste der Bands in denen MASTER-Kopf und Szene-Ikone Paul Speckmann mitgewirkt hat ist ganz schön lang: WAR CRY, DEATH STRIKE, FUNERAL BITCH, ABOMINATION, KRABATHOR und das SPECKMANN PROJECT. Jeder hat er irgendwie seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Jede ist purer Death Metal. Mittlerweile konzentriert sich der im Jahre 2001 nach Tschechien ausgewanderte Amerikaner allerdings nur noch auf sein Baby: MASTER. Und eben diese Bündelung der ganzen Kreativität auf ein Projekt kam dem letztes Jahr veröffentlichten Album „The Witchhunt“ offenbar zugute. Darauf fabriziert er schnörkel- und kompromisslosen Old School Death Metal der Oberliga. So war es also höchste Zeit ihn und seine zwei Mitstreiter für ein Tänzchen auf die Camel Stage zu bitten. Zwar war die Konkurrenz auf der Main Stage groß, aber Speckmann hat genug treue Fans, die ihn erwarteten. Und er selbst ist ebenso schnörkellos wie seine Musik ist. Kein Intro, kein Firlefanz – ein kurzes Hallo und ab da wurde gemosht und alles weggewalzt. Am Ende waren die 30 Minuten Spielzeit eine Lektion in Old School Death Metal. So und nicht anders wird’s gemacht.
CHROME DIVISION haben mit vier Studioalben und (ex-)Mitgliedern von DIMMU BORGIR, BORKNAGAR, OLD MAN’S CHILD und SUSPERIA einiges auf dem Kerbholz, um die T-Stage zur besten Partyzeit ausreichend zu füllen. Kein Wunder also, dass schon die ersten Takte von “Breath Easy“ ziemlich abgefeiert wurden – was wohl auch nicht zuletzt vom Funkenregen rührt, den Fronter Shady Blue gleich zu Anfang entfacht. CHROME DIVISION pflegen ihr ruppiges Bikerimage gekonnt: in Lederkluft gehüllt, sonnenbebrillt und Zigarillo paffend, trieft die leicht gestelzte Coolness von den Norwegern wie Motoröl aus einem Feuerstuhl. Keiner, aber auch wirklich keiner der Musiker verzieht während des Gigs eine Miene, gebangt wird woanders. Dafür wird aber geposed, was das Zeug hält, was sich nicht zum Nachteil auswirkte. Die Fans zeigten sich sehr textsicher und sind mit “Raven Black Cadillac“, spätestens aber ab “Endless Nights“ auf der Seite der Band. Was bestimmt auch am perfekten Sound lag. Trocken und rotzig servierten CHROME DIVISION ihre traditionellen Heavy-Nummern, die Leads bluesig, die Drums treibend, das Volk zufrieden. Eine sehr willkommene Entspannung zwischen zwei Death-Attacken auf der T-Stage.
Auch wenn das Warten auf “Time II“ noch lange nicht vorbei ist, bleiben uns WINTERSUN zumindest live vorerst erhalten. Was auch gut so ist, denn die imposante Zuschauermenge vor der Pain Stage dürstete nach den epischen Hymnen der Band um Saitenhexer Jari Mäenpää. Die Bühne erstrahlte in mystisch blauem Licht, als die Musiker ihr Publikum begrüßten und mit “Sons Of Winter And Stars“ loslegten. Passend zu den frischen Temperaturen während des letzten Festivaltages wurde mit “Land Of Snow And Sorrow“ nachgelegt. Während seine Mitmusiker eher untergeordnete Rollen auf der Bühne einnahmen, lebte Frontmann Jari seine Songs voll und ganz aus. Dabei ließ er das Publikum natürlich auch nicht außer Acht, sondern forderte stets Fäuste in der Luft und fragte inmitten des Sets rhetorisch “Do you want some more?“, was natürlich umgehend mit lautem Grölen beantwortet wurde. Die ganz großen Highlights bot die Bühnenshow nicht, mit den Songs an sich war man aber auch ausreichend ausgelastet, die Musiker schienen jedenfalls sehr konzentriert. Schon beim ersten Song wurden Crowdsurfer über die Köpfe der ersten Reihen hinweggereicht, doch auch stimmlich präsentierte sich der Pulk äußerst gut. Dabei war man nicht nur mit den Texten des Debüts, sondern auch der letztjährigen Veröffentlichung “Time I“ vertraut. Ein Song hingegen musste gänzlich ohne gesangliche Unterstützung seitens des Publikums auskommen: mit “The Way Of The Fire“ wurde nämlich ein Song vom kommenden Album präsentiert, der definitiv Lust auf mehr macht. “Starchild“ besorgte zum Abschluss schließlich den melodischen Overkill und ließ ein breites Grinsen sowohl bei der Band, als auch beim Publikum zurück.
GUTALAX. Das klingt erst einmal wie ein Abführmittel, womit wir auch schon zum Wesentlichen kommen. Denn die sechs Tschechen, die um halb Zehn die Camel Stage enterten, waren von einem Laxativum so weit gar nicht entfernt – zumindest thematisch. Mit ausgeprägtem Sexual- und Fäkalhumor (siehe Setlist) gab es eine halbe Stunde lang Gore Porn Grind mit Fun-Faktor. In weiße Dekontaminationsanzüge und Gasmasken gekleidet, wurden an das Publikum erstmal allerhand Toilettenutensilien und aufblasbares Spielzeug als Feierausrüstung verteilt, bevor sich anschließend keiner mehr so wirklich ernst nahm. Mit Pig Squeals und maximal zwei Minuten langen Songs aus reichlich Blast Beats und Double-Bass-Geballer wurde nicht gerade musikalische Feinkost serviert. Aber das hat hier weder jemand erwartet noch ging es darum. Im Vordergrund stand eindeutig maximaler Schwachfug. Und die hemmungslose Party scheint der brechend vollen Camel Stage sehr geschmeidig reingelaufen zu sein: die Rufe nach „Gutalax“ oder „Zugabe“ hallten noch lange übers Gelände.
Mit den Worten „SUMMER BREEZE, are you ready for war?“ läuteten die niederländischen Urgesteine von HAIL OF BULLETS eine weitere Geschichtsstunde der anderen Art ein. Während die Hörer einen umfassenden Exkurs durch den Deutsch-Sowjetischen-Krieg, den Pazifikkrieg und nicht zuletzt das militärischen Werk Erwin Rommels an die Hand gereicht bekamen, wurden sie mit vernichtend-rohem Old School Death Metal allererster Güte in die Knie gezwungen. Alle Alben waren gleichermaßen vertreten, besonders die entfesselten Attacken wie beispielsweise „Swoop Of The Falcon“ und „Red Wolves Of Stalin“ dürften noch ein paar Tage in Nackenhöhe spürbar sein, denn die Macher des Todesbleis zeigten sich gut gelaunt, redselig und wie gewohnt höchst professionell. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle der Sound, der schlichtweg großartig war und das von Anfang bis Ende packende Konzert der Niederländer optimal transportierte.
Die Spielmänner sind vor Ort! IN EXTREMO haben schon seit Jahren einen Lauf, egal wo sie hinkommen, liegen ihnen die Leute zu den Füßen. Bevor HEAVEN SHALL BURN die Main Stage schlussendlich komplett abreißen würden, hieß es also vorerst Feuer frei für IN EXTREMO und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer die Berliner Band kennt, weiß, dass diese nie ohne eine amtliche, mit reichlich Pyros, Funkenregen und Knalleffekten ausgestattete Show anreist. Das, was schlussendlich zählt, sind aber natürlich die Songs. Doch auch hier ließen sich die Spielleute nicht lumpen und präsentierten ein Set voller Hits. “Mein Rasend Herz“ zu Beginn sorgte direkt für ausgelassene Stimmung und verleitete das Publikum vollmundig zum Mitsingen, beim nachfolgenden “Horizont“ war sogar ein kleiner Pit vor der Bühne auszumachen. Ob das 75 Minuten durchzuhalten wäre, fragte sich so manch einer. Und wie, dachten sich die Fans! Spätestens zu “Vollmund“ dürften die Stimmen auch in der letzten Ecke des Zeltplatzes vernommen worden sein. Als Backdrop diente eine Illustration zum aktuellen Album “Kunstraub“, von dem mit “Himmel und Hölle“, “Belladonna“, “Feuertaufe“ und “Gaukler“ (welches Michael “T“ Trengert gewidmet wurde) gleich mehrere Stücke auf der Setlist vertreten waren und sich hervorragend zwischen den restlichen Songs einfügten. Micha “Das letzte Einhorn“ Rhein war besten aufgelegt und sorgte nicht nur mit seiner sehnsuchtserfüllten Stimme für große Momente, sondern hielt das Publikum auch mit humorvollen Ansagen bei Laune. Seine Kameraden standen dem in Nichts nach, insbesondere die Dudelsackspieler warfen sich immer wieder synchron in Pose. Bei “Viva La Vida“ kamen die Crowdsurfer auf ihre Kosten, “Liam“ begeisterte auf gewohnte Weise und “Spielmannsfluch“, mittlerweile nicht mehr wegzudenken auf einem IN EXTREMO-Konzert, leitete zur Zugabe “Ai Vis Lo Loop“ über. In Sachen Unterhaltung kann den Berlinern kaum eine andere Band aus dem Mittelalter-Genre das Wasser reichen. Ganz groß!
Die Schweden von SCREAMER, nicht zu verwechseln mit den beiden anderen gleichnamigen Formationen aus den USA, sind eine der vielen neuen jungen Bands, die sich dem traditionellen Heavy Metal verschrieben haben. Sicherlich erfinden sie das Rad nicht neu, aber gerade SCREAMER haben ihre Sache zuletzt auf ihrem zweiten Album „Adrenaline Distractions“ so gut gemacht, dass sie von allen Seiten mit Lob überhäuft wurden. Grund genug ihnen einen Slot auf der Camel Stage anzubieten und sich selbst ein Bild ihrer Live-Qualitäten zu machen. Und was soll man sagen? SCREAMER haben gerockt! Und das mächtig! Mit der untergehenden Sonne im Rücken spielte sich das Quartett energiegeladenen durch ein sehr kurzweiliges Set, das einfach nur ganz viel Spaß verbreitete. Mitreißende Metal-Hymnen vom Kaliber „No Sleep ‚til Hamilton“ zählen dabei auf jeden Fall zu ihren Trümpfen. Ebenso wie das unerschöpfliche Repertoire an Posen – eine detaillierte Auflistung wäre Seitenlang. Und als wäre das nicht genug, räumt der erst kürzlich zur Band gestoßene Sänger Oskar Andersson aka „Burning Fire“ zusätzlich den Preis für den coolsten Pornobalken ab. Sehr sympathisch!
Am Donnerstag gab es für Schwarzheimer im Billing bekanntlich nicht viel zu holen, am Freitag trat der Black Metal dann gleich in mehreren Schattierungen auf den Plan. Eine der, wenn nicht die extremste dieses Jahr, gaben IMPALED NAZARENE zum Besten. Eine halbe Stunde vor der Tagesschau betraten vier in Flecktarn und schmieriges Corpse Paint gekleidete Gestalten aus Finnland die T-Stage und entfachten in den folgenden fünfundvierzig Minuten eine wahre Kakophonie punkiger Black Metal-Raserei. Gefangene wurden keine gemacht, was sich schon schnell im Soundbild manifestierte: wer der ultra-verzerrt kreischenden Gitarre von Tomi UG Ullgren nicht standhielt, verließ schnell den Platz. Mit ausreichend zerstörerischem Songmaterial ausgestattet, war die Marschrichtung auf der Bühne schnell umrissen: totale Vernichtung. Nur Schreihals Mika Luttinen alias Slutti666 bequemte sich ab und an nach links oder rechts, ließ aber ansonsten mittig stehend nur sein Organ sprechen. Die Neugierigen verließen nach und nach das Zelt, noch bevor der unausweichliche Abschluss “Total War – Winter War“ unmissverständlich klarmachte, dass IMPALED NAZARENE eigentlich nur etwas für wahre Kenner bzw. Liebhaber sind.
Den letzten Tag durften mit UNDERTOW ein paar alte Bekannte eröffnen. Nach heftigen Schauern am Morgen ließ es sich die Sonne pünktlich zum Showbeginn nicht nehmen, in die musikalisch eher düstere Doomcore-Show hineinzuschnuppern. Die Besucher hingegen wagten sich nur langsam aus ihren Zelten, doch im Laufe des Gigs gelang es den Schwaben immer mehr Leute vor die Pain Stage zu locken. Dort bekamen sie eine gewohnt engagierte Show zu sehen, die vor allem Stücke der letzten beiden Studioalben beinhaltete. Dabei hatten UNDERTOW seit der Hinzunahme eines zweiten Gitarristen Ende 2012 merklich an Durchschlagkraft gewonnen und ihren ohnehin schon fetten Sound um eine zusätzliche Dimension bereichert. Beim dritten Lied tauchten dann plötzlich technische Probleme auf, die dazu führten, dass Frontmann Joschi einen neuen Verstärker verpasst bekam. Nach entsprechenden Aufforderungen des Publikums überbrückten Drummer Oliver Rieger und Joschis Gitarren-Kollege Markus Brand die entstehende Pause mit einer kurzen Solo-Einlage. Von diesen Widrigkeiten ließen sich die Musiker aber nicht beirren und setzten ihr Programm nur umso engagierter fort. Gegen Ende wurde der sonst mit seinen launigen Ansagen in breitem Schwäbisch für Stimmung sorgende Joschi plötzlich ernst, als er verkündete, dass man das folgende „Canvas Ghosts“ dem im letzten Jahr verstorbenen SUMMER BREEZE-Mitveranstalter Michael „T“ Trengert widmen wolle. Da konnte dann auch der Himmel nicht mehr an sich halten und ließ einige dicke Regentropfen auf das Festivalgelände herabfallen. Rest in peace, T!
Auf der Main Stage stöckelte gerade TARJA durch ihr einstündiges Programm, während die sympathischen Ruhrpott-Thrasher von THE VERY END wohl auch davon profitierten, dass der Opern-Gesang der Finnin eben nicht jedermanns Sache war und somit der ein oder andere wohl die Alternativen gecheckt hat. Trotz fiesem Wetter (kalt, nass, windig) hatten sich eine Menge Headbanger vor der Bühne eingefunden und Fronter Björn schickte die auch schnell an die Arbeit: “Der nächste Song handelt vom Vorteil von Nackenmassagen – denn Ihr dürft ja nicht auskühlen bei dem Wetter!“. Es ist immer wieder eine Freude der Band bei der Arbeit zuzusehen, denn da trifft jede Menge Erfahrung auf Virtuosität und Leidenschaft – ganz zu schweigen vom erstklassigen Songmaterial. Nach einer gefühlt viel zu kurzen halben Stunde verabschiedete sich die Band nach ihrem finalen Brecher “Letters To The Living“.
Die Finnin Tarja Turunen überraschte mit einem ungewöhnlichen Bühnenaufbau. Im Hintergrund thronte nicht der Drumriser, sondern die Keyboard-Burg, davor postierten sich der Gitarrist und die Bassistin von TARJAs Solo-Band. Jeweils ein eigenes Podest auf der linken und rechten Seite bekamen Cello und Drum-Kit. Hinter letzterem nahm kein geringerer als Mike Terrana Platz, den viele noch von seiner Zeit bei RAGE und AXEL RUDI PELL in Erinnerung gehabt haben dürften. Im Mittelpunkt stand jedoch in jeglicher Hinsicht TARJA selbst, die sich mit ihren drei englischsprachigen Solo-Alben längst als eigenständige Künstlerin etablieren konnte. Da war es nur konsequent, dass viele Fans vergeblich auf den ein oder anderen NIGHTWISH-Klassiker hofften, ihre Vergangenheit wird Tarja aber wohl niemals zur Gänze ablegen können. Immerhin gab es mit dem GARY-MOORE-Cover „Over The Hills And Far Away“ doch noch einen kleinen Querverweis auf die Symphonic-Metaller. An Selbstbewusstsein mangelte es der Finnin definitiv nicht und ihr strahlender Gesichtsausdruck ließ auch den Spaß erkennen, den sie auf der Bühne hatte. Zwischendurch nahm sie dann dem Kameramann vorübergehend sein Arbeitsgerät ab und filmte selbst auf gefährlich hohen Pfennigabsätzen herumstolzierend die jubelnde Menge. Während ihre Begleitmusiker „Never Enough“ in einen ausgedehnten Instrumental-Jam übergehen ließen, nutzte TARJA die kurze Atempause für einen Garderobenwechsel. Und schließlich übernahm sie sogar die volle Verantwortung für den kurzen Schauer, der zum Ende ihres Sets über dem Gelände niederging und entschuldigte sich mit einem charmanten „Sorry, that happens.“
Nach ROTTING CHRIST stand mit SEPTICFLESH die zweite griechische Formation des Festivals auf dem Plan. Und diese machte genau dort weiter, wo ihre Kollegen vorher aufgehört hatten. Da die Bands musikalisch im Grunde ein und dasselbe Klientel bedienen, war die Menge schon gut aufgeheizt und begrüßte das Quartett mit in die Höhe gereckten Hörnern. Mit “Titan“ wurde kürzlich ein neues Album veröffentlicht, von dem mit “Order Of Dracul“ und “Pyramid God“ auch zwei Songs auf der Setlist vertreten waren. Nicht bedacht wurde leider die Frühphase der Band vor 2003, bevor sie sich zwischenzeitlich gar auflösten und erst 2007 wieder zueinander fanden. Zudem kamen die symphonischen Elemente der majestätisch düsteren und gleichzeitig enorm kraftvollen Songs von den jüngeren Alben leider vom Band, entfachten dafür im Zelt jedoch eine einzigartige Atmosphäre. Vor der Bühne im ordentlich gefüllten Rund schien sich eine eingeschworene Fan-Gemeinde gefunden zu haben, die Musiker und deren Kompositionen wurden auf Händen getragen, so dass es zum Ende bei “Annubis“, welches der kürzlich verstorbenen Maria Kolokouri (TRISTESSE) gewidmet wurde, sogar noch vereinzelte Crowdsurfer in den Graben trug.
Wer denkt, dass Epischer Avantgarde Black Metal und Tageslicht nicht zusammenpassen, liegt falsch! Der beste Beweis dafür war der Auftritt von FJOERGYN. Denn die Jenaer schafften es auch bei Tageslicht spielend für die passende Atmosphäre zu sorgen. Angetrieben durch massig Blastbeasts, die Drummer Martin L. erstaunlich locker aus dem Handgelenk schüttelte, kam ihre „Misanthropie in E-Moll“ ziemlich eindringlich rüber. Dazu brachte die Aufteilung des Gesangs zwischen Ivo R., der sich um die heiseren Screams kümmerte, und Stephan L., der ebenso keifte, aber auch den klaren Gesang übernahm, viel Abwechslung in die überlangen Songs. Pünktlich zum dunklen “Katharsis“ zogen dann auch, fast wie bestellt, dicke schwarze Wolken über die Camel Stage. Ein glücklicher Umstand, der aber gar nicht nötig gewesen wäre. Denn der Lichttechniker kämpfte auf seine Art gegen das Tageslicht an: die Nebelmaschine lief nonstop durch, als ob versucht werden sollte die Sonne mit massiven Nebelschwaden zu verdunkeln. Mit “S.I.N.“ vom aktuellen Album „Monument Ende“ verabschiedeten sich FJOERGYN gewohnt sperrig, aber ebenso intensiv und wurden völlig zu Recht abgefeiert.
Vor fünf Jahren war die Combo um Vordenker, Fronter und Artwork-Koryphäe BastiBasti das letzte Mal auf dem SUMMER BREEZE zu Gast. Und in der Zwischenzeit genießt die Band offensichtlich einen ganz anderen Status. BRAINSTORM durften sich vor ihnen schon über viel Publikumszuspruch freuen, bei CALLEJON war es dann aber bei hellstem Tageslicht so proppenvoll vor der Bühne, dass man meinen konnte, dass jetzt der Headliner antritt. Und es stellte sich auch sehr schnell heraus, dass das nicht nur neugierige Zaungäste oder gar überpünktliche MONO INC.-Fans waren… Nur wenige Bands konnten derart feierwillige, textsichere und lautstarke Fans vorweisen und der Mädelsfaktor war wohl auch konkurrenzlos. Los ging es passend zur Jahreszeit natürlich mit “ Sommer, Liebe, Kokain“ bevor es mit “Schwule Mädchen“ gleich auf dem zweiten Startplatz etwas von der “Man spricht Deutsch“-EP gab. Auch für die Grabensecurity war das wohl einer der turbulentesten Auftritte, denn es waren wirklich immer mindestens fünf Crowdsurfer auf der Menge. Mit „“Veni, Vidi, Vici“ gabs sogar einen brandneuen Song zu hören. Der Fronter schonte sich in keinster Weise, brüllte was die Lungenflügel hergaben und machte einiges an Strecke. Nach seiner „Bisher war alles gut, aber ich will, dass es sehr gut wird!!!“-Ansage drehte die Meute tatsächlich noch mehr auf, über 20 Crowdsurfer wanden sich über den Köpfen – inklusive eines Rollstuhlfahrers! Selbst beim Drum-Solo, feierten die Leute konstant durch! Mit dem vernichtenden Doppelschlag aus der DIE ÄRZTE-Nummer “Schrei nach Liebe“ und “Porn From Spain 2“ holten Band und Publikum nochmal alles aus sich heraus, bevor der Vorhang viel. Wahnsinn.
Beim Herkules, die Griechen ziehen ein. ROTTING CHRIST erleben mit ihrem aktuellen Album gerade den zweiten Frühling ihrer Karriere. Schon als die Band beim Intro auf die Bühne kam, blickte sie auf ein Meer aus Fäusten und Hörnern. Und obwohl die Truppe um die Gebrüder Tolis schon eine Ewigkeit im Geschäft ist, scheint ihnen die Spielfreude nicht abhandengekommen zu sein. Ungeachtet der Tatsache, dass sowohl Gitarrist, als auch Bassist erst seit diesem Jahr zum Bandgefüge gehören, präsentierte sich das Quartett ungemein souverän. Nichts hakte, alles zog an einem Strang. Der Gesang von Sakis glich wahren Schlachtrufen, die Menge folgte ihm auf’s Wort, hisste mehrmals die griechische Flagge und bejubelte jeden Song ausgiebig, egal ob neu oder alt (“The Sign Of Evil Existence“, “Transform All Suffering Into Plagues“). Sichtlich angetan von der rundum guten Stimmung, überraschten ROTTING CHRIST mit dem THOU ART LORD-Cover “Societas Satanas“, das ordentlich Old School-Spirit versprühte. Nach dem letzten Stück “Noctis Era“ kam die Band nochmals raus, um sich gebührend feiern zu lassen und holte zusätzlich ihre Freunde von SEPTICFLESH auf die Bühne, die im Anschluss die T-Stage beschallen sollten.
Zu und mit den Hannoveranern CRIPPER hatten sich offensichtlich ziemlich viele Menschen zum gemeinsamen Schädelabschrauben verabredet. Denn der Platz vor der Camel Stage war so gut gefüllt, dass für die, die Richtung Main Stage wollten, fast kein Durchkommen mehr war. Die Thrasher um die charismatische Frontfrau Britta Görtz, die im Übrigen den Spitznamen „Elchkuh“ trägt, legten mit „New Shadow“ von ihrem aktuellen Langspieler „Antagonist“ gut vor und gaben mächtig Gas. Ein klasse Riff jagte das nächste und brachte schnell die Stimmung zum Kochen. Dass Görtz bei „Fire Walk With Me“ Crowd-Surfen war, wohl gemerkt NICHT auf dem Rücken, freute wohl vor Allem die männlichen Zuschauer, die sie minutenlang über ihren Köpfen weiterreichten. Mit dem mitsingkompatiblen „FAQU“ endet ein mehr als überzeugendes Set. CRIPPER waren deutlich mehr als nur eine kleiner Happen für zwischendurch.
Es ist doch ein gutes Gefühl zu sehen, wie eine Band die Bühne betritt und direkt mit den ersten Tönen gute Laune verbreitet. So geschehen und gesehen bei OBITUARY. Frei von Allüren und ohne unnötiges Bühnenspektakel starten die Jungs aus Florida in eine Reise durch ihr Schaffen, das unzählige Bands dieser Welt inspiriert hat. Was gemächlich beginnt, türmt sich mit zunehmender Spielzeit zu einer bedrohlichen Walze. Brutal, direkt und kompromisslos räumt dieses Gefährt alles aus dem Weg und fräst sich durch die Gehörgänge der zahlreichen Besucher. Hits wie “Infected“ oder “Chopped In Half“ tun ein Übriges und fegen die letzten Zweifler vom Platz. OBITUARY sind wieder da, waren gefühlt nie weg und sind auch 2014 relevant. Trotz mehrjähriger Bühnen- und Veröffentlichungsabstinenz hat der Fünfer nichts von seiner Schlagkraft eingebüßt. Man zeigte heute eindrücklich, warum man zur absoluten Speerspitze dieses Genres gehört. Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner spärlichen Ansagen ist John Tardy einer der charismatischsten Fronter, die das Business zu bieten hat. Mit “Inked In Blood“ und “Violence“ gab es zudem noch neues Futter vom im Oktober erscheinenden neuen Album zu hören. In Summe ein bombenstarker Auftritt, der Jugenderinnerung wachwerden lässt. Bitte mehr davon!
Nachdem schon KAMPFAR und THYRFING für Schwärze auf dem SUMMER BREEZE sorgten, schickten sich IMPERIUM DEKADENZ an, das rußige Nachmittagstrio zu komplettieren. Schon vor dem Gig präsentierten sich die Bandmitglieder als eingeschworene Einheit, und genau diesen Zusammenhalt hörte man dann auch bis in die letzte Zeltecke. Sechs Songs wurden dargeboten, gleich drei davon vom aktuellen Album “Meadows Of Nostalgia“. Los ging es aber mit “Der Dolch im Gewande“, der auch gleich bewies, dass die Nummern der Schwarzwälder sowohl zum Rotieren der Haare als auch zum Schwelgen perfekt sind. Reine Blast-Gewitter hört man woanders, die Stücke sind allesamt voller Epik und mit einem beachtlichen Hymnencharakter versehen. Leidenschaftlicher, aufs Wesentliche reduzierter Black Metal eben, der sich auf ausladenden Songstrukturen entfaltet. Das kam auf der T Stage ausgiebig zur Geltung und animierte einen Anhänger sogar zum mehrfachen Crowdsurfen – das sehen IMPERIUM DEKADENZ sicher auch nicht alle Tage. Ein extremes Plus war der umwerfend starke Sound, der die einzelnen Instrumente und den Gesang einerseits gut hörbar machte, andererseits zu einer mächtigen Einheit verschmelzen ließ. Da die Band zudem ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, bedankte sich Frontmann Horaz vor “Striga“ noch für die Unterstützung in den vergangenen Jahren. Gern geschehen!
Nach PRIMAL FEAR und GAMMA RAY am Vortag durfte nun eine weitere herausragende Power Metal-Band auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Und tatsächlich ließen sich Parallelen zwischen den Formationen feststellen. Auch BRAINSTORM lieferten eine herausragende Show ab und animierten das Publikum gekonnt dazu, sie nach allen Regeln der Kunst abzufeiern. Sänger Andy B. Franck sprintete nicht nur auf der Bühne hin und her, sondern sprang auch mehrfach in den Graben, um mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen. Bei „Shiva’s Tears“ ließ er sich gar von einem der Zuschauer seinen Job streitig machen und fand hinterher höchst anerkennende Worte zu dessen Gesangsleistung. Der Rest der Band zeigte sich nicht ganz so bewegungsfreudig, glänzte aber mit einem extratighten Zusammenspiel. Obwohl Andy B. Franck nicht müde wurde, Werbung für das neue Album „Firesoul“ („…das ihr natürlich alle habt!“) zu machen, kam von diesem neben dem Titeltrack nur der Opener „Erased By The Dark“ zum Einsatz. Der Rest bestand aus Klassikern, die entsprechend bejubelt wurden. Kein Wunder also, dass der Publikums-Chor beim abschließenden Mega-Ohrwurm „All Those Words“ schier gar nicht mehr verebben wollte.
TRACY ATE A BUG bewiesen mit ihrem Auftritt, wie gut ihre Mischung aus einprägsamen Refrains, wuchtigen Metalcore-Riffs und nicht zuletzt „Cookiebreed“ funktionieren kann. Zwar ist die Band bisher hauptsächlich durch ihren auf YouTube äußerst erfolgreichen Sänger Andy (wer sich weiter oben gefragt hat, was „Cookiebreed“ ist – so heißt sein You Tube-Channel) und dessen kurzzeitige Aushilfe bei WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER bekannt, doch auch ihre Show zeigte Potential, welches mit Sicherheit auch neue Fans erschließen konnte. Ein weiteres großes Aushängeschild ist die Wandlungsfähigkeit der Herren, welche durch die Songauswahl wirklich gut rüberkam: Von Screamo bis Deathcore oder gar Post-Hardcore war alles zu vernehmen und vor Allem bei den bekannten Abrissbirnen wie „Song Z“ und „Mr. Right & Steve“ geriet die Menge, deren ersten Reihen jede der Textzeilen offenbar auswendig konnte, ordentlich ins Wanken.
Ein klein wenig überraschend war es schon, dass man die Schweden von der Main aus beobachten durfte. Um es gleich vorwegzunehmen: vermutlich erzielt das Songmaterial noch mehr Wirkung, wenn die Bühne etwas kleiner und Band und Publikum etwas näher beisammen sind, aber dennoch hat der Auftritt bewiesen, dass THYRFING auch auf der Hauptbühne richtig gut funktionieren. Leder, Ketten, Kunstblut und schwarze Farbe ließen die Band wie Krieger erscheinen. Spätestens jetzt hätte sich der Sonnenball hinter eine dicke Wolke verziehen sollen, doch die Helligkeit blieb. So oder so entfachten Fronter Jens Rydén und seine musizierenden Kumpanen ein acht Songs umfassendes, schwarz angehauchtes Midtempo-Feuerwerk aus schweren Riffs, Viking und Pagan Metal-Atmosphäre. Im Hintergrund liefen die entsprechenden Samples, die auch auf Platte dafür sorgen, dass die Musik von THYRFING diesen ganz eigenen Charakter erhält. Rydén poste sowohl für die Zuschauer als auch für die Fotografen und verwendete das am Drumkit stehende Wasser standesgemäß nur zum Befeuchten der Haare – zum Trinken war ja schließlich Bier da. Eine energische Darbietung, die so anfixte, dass auch in den hinteren Reihen brav beim “Hey, hey, hey“-Spielchen mitgemacht wurde.
Nach der amtlichen Vollbedienung durch AUGUST BURNS RED am Freitag, wartet am Samstag Mittag schon das nächste Schmankerl für alle Freunde des technischen Metalcore: TEXAS IN JULY. Die Amis sind dem Geheimtipp-Status über die letzten Jahren entwachsen und wurden von einer ansehnlichen Menge frenetisch begrüßt. Die kurze Ansage von Sänger J.T Cavey mit „Open up the Pit“ genügte und ab ging die Post. Die Band exerzierte die ganze Palette der Animierspiele durch: Feuerzeuge in die Höhe, Mitklatschen, Faust in die Luft, Wall Of Death und mindestens ein Circle Pit pro Song. Das Energielevel blieb durchgängig hoch und auch die Band zeigte trotz des letzten Tourtages einer fünfwöchigen Europa-Tour keinerlei Ermüdungserscheinungen. Besonders der Bassist wirbelt unermüdlich und ohne den kleinsten spielerischen Schnitzer über die Bühne – und das bei dem hochtechnischen Songmaterial. Alles in Allem eine verdammt gute Show, von verdammt guten Musikern. Einziges Manko: die übersteuerte und ganz fies getriggerte Bassdrum, die mit der Zeit die Nerven doch arg strapazierte.
Seit Mitte der Neunziger pflanzen KAMPFAR durch ihr ganz eigenes Verständnis von Black Metal nordische Wälder in die Gehörgänge der Lauschenden. Die Herkunft klingt jederzeit durch, und doch spielen die Norweger aufgrund des Pagan-Einschlags ein wenig neben der traditionellen Schwarzmetall-Welle. Nach einem ausdauernden Intro begann die Truppe um Fronter Dolk mit einem Stück vom aktuellen Album “Djevelmakt“ – man kann als norwegische Black Metal-Band wohl kaum besser in ein Set starten als mit dem Wort “Helvete“. Die Bühne war auffällig beflaggt und behangen und die Farbe Rot schien omnipräsent; selbst der Mikroständer war entsprechend gefärbt. Scheinbar hatten so einige Lust auf harsche Klänge am frühen Nachmittag und so kamen etliche um dem charismatischen Bandleader zuzuhören. Die Sonne brannte zwar wieder, das tat der düsteren, von nordischer Mythologie geprägten, Mucke aber nicht weh. “I want to see some fucking horns“, und das Publikum gehorchte brav. Die Stücke entluden sich überwiegend im Midtempo-Bereich, da das Schlagzeugspiel aber stets variierte, ließ sich zum dargebotenen Material prächtig headbangen. Dolk hatte richtig Lust, war viel unterwegs, animierte, bedankte sich für den Support und zollte den Zuschauern aufgrund der immer wieder auftretenden Regenschauer seinen Respekt. Ein ewiges Highlight ist natürlich der Song “Ravenheart“, der als vorletztes gespielt und entsprechend angenommen wurde. Was bei einer KAMPFAR-Show auch nicht fehlen darf: der freie Oberkörper des Sängers, der zum letzten Stück jedoch von einer schwarzen Kapuzenkutte umhüllt war. Dolk zeichnete reichlich umgedrehte Kreuze in die Luft und so endete eine erhabene Show, die bei Dunkelheit sicher noch besser gewirkt hätte.
Mit 20 minütiger Verspätung eröffneten IWRESTLEDABEARONCE mit dem „The Final Countdown“-Theme die Spiele auf der Mainstage am letzten Festivaltag. Trotz der frühen Uhrzeit hatte sich eine große Schar Zuschauer vor der Bühne versammelt um Courtney und Konsorten zu bejubeln. Was danach folgte, war das bandtypische kontrollierte Chaos mit exzessiven Breakdowns, elektronischen Passagen, brachialen Riffs, wüsten Deathcore-Parts und chaotisch platzierten melodischen Stilmitteln, die die Menge zum Toben brachten. Da kann man mit Fug und Recht von einer musikalische Achterbahnfahrt sprechen. Die Setlist der sympathischen und trotz der lästigen Verzögerung gut aufgelegten Besatzung war dann folgerichtig nur knapp 30 Minuten lang. Und dank kurzweiliger Songs wie “Tastes Like Kevin Bacon“, “Boat Paddle“ und “Firebees“ erschien die ohnehin knappe Spielzeit sogar noch kürzer, aber IWRESTLEDABEARONCE haben ihr Bestes gegeben, um die Fans trotzdem hinreichend zu begeistern und waren ein einzigartiges Erlebnis!