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  1. Summer Breeze 2002
  2. Freitag 23.08.2002
  3. Samstag 24.08.2002
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The more i see

Völlig unbekannt waren für den Grossteil des Publikums die Briten THE MORE I SEE. Im Programm war zu lesen, dass Sänger und Gitarrist Gizz Butt bei Prodigy für die Live-Gitarre zuständig ist, mit denen hatte der Auftritt aber fast nichts gemein. Die Vier Musiker boten eine moderne Mischung aus Metalcore und Alternative, die Vielseitigkeit des Sängers, der sowohl sehr gut Schreien als auch Singen kann, ist das Kapital der Band. Die eingängigen Melodien und Riffs ließen ahnen, dass aus der Band Grosse werden könnte.

Pain

Den Abschluss des Freitags zelebrierten PAIN. Wiederholungstäter Peter Tägtgren von Hypocrisy präsentierte sein poppiges Side-Project äußerst souverän und überzeugend. Die seichteren Sounds waren der ideale Ausklang des Abends und man sah den Musikern die technischen Probleme, die während des Dimmu Borgir Sets hektisch behoben wurden gar nicht an. Die Setlist hatte das Mastermind zu fast gleichen Teilen aus den bisherigen Veröffentlichungen sowie aus heftigeren und ruhigeren Songs zusammengestellt, Krönung war das Beatles-Cover Eleanor Rigby. Die trotz der späten Stunde enthusiastischen Fanscharen vergnügten sich mit Mosh-Pits und Chören, die Musiker waren mehr als glücklich mit ihrem Publikum und ihrem Auftritt und so kann man das nur als gelungenen Ausklang von Tag zwei bezeichnen!

Dimmun Borgir

Wie viele andere Bands auf der Main Stage vor ihnen hatten auch DIMMU BORGIR nach stolzen fünf Minuten Intro massiv mit Soundproblemen zu kämpfen. Im Verlauf des Sets überzeugten vor allem ältere Songs der Black Metal Helden aus der Enthrone Darkness Triumphant Phase. Die Lichtshow war wohl die beste des Festivals, sehr atmospärisch, hatte aber auch den Nachteil, dass die Band den Grossteil der Spielzeit fast unsichtbar im Halbdunkel verschwand. Unterm Strich eine sehr kurzweilige Show, es wurden sogar noch ein paar effektvolle Pyros gezündet und die Fans waren begeistert.

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Axxis

Zwischen Vader und Nightwish einerseits und Dimmu Borgir und Pain andererseits würden es AXXIS wohl schwer haben, dachte man… Ihr traditioneller Poser-Metal kam aber doch erstaunlich gut an und das kann nur daran gelegen haben, dass die Band dermaßen spielfreudig und sympathisch zu Werke geht. Der mittlerweile gestiegene Alkoholpegel dürfte mit dazu beigetragen haben, in jedem Fall wurden die Ruhrpott-Rocker nach Strich und Faden, inklusive Massen-Gesängen, abgefeiert – und das völlig zu recht!

Nightwish

Mit Spannung erwartet wurde der Auftritt von NIGHTWISH. Die Band hat mit ihrer letzten CD überwältigenden Erfolg gehabt, ist in vielen Ländern in die Top Ten der Charts geklettert und so waren die Erwartungen natürlich hoch gesteckt. Ums vorweg zu nehmen, enttäuscht wurde niemand! Vorausgesetz man kann mit Metal versetzt mit klassischem, schon fast opernartigen Gesang etwas anfangen… Deutlich verbessert hat sich in jedem Fall die Bühnenshow der Sängerin Tarja Turunen und so glänzt sie jetzt nicht nur mit einer stimmlich einwandfreien Darbietung, sondern unterstreicht diese auch noch mit überzeugendem Auftreten. Nach einem entsprechend bombastischen Intro starteten die Finnen in die 75 Minuten ihres Auftritts, hatten aber anfänglich mit den fast unhörbaren Gitarren bzw. Keyboards zu kämpfen. Diese Probleme hatte ihr Mischer aber bereits beim zweiten Song Bless the Child im Griff und so stand dem Genuss der Fans nichts mehr im Weg. Nach der Cover-Version Over The Hills And Far Away war zunächst Schluss bevor die Band nochmal für zwei Songs (u.a. das finale Wishmaster) zurückkam.

Vader

Krassen Kontrast dazu gabs mit der nächsten Band. Die polnische Todeswalze von VADER brach über die tausenden Fans herein und blastete schnell alles und jeden nieder. Bei ihrem letzten Gastspiel in Abtsgmünd fehlte ihnen das Glück, das Belphegor dieses Jahr hatten. Sie steckten im Stau und es gab leider keine Möglichkeit den Gig später nachzuholen. Dafür ließen es die Vier umso mehr krachen. Ihr letzte Album Revelations war sehr gut angenommen worden und so waren natürlich einige Songs des Abends von der aktuellen CD. Das Publikum drehte regelrecht ab und schrie zwischen den Songs immer wieder den Bandnamen in den Nachthimmel. Entgegen der Anweisung der Satgecrew spielte die Band über ihre Spielzeit hinaus einen weiteren Song, die Fans fandens klasse…

The Gathering

Doch es ging ja gleich ähnlich auf der Hauptbühne weiter: GATHERING übernahmen die Gothic-Fackel. Auch wenn man zweimal hinschauen musste bevor man überzeugt war, dass die wasserstoffblonde Lady im hellblauen Glitzerrock tatsächlich Anneke van Giersbergen war…
Als erste Band des Abends mit Hauptact-Spielzeit von einer vollen Stunde versehen präsentierten sie eine ausgewogene Mischung aktueller Songs und Klassiker die in einem Gathering-Set nicht fehlen dürfen (As The Sun Hits, Strange Machines etc). Die anfänglich etwas leise Stimme kam später besser zur Geltung und die Band zauberte ihre eigene melancholisch psychedelische Stimmung. Warum Gitarrero Rene allerdings nen Bauarbeiterhelm trug war wohl sein Geheimnis…

Bloodflowerz

Um wertvolle Spielzeit einzusparen strich die folgende Band ihr Intro. Dass Sängerin Kirsten noch Minuten vor dem Auftritt im RotKreuz-Zelt zubrachte und dort wegen ihrer massiven Kreislaufprobleme behandelt wurde, sah man ihr während dem Auftritt der BLOODFLOWERZ zu keiner Zeit an. Im Gegensatz zum letztjährigen Auftritt auf dem Summer Breeze deutlich routinierter und engagierter merkte man, dass die Band viel an den Songs und ihrem Auftreten gefeilt haben. Zu recht wurden sie vom Publikum also freudig empfangen und gefeiert. Nach sechs Gothic-Metal-Perlen war dann auch leider schon wieder Schluss…

Emil Bulls

Für viele sind die EMIL BULLS die einzige der deutschen New Metal Bands, die man wirklich ernst nehmen kann. Viele Anwesende konnten und wollten aber ganz und gar nichts von New Metal wissen und es war von vorneherein klar, dass manch einer nix mit der Band anzufangen weiß. Wer aber open minded war und sich vorurteilsfrei auf die Band einließ, der musste nach dem Auftritt einfach begeistert sein. Nach dem herrlich sarkastischen Manowar-Intro, gaben die sympathischen Bayern Vollgas und boten in ihrer Dreiviertelstunde die Vollbedienung an Energie und Spielfreude. Die Coverversion von Megadeths Symhony of Destruction war das I-Tüpfelchen auf einer gelungenen Show in der sie sogar fast unbemerkt einen neuen Song vom wohl noch 2002 kommenden zweiten Album unterbrachten.

Disbelief

Seit Jahren sind sie eine feste Größe in der deutschen Metal-Szene, den letzten Schritt zur Spitze haben sie aber noch nicht geschafft: DISBELIEF. Und auch nach diesem Gig ist das total unverständlich… Das übliche Beats-Intro verwirrte einige der Anwesenden sichtlich, die zahlreiche anwesenden Fans wusste aber was gespielt wird und empfing die Band gebührend. Die ließ es dann auch nonstop ordentlich krachen und spielte einen „Hit“ nach dem anderen (stellvertretend sei hier nur mal die Hymne God?Master! genannt), die Musiker kugelten sich fast die Hälse aus und Sänger Jagger war mal wieder der optische und akustische Mittelpunkt. Aufmerksame Beobachter haben gesehen, dass sich unter anderem auch der Dimmu Borgir Sänger ein paar Songs vom Bühnenrand aus angeschaut hat. Vielleicht ist die Band für die Breite Masse einfach zu sperrig…

Soilwork

Bewegung wurde bei den mit Spannung erwarteten SOILWORK ganz dick auf die (Schweden-) Fahne geschrieben. Die Musiker machten sich von Anfang an daran die ganze Breite der Bühne zu bespielen (und das waren ja ein paar Meter) und Sänger Björn Strid (im schicken (?) Ferrari-Hemd) wollte da nicht außen vor stehen und wetze ebenfalls wie ein Irrer über die Bühne. Mit Ausnahme des doch arg dünnen Keyboards kamen die Songs optimal durch die Boxen und unterstrichen den Eindruck, den man ob des starken letzten Albums hatte: Daumen hoch für Soilwork. In Flames dürften es auf der gemeinsamen Tour schwer haben gegen die Energie der Landsmänner anzuspielen.

Mystic Circle

Musiker-Pseudonyme wie Beelzebub und Ezpharess lassen es erahnen: MYSTIC CIRCLE hielten die Black Metal Fahne hoch. Mit ihrem letzten Album Damien haben sie sich etwas vom Bombast früherer Tage verabschiedet und so konzentrierten sie sich heuer auch live auf die straighten Black-Metal-Tracks des Albums. Toller Auftritt, wie auch schon auf der Marduk-Tour aber Slayer (Reign in Blood) darf man eigentlich nicht covern…

Real dead Love

Zu für Festival-Verhältnisse nachtschlafener Zeit (11 Uhr morgens) durften die Schwäbisch Haller REAL DEAD LOVE den Reigen am Freitag auf der Hauptbühne eröffnen. Wenn sich noch jemand an Die Allergie erinnert könnte ihm/ihr der Herr mit dem Cowboy-Hut bekannt vorgekommen sein, der ist nämlich auch dort für die Gitarre zuständig. Musikalisch hat das aber bestimmt die meisten eher an The 69 Eyes oder auch an H.I.M. erinnert (für diejenigen, die schon länger Musik hören klingt das natürlich alles nach Fields of the Nephilim), Gothic Metal also. Nun war es einerseits sehr früh und andererseits sehr hell für diese Musik, die Band nahms trotz der wenigen Leute vor der riesigen Bühne gelassen und spielte einen souveränen Gig.

After Forever

Im Gegensatz dazu hatten AFTER FOREVER aus Holland das Publikum sofort auf ihrer Seite. Die Band war zu dieser Zeit zusammen mit Nightwish und Charon auf Europatour und vielleicht erklärt das das unverhofft große Interesse. Die Band genoss ihren Auftritt sichtlich und liess erst gar keine Langeweile aufkommen. Es wird auf ewig ein Rätsel bleiben, wie man mit derart hohen Absätzen so eine engagierte Bühnenshow hinlegen kann, Sängerin Floor Jansen hatte jedenfalls sichtlich Spaß und bot nebenbei auch stimmlich eine optimale Leistung, neben No Return sicherlich die Überraschung des Tages.

Left Hand Solution

Die folgenden LEFT HAND SOLUTION hatte es natürlich nicht leicht nach diesem Siegeszug. Erschwerend kam noch dazu, dass sie eher ruhigen Gothic-Metal mit Frauengesang boten und auch nicht sonderlich viel Wert auf Stageacting zu legen schienen. Sängerin Mariana Holmberg sang tadellos, sah ebenso aus, tat aber ansonsten nicht viel um das Publikum zum Mitgehen zu animieren, ein paar Ansagen wären schon nicht schlecht gewesen.

No Return

Eine der absolut größten Überraschung und totalen Gewinner des Festivals war als nächstes dran. Im Publikum war sogar die eine oder andere französische Flagge zu sehen und so fühlten sich die sympathischen Franzosen von NO RETURN wohl auch gleich wie zu hause. Dort sind sie nämlich ein der größten Metal-Bands im Land. Mit unglaublicher Wucht und Präzision feuerte die Band eine Death/Thrash-Granate nach der anderen in die Meute, oft mit fetten Blast-Parts garniert. Ein Mosh-Pit beachtlicher Größe war auch optisch ein deutliches Zeichen der Freude, die das Publikum mit der Band hatte, ganz abgesehen von den noch lange klingenden Zugabe-Rufen. Sahnehäubchen des perfekten Gigs war die Death Cover Version von Secret Face, bei der auch der letzte wohl die technische Klasse der Musiker (besonders die der Basserin) erkannt haben dürfte.

Smoke Blow

Etwas aus dem Rahmen fielen dann SMOKE BLOW. Nicht nur, dass sie den „Metal Dresscode“ (Farbe egal, Hauptsache schwarz) nicht einhielten und knallbunte Klamotten präsentierten, auch musikalisch standen sie mit ihrem Aso-Punk-Rock am Rand des Spektrums. Die Reaktionen vor der Bühne waren dann auch eher verhalten, die Band zog ihr Ding aber trotzdem erstaunlich spielfreudig durch.

Belphegor

Dank den entsprechenden Durchsagen hatte der Auftritt von BELPHEGOR auch nicht allzu viele Fans verwirrt. Denn eigentlich hätten laut dem Festival-Planer jetzt die Deutschen THORN.ELEVEN auf der Pain Stage rocken sollen, stattdessen gabs derbste Kost aus Österreich (man lasse sich nur mal Songtitel wie Vomit Upon The Cross auf der Zunge zergehen!). In bester Laune über die unverhoffte Chance den am Vortag versäumten Gig doch noch spielen zu können, gaben sie den zahlreichen Fans was sie wollten: kompromisslosen, derben Death/Black Metal mit entsprechend fiesen Vocals.

Substyle

SUBSTYLE legten unmittelbar im Anschluss los. Die Band war eine der wenigen im Line Up, die sich den moderneren Metal-Klängen verschrieben hat. New Metal wäre jetzt übertrieben, aber sie dürften definitiv Fans der jüngeren Metal-Geschichte sein… Mit ihrem letzten Album On the rocks hatten sie einen Überraschungserfolg gelandet, umso unverständlicher, dass sie keinen einzigen Song von diesem Album brachten, sondern sich ausschließlich auf das zu dieser Zeit noch unveröffentlichte neue Album beschränkten. Das machte es dem Publikum natürlich nicht unbedingt leicht mitzugehen, trotzdem toller Auftritt!

Charon

Bei Monty Python hieß es schon: Finnland, Finnland, Finnland, the country where I want to be… und von da kamen CHARON in die deutschen Wälder… und überzeugten quasi vom ersten Ton an. Der charismatische und witzige Sänger hatte seine (weiblichen) Fans voll im Griff, bedankte sich brav für die Unterwäsche, die auf die Bühne flog und verabschiedete sich verschmitzt mit „Good Night“ als sie kurz nach 13 Uhr die Bühne verlassen mussten. In den vorangegangenen 25 Minuten spielten die Finnen ausschließlich Songs ihres aktuellen Albums, romantische Gothic Songs am laufenden Band!

Dark at Dawn

DARK AT DAWN waren als nächste an der Reihe. Wie schon die letzte Band auf der Mai Stage vor ihnen, hatte auch sie mit merkwürdigen Soundverhältnissen zu kämpfen, der Bass übertönte die Gitarren und der Sänger war etwas arg leise… Trotzdem zollten die zahlreich vor der Bühne versammelten Fans ihren Helden ordentlich Respekt und Applaus, nicht zu Unrecht, denn als noch relativ junge Band (ihr erstes Album erschien vor gerade mal zwei Jahren), haben sie sich in Windeseile zu einer der besten Bands im deutschen Power Metal Lager hochgespielt. Hoffentlich kann das nächste Album an diese Erfolge anschließen, die Band muss immerhin den Komplett-Austausch der Gitarrenfraktion verarbeiten. Zum Abschluss brachten sie natürlich die obligatorische Chris de Burgh Coverversion von Don´t pay the ferryman.

Mirror of Deception

12 Uhr Mittags, die Sonne steht hoch am Himmel… und das wars auch schon mit den Parallelen zu einem der berühmtesten Western überhaupt, denn die Straßen waren keinesfalls leergefegt und mit gespenstischer Stille wars auch nix! MIRROR OF DECEPTION, eine der wenigen Bands des Festivals, die sich dem Doom verschrieben haben, nutzen die ihnen zugedachten 25 Minuten voll aus und legten eine sehr intensive Performance auf die Bretter. Besonders der barfüssige Sänger Markus Baumhauer überzeugte auf der ganzen Linie

Mourning Caress

Danach legten MOURNING CARESS auf der großen Bühne gleich ordentlich los. Anfänglich hatten sie etwas mit Soundproblemen zu kämpfen, nach kurzer Zeit drang ihr melodischer Death Metal dann aber ordentlich aus den Boxen. Fans von Bands wie In Flames oder auch Drak Tranquility dürften auf ihre Kosten gekommen sein…

Redrum Inc.

Wegen REDRUM INC. hatten sich dann schon deutlich mehr Metal-Heads aus den Schlaftüten gequält und so war es für die Uhrzeit schon erstaunlich belebt vor der texteren Bühne. Aktivposten und Sänger „Mighty“ Dohmen gab sein Bestes und unterstrich somit auch live die immensen Fortschritte, die sich auf der aktuellen CD Cure the Pain schon abgezeichnet haben. Beim zweiten Song Redemption gabs auch noch Unterstützung von Undertow-Sänger Joschi. Die Band erntete völlig zu recht ordentlich Applaus für ihren „New Orleans Hardcore“.