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  1. Summer Breeze 2005
  2. Freitag 19.08.2005
  3. Samstag 20.08.2005
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NORTHER (FIN) 16.45 - 17.25 Uhr PS

Der blonde Jüngling, der hier für den Gesang und eine der Gitarren zuständig war, dürfte wohl einigen bekannt vorgekommen sein. Er war nämlich auch im letzten Jahr schon beim BREEZE zu Gast, dort aber mit ENSIFERUM, wo er auch die Gitarre bedient. NORTHER haben sich von den zu Anfang ihrer Karriere allzu deutlichen CHILDREN OF BODOM-Parallelen emanzipiert und boten eine mitreißende Show. Los gings mit „Blackhearted“ vom „Mirrors of Madness“-Album. Überwältigenden „Todeswalzen“-Passagen in bester SLAYER-Manier wie z.B. bei einem der Höhepunkte ihres Sets, „Hellhole“, wurden oft epische Passagen mit ausufernden Gitarrensoli und Keyboardleads entgegengesetzt. Hier und da durfte es dann auch etwas vertrackter werden, die Drums verfielen immer wieder in heftige Double-Bass-Kanonaden und der Gesang changierte zwischen Shouts und Gekeife. Mit Ansagen a la „OK, wer von Euch hat heute einen heftigen Kater?“ hatte der Sänger die Lacher auf seiner Seite und die anwesenden Ladies genossen offensichtlich nicht nur die Musik, sondern auch den Anblick der oberkörperfrei aufspielenden Gitarristen – wobei der Bassist mit seinem Punisher-Shirt auch Pluspunkte sammeln konnte.

WINTERSUN (FIN) 00.15 - 01.00 Uhr PS

Schon in den Pausen von den davor spielenden IN EXTREMO machten die Fans klar, dass sie es kaum erwarten konnten, dass die Finnen endlich in ihr Set starten. Von seiner Ex-Band ENSIFERUM wurde Jari Mäenpää damals gefeuert, dass er mit seinen Fähigkeiten der Szene aber erhalten bleiben würde, war klar. So gründete er mit WINTERSUN also eine neue Band und erntete mit dem selbstbetitelten Debut-Album auch direkt viel Lob von Fans und Presse. Auf dem Album hat er außer dem Schlagzeug alles selbst gemacht, live hat er dann aber natürlich eine komplette Band hinter sich. Und unter den Begleitmusikern sorgte besonders der Schlagzeuger für Erstaunen. Es gibt ja viele Drummer, die schnelle und schwierige Parts spielen, in dieser Perfektion und Präzision sieht man das aber selten. Das musikalische Genie wurde also großzügig in den Reihen der Band verteilt und trotz hohem technischen Anspruch, schafften es die Finnen mühelos das Publikum zu begeistern. Los ging’s wie beim Album mit „Beyond The Dark Sun“ und für die Fans verging die Zeit und die sieben Songs auf der Setlist viel zu schnell. Da die Band pünktlich begonnen und ihr Set entsprechend geplant hatte, wurde im Gegensatz zum Vorabend bei ihnen auch nicht mitten im Song abgebrochen. Ein Outro beendete den Auftritt der Band und somit auch den Festival-Freitag.

IN EXTREMO 22.55 - 0.10 Uhr MS

Stammgäste kann man sie jetzt ja bald schon nennen und in der Tat gehören IN EXTREMO schon fast fest zum Festival, waren sie doch schon insgesamt drei Mal hier zu Gast. Und bei jedem Besuch haben sie mehr Bühnenaufbauten mitgebracht. Ganz souverän startete die Band mit einem ihrer größten Hits, „Erdbeermund“, in ihr Set. Standards, wie der Galgen (der später dann in Flammen stand) fehlten natürlich auch in diesem Jahr nicht und auch sonst gab es viel fürs Auge. Denn wo andere Bands kleckern, wenn sie von Pyros und Feuer-Show sprechen, klotzen die Berliner – wenn schon, denn schon. So hatte der spezielle Techniker, der für diesen Teil der Show zuständig war, fast bei jedem Song ordentlich zu tun und kann mit Fug und Recht als Meister seines Fachs bezeichnet werden. Vor dem Schlagzeug waren über die Bühnenbreite vier Gaszylinder positioniert, die vom Techniker am Bühnenrand eingesetzt, ca. 3 Meter hohe Feuersäulen spuckten. Auch in Sachen Backdrop gab sich die Band nur mit dem Superlativ zufrieden und so hatten sie das definitiv größte Backdrop des diesjährigen BREEZE. Es erstreckte sich über die gesamte „Rückwand“ der Bühne und war teilweise mit fluoreszierender Farbe bemalt, so dass das zentrale Bandlogo auch ohne Scheinwerfer gut zur Geltung kam. Bei so viel Show, kann es schon mal sein, daß etwas nicht funktioniert, so kam Sänger Das Letzte Einhorn beim Song „Wesserbronner“ in einer Art Mönchskutte auf die Bühne aus deren großer Kapuze es leicht qualmte, die dann aber wohl den Dienst versagte, denn es kam zu keinerlei Showeffekt. Es war auch dieses Jahr wieder herrlich mitzuerleben, wie die Berliner die teilweise selbstgebauten mittelalterlichen Instrumente mit einer gehörigen Portion Metal zu ihrem Sound verschmolzen. Wunderbar auch wie „Vollmond“ stimmungsvoll von einer Art Harfe eingeleitet wurde und in der Songmitte dann goldener Flitter langsam zu Boden schwebte. Später ging für ein Mädel aus der ersten Reihe dann wohl ein Traum in Erfüllung, der Sänger holte sie auf die Bühne und sang für sie die romantische Ballade „Gier“. Beim letzten Song „Villeman“ gabs dann noch mal vollen Pyroeinsatz un der Drummer spielte sogar mit brennenden Sticks und Becken. Lange Rede kurzer Sinn: zu Recht an Headlinerposition und wahrlich das Haus gerockt!

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THE EXPLOITED (UK) 22.00 - 22.50 Uhr PS

Mit THE EXPLOITED aus dem vereinigten Königreich stand an diesem Freitagabend eine der wichtigsten Bands für Punk und auch Metal auf der Bühne. Die Band scheißt nun schon seit einigen Jahrzehnten auf das System und entfesselt noch immer eine Energie, die sich viele jüngere Bands nur wünschen können. Frontsau Wattie ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, lässt sich das jedoch in keinster Weise anmerken. Er spuckt nicht nur Gift und Galle sondern schneuzt sich auch immer mal wieder ganz Fussballer-like die Nase auf der Bühne durch. Wohl kaum eine andere Band schrabbt innerhalb 50 Minuten stolze 20 Songs runter. Die Setlist enthielt neben alten Klassikern auch Songs vom neuen Album. Natürlich fehlt auch der von den Fans vehement geforderte Hit „Beat The Bastards“ nicht, auch heute noch immer ein Lehrstück in Sachen Power. Sehr cool war auch der metallische Bruderschlag der Punks mit DESTRUCTION Sänger Schmier, der bei „Fuck The System“ als Gastsänger auf die Bühne kam. Weniger schön war hingegen wie Wattie während des Sets einen auf die Bühne gelangten Fan äußerst unsanft in den Bühnengraben beförderte. Mit dem Pitbull Wattie ist offensichtlich nicht zu spaßen, der junge Mann hatte in der Tat auch nichts auf der Bühne verloren, eine etwas sanftere Lösung des „Problems“ wäre aber sicher angebracht gewesen, denn so sollte man seine Fans nun wahrlich nicht behandeln. Trotzdem ließen THE EXPLOITED keinen Zweifel daran, dass Punk auch 2005 in der Tat noch gefährlich sein kann. Punks not dead!!!

OPETH (SWE) 20.55 - 21.55 Uhr MS

Die geheimen Headliner des Tages waren die Schweden OPETH. Zu selten waren ihre Live-Auftritte in den letzten Jahren, während die Fanbase kontinuierlich angewachsen ist. Das war auch beim SUMMER BREEZE deutlich zu spüren. Die absolut eigenständige Fusion von Death-Metal mit Folk und psychedelischem Art-Rock, war zwar sicher nicht das richtige um wilde Moshpits ausbrechen zu lassen, jedoch absolut fesselnd. Entsprechend waren im Publikum einige offene Münder zu sehen. Die Band erschuf eine dichte Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen konnte und sie bestachen durch epische Arrangements, vertrackte Rhythmen, fesselnden Gesang, packende Melodien und absoluten Abwechslungsreichtum. Sehr cool kamen auch die schwarzhumorigen Ansagen von Sänger Mikael. OPETH schwebten in ihrem ganz eigenen Klangkosmos von dem wohl jeder verzaubert wurde, der sich die Zeit nahm, sich auf die Band einzulassen. In den 60 Minuten Spielzeit brachte es die Band gerade mal auf fünf Songs – was aber auch kein Wunder war bei den ausufernden Stücken. Mit „The Great Conjuration“ gab’s auch schon ein Stück vom demnächst erscheinenden neuen Album „Ghost Reveries“. Ganz, ganz großes Kino.

ATROCITY 20.05 - 20.50 Uhr PS

Nach einem orchestralen Intro betrat die Band die Bühne, die wohl den kürzesten Anfahrtsweg zum Festival gehabt haben dürfte – Ludwigsburg ist gerade mal eine gute Stunde entfernt. Gleich beim ersten, überraschend heftigen Song trippelte die Frau von Sänger Alex Krull auf die Bühne um mit ihrem Gesang im Hintergrund beizutragen – alleine das Laufen in den ultrahohen Stilettos war eine respektable Leistung, aber auch gesanglich war das sehr beeindruckend. Beim nächsten Song ging’s dann schon etwas gemächlicher mit Mid-Tempo und eingängigem Refrain weiter. Mit Ansagen a la „Fuck God, Fuck Christ, Fuck Allah“ trug Meister Krull dann Eulen nach Athen, aber es ging in dem Fall wohl eher um die Überleitung zum nächsten Song „The Gods of Nations“. Auch visuell war die Band interessant anzusehen, am Mikroständer prangte ein großes Ornament im Design des Albumcovers, das auch als Backdrop im Hintergrund der Bühne hing. Die Musiker waren komplett in schwarz gekleidet, trugen fast kniehohe, schwere Lederstiefel und eine Art lederner Mini-Rock (metrosexuell?) über Hosen im gleichen Material. Der Drummer stellte mit seinem kompletten E-Drumkit eine Ausnahme in den drei Festivaltagen dar. Es folgte ein weiterer Song des aktuellen „Atlantis“-Albums wiederum mit zusätzlichem Gesang von Liv Kristine. Mit „The Great Commandement“ (im Original von CAMOUFLAGE) vom ihrem bis dato erfolgreichsten Album „Werk 80“ gings dann schon fast poppig weiter bevor es mit dem Titel Song vom „Blut“-Album sogar noch weiter in der Bandgeschichte zurückging. Ein souveräner Auftritt der Schwaben.

DARK TRANQUILITY (SWE) 19.10 - 20.00 Uhr MS

Die schwedische Formation DARK TRANQUILITY war wohl eine der meisterwarteten Bands des Festivals. So hatten sich zahlreiche hungrige Fans vor der Main Stage eingefunden um den Vorreitern in Sachen Melodic Death Metal zu huldigen. Die Band gab sich demnach auch redlich Mühe, all ihre Hits in den 50 Minuten, die ihnen zur Verfügung standen, unterzubringen. Ein freilich unmögliches Unterfangen, so gab es also einen gesunden Querschnitt aus allen Schaffensphasen der Band. Vier der insgesamt elf Songs stammten vom neuen Album, der Rest war gut über die restlichen Alben verteilt. Insgesamt bestand der Set hauptsächlich aus dem härteren Material der Band, was natürlich im Fall von DARK TRANQUILITY dennoch zahlreiche Ohrwurm-Melodien beinhaltet. Die Band, und insbesondere Bassist Michael Nicklasson und Sänger Mikael Stanne, gaben sich überaus bewegungsfreudig und feuerten die Menge an. Diese wusste das mit frenetischem Beifall zu danken. An dieser Show hatte sowohl die Band als auch das Publikum großen Spaß.

BEHEMOTH (PL) 18.20 - 19.05 Uhr PS

Nicht nur im hohen Norden, nein, auch in Polen gibt es düstere Orte. Aus einem solchen Ort stammen sicherlich BEHEMOTH. Die Black Metal Band der ersten Stunde kann inzwischen auf amtliche sieben Alben zurück blicken. Diese Tatsache spiegelt sich nicht zuletzt auch in dem mit enthusiastischen Fans gut gefüllten Vorraum der Pain Stage wieder. Auf der Bühne bot sich ein sehr grimmiges Bild, die vier Musiker, flankiert von coolen Aufstellern war in voller Kriegsmontur aufgelaufen. Fieses Corpse-Paint, schwarzes Leder, Spikes, War-Boots. Als stammten die Herren direkt aus der Hölle. Selbige entfachten sie dann auch musikalisch. Rasend schneller Black Metal angereichert mit majestätischen, deutlich MORBID ANGEL beeinflussten Midtempo-Parts. Technisch perfekt gespielt, aber dennoch alles andere als auf Hochglanz poliert, sonder derb, dreckig, klirrend kalt und vor allem bitterböse. Frontmann Nergal hatte die Meute voll im Griff und wies deutlich darauf hin, dass er mit seiner Band gekommen ist um das SUMMER BREEZE zu übernehmen. In den Augen der begeisterten Fans ist ihnen das sicherlich gelungen.

DIE APOKALYPTISCHEN REITER 17.30 - 18.15 Uhr MS

Für die Zuschauer mag der Bühnenaufbau anfangs etwas merkwürdig gewirkt haben. Der Schlagzeug- und der Keyboardriser jeweils am äußersten linken bzw. rechten Bühnenrand, daneben Aufsteller im Design der aktuellen CD „Samurai“ und in der Mitte ein großes Loch. Im Lauf der Show wurde dann aber bald klar, warum der Platz im Zentrum der Bühne frei geblieben war: beim fünften Song „Wicht“ wurde eine riesige Hüpfburg aufgeblasen, in der dann auch einige Fans herumturnen durften – die Weimarer sind eben immer für eine Überraschung gut. Spielten sie in den vorherigen Jahren stets auf der kleineren Pain Stage, haben sie sich wohl dieses Jahr gedacht, dass der viele Platz, der ihnen auf der Hauptbühne zur Verfügung steht, auch genutzt werden muss. Nach ca. zwei Dritteln der Spielzeit gingen die Jungs um Sänger Eumel von der Bühne, ließen sich von ihrem fanatischen Publikum aber schnell wieder zurückrufen und gaben eine frenetisch bejubelte „Dschingis Kahn“-Cover-Version zum Besten – die „He Reiter, Ho Reiter“-Passage drängt sich ja aber geradezu auf für die Band. Der stoische Keyboarder „Dr. Pest“ trat heute, ganz im Gegensatz zu seinem sanften Wesen, in einer fiesen Sado-Maso-Maske mit langen Nieten und einer schweren Kette im Rücken auf, der Sänger war wie immer barfuss und mit weiten Hosen unterwegs und der Bassist trug eine feuerrote Hose – also auch optisch nicht in einer Ecke fest zu machen! Der Mischer der Band scheint großer Bass-Fan zu sein, denn der wurde doch von vielen als zu laut empfunden. Klar, dass in der kurzen Zeit nicht alle Hits gespielt werden konnten, aber gerade „Metal Will Never Die“ haben doch viele schmerzlich vermisst!

POWERWOLF (ROM) 11.00 - 11.30 Uhr MS

Die Wölfe heulten heute ausnahmsweise am frühen Morgen… Doc Attila Dorn im blutroten Umhang bat zum Tanz, und die Frühaufsteher waren schon erstaunlich kooperationsbereit. „Mister Sinister“ eröffnete den halbstündigen Reigen und der „transsilvanische“ Meister radebrechte charmant im besten deutsch-muränisch zwischen den Songs, erzählte kleine Geschichten und forderte immer mal wieder zum kollektiven Wolfsgeheul. Trotz dem völligen Fehlen eines Bassisten (dessen Parts wurden aus der Konserve eingespeist) fehlte in der optischen Darbietung nichts, die Gitarristenbrüder wechselten munter die Seiten oder spielten sich auch ab und an in bester Heavy Metal-Manier an. Sehr cool auch der Keyboarder, der den buckligen Organisten gab, sich völlig einen abrockte und mit dem Kopf oft tiefer war als sein Instrument hoch… Musikalisch wurde hier allerlei durch den POWERWOLF gedreht, hier eine Prise MANOWAR (da wurden auch gleich entsprechend die Hände in den Himmel gereckt) und da ein ordentliches Pfund Powermetal sowie Hardrock verwurstet. Das machte ordentlich Laune und es war natürlich schade, daß die „rumänische“ Band derart früh auf die Bretter musste – aber einer muss eben anfangen!

EMIL BULLS 15.55 - 16.40 Uhr MS

Seit kurzem sind die Buam aus Minga (also die Herren aus München) live um eine Person geschrumpft, weil DJ Zamzoe sich entschlossen hat, die Band nur noch im Studio mit Sounds zu versorgen, live kommen die also mittlerweile vom Band – was aber in keinster Weise negativ auffiel. Erwartungsgemäß wurde nach dem coolen MANOWAR Intro („High and mighty alone we are kings…“) mit dem Opener des aktuellen Albums „Southern Comfort“, dem Song „Revenge“, gestartet. Und auch wenn die Bulls sich eher am äußeren Rand des SUMMER BREEZE-Spektrums bewegen, bewiesen sie, dass sie nicht umsonst streckenweise mit drei Gitarren arbeiten und mit ihrem Sound deutliche im Metal verwurzelt sind. Etwa in der Mitte ihres Sets geschah dann, was die seit einiger Zeit aufziehenden Wolken schon ahnen ließen: der Himmel öffnete seine Schleusen und es begann ordentlich zu gießen. Das störte das Publikum aber überhaupt nicht, es wurde im Gegenteil eher als willkommene Erfrischung begrüßt. Waren sie bei ihrem letzten Auftritt beim SUMMER BREEZE noch die einzige Band mit DJ, so waren sie heuer die einzige Band mit metallic-grünen Gitarren und einem senfgelben Bass! Wie gewohnt gaben sich die Jungs voll hin, flitzten über die Bühne und sprangen wie die Flummies. Und als Verbeugung an die alten Metal-Helden gabs einerseits die MEGADETH Cover-Version „Symphonies Of Destruction“ und andererseits wurde der letzte Song – passenderweise „Leaving You With This“ – mit dem „Damage Inc.“-Anfang eingeleitet.

SKINDRED (UK) 15.15 - 15.50 Uhr PS

Die englische Modern Metal Formation um ex-DUBWAR Frontmann Benji lud Metal-Freunde mit Bock auf etwas Abwechslung zum fröhlichen Reigen. Stilistisch führte die Band ein explosives Gebräu aus Nu-Metal, Industrial, Crossover und Reggae auf. Fette Grooves wurden durch allerlei elektronische Klangspielereien und Samples ergänzt, mal schneller, mal flotter, mal heftig, mal melodisch. Dabei verbreitete die Band eine ausnehmend positive Stimmung. Besonders Benji war zu allerlei Scherzen aufgelegt. Immer wieder flogen zynische Bemerkungen wie „I´m the only real Black Metal“, mit Verweis auf seine schwaze Hautfarbe. Auch wenn er das Publikum zum mitmachen bzw. mitschreien animierte, ließ er wirklich erst dann ab, wenn der Lautstärkepegel richtig war, da wurden dann schon auch mal Songs zwei, drei mal abgebrochen, bis dem Sänger die Reaktion euphorisch genug war. Die Band war technisch perfekt eingespielt. Eine Tatsache, die sicherlich von den 18 Monaten US-Tour herrührt, welche die Band gerade erst mit Bands wie SEVENDUST und KORN absolviert hatte. Ein interessanter Farbklecks und eine echte Bereicherung fürs Festival.

KRISIUN (BRA) 14.35 - 15.10 Uhr MS

Geknüppel aus dem Sack war auf der Hauptbühne angesagt. Das erklärte Ziel des brasilianischen Trios muss wohl die totale Zerstörung des Festivalgeländes gewesen sein. Anders ist die Brachialität, welche die Jungs an den Tag legten, nicht zu erklären. Für Fans von amerikanisch geprägtem Death Metal dürfte KRISIUN ein echter Leckerbissen gewesen sein. In Punkto Geschwindigkeit war die Darbietung kaum zu toppen und auch die Energie, die von den wuchtigen Gitarren und dem markerschütternden Growls ausging, war fast schon beängstigend. Das wussten einige Moshwütige auch zu schätzen und ließen die Rübe kreisen. Überhaupt waren KRISIUN an diesem Tag die erste Band (neben den Frühstartern KORPIKLAANI), die sich über einen gesteigerten Publikumsandrang erfreuen durften.

NOCTE OBDUCTA 13.55 - 14.30 Uhr PS

Mainz wie es singt und kracht! Einerseits zwar Schwarzmetall andererseits aber auch wieder nicht, denn die Band setzte dann doch den ein oder anderen genrefremden Akzent und sticht somit aus dem Einheitsbrei heraus. Da waren hier und da Doom-Einsprengsel zu vernehmen und auch die poetischen deutschen Texte sind nicht gerade charakteristisch für Black Metal. So war dann wohl das kurze Intro „Ich habe Eure Show und Eure Rituale satt…“ durchaus als Statement zu verstehen. Hier war auch niemand geschminkt, es wurden Instrumente gespielt, die in dem Genre eher selten sind (Stratocaster-Gitarren usw,) und erfreulicherweise wurde das vom Publikum auch entsprechend honoriert. „Das ist ein ganz besonderer Tag!“ – da kann man Sänger Torsten nur zustimmen!

KORODED 13.20 - 13.50 Uhr MS

Die Langschläfer unter den Festivalbesuchern sollten sich Grün und Blau ärgern den Auftritt von KORODED verpasst zu haben. Die Band aus Düren, die sich bereits zum zweiten Mal die Ehre auf dem SUMMER BREEZE gab, rockte wie die Sau. Die zu Anfang eher zurückhaltenden Besucherreaktionen steigerten sich von Song zu Song bis am Ende überall im Publikum kopfnickende bzw. moshende Zuschauer zu beobachten waren. Kein Wunder, ist der moderne Metal Sound von KORODED doch extrem ansteckend. Die Band gab sich während der Show äußerst bewegungsfreudig und insbesondere Frontsympath Jan war wohl für die Fotografen ein schweres Ziel und blieb selten lange an einem Ort stehen. Höchstens vielleicht um den Anwesenden zwischen seinen heftigen Shouts mittels ohrwurmartigen Melodien eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Neben Songs vom aktuellen Album „The Absurd Beauty Of Being Alone“ gaben KORODED drei brandneue Songs zum Besten, die den Härtegrad deutlich nach oben schraubten und schon ordentlich Appetit auf das im Frühjahr erscheinende Album machten. Starke Show, starke Band.

ABORTED (B) 12.45 - 13.15 Uhr PS

Mit den belgischen ABORTED betrat eine Band die Pain Stage, die man auf deutschen Bühnen leider kaum zu Gesicht bekommt. Ein echter Leckerbissen für Freunde des ganz Extremen. Grindcore/Death-Metal vom allerfeinsten wurde hier geboten. Die hyperschnellen Blastbeat Orgien wurden von der Band immer wieder durch coole Grooves unterbrochen. Der Wechselgesang aus extrem tiefen Growls und fiesem Gekreische tat sein übriges. Einziger Wehrmutstropfen war wohl der etwas undifferenzierte Sound. Bisher die erste Band die unter derartigen Problemen zu leiden hatte. Den Anwesenden Nasen war das aber egal und vor der Bühne waren einige kreisende Matten zu entdecken.

KORPIKLAANI (FIN) 12.10 - 12.40 Uhr MS

Manch einer mag sich gefragt haben, warum denn jetzt plötzlich ein Gartenzaun vor dem Drumkit errichtet wird – so wild war der Drummer der Finnen doch gar nicht… Ein bunter Haufen war’s halt, nicht nur optisch (der Sänger hatte ein Hirschgeweih am Mikroständer, der Basser spielte barfuss) sondern auch musikalisch! Die von anderen finnischen Bands bekannten Humpa-Elemente waren auch hier auszumachen (wozu hat man denn auch ein Akkordeon in der Band!). Bei den sechs Musikern wurde von einem auf den anderen Song dann aber eben mal zwischen Square-Dance-artigem auf skanidnavischen Folk und zurück zu indianischen Gesängen geschaltet. Mutig, aber offensichtlich ganz nach dem Geschmack des Publikums, das die Band feierte, als ob nach ihnen keine anderen Bands mehr spielen würden!

MAROON 11.35 - 12.05 Uhr PS

„Schön, dass an diesem Montag morgen schon so viele Leute hier sind“. „Da geht ja einiges hier in Österreich.“ „Der letzte Song wie immer „Stillborn“, ist zwar langweilig, aber geht gut“. Viel zu früh mussten MAROON auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Trotz der für die meisten Festivalbesucher recht unchristlichen Uhrzeit – wobei die Christen wohl eher in der Unterzahl gewesen sein dürften – hatte sich ein ansehnlicher Pulk mit erstaunlich hoher Maroon-Shirt-Dichte, vor der Pain Stage gebildet. Etwas früh war es offensichtlich auch für Sänger Andre, der nach dem Bayern-faux-pas von THE BONES am Vortag einige Male daneben griff. So freute er sich darüber, dass an diesem Montag Morgen schon so viele Leute vor der Bühne waren und war im festen Glauben, eine Show in Österreich zu spielen – möglich wäre natürlich auch, daß das bewusste ironische Einwürfe waren. Der Show hat es aber keinen Abbruch getan. Die Band machte mit ihrem Death Metal / Hardcore-Gebräu unglaublichen Druck, fegten und moshten über die Bühne wie die Derwische und spielten dabei extrem tight. Diejenigen, die schlau waren früh genug aufzustehen, erlebten so schon vor dem Mittagessen einen absoluten Festivalhöhepunkt. Damit bewahrheitet sich das alte Sprichwort „Der Frühe Vogel fängt den Wurm“. So ist es.