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- Summer Breeze 2012
- Donnerstag, 16.08.2012
- Freitag, 17.08.2012
- Samstag, 18.08.2012
Was im ersten Moment lediglich nach schlechtem Deutsch klang, entpuppte sich tatsächlich als Holländisch. Denn die Niederländer HEIDEVOLK sangen ausschließlich in ihrer Muttersprache und thematisierten dabei die germanische Geschichte und Kultur. Die eigentliche Besonderheit des Sextetts stellte jedoch der zweistimmige Leadgesang von Mark Splintervuyscht und Joris Boghtdrincker dar. Dieser verlieh den im Kern nach FINNTROLL, ENSIFERUM und Konsorten tönenden Stücken ein gerüttelt Maß an Eigenständigkeit. Im Partyzelt kam diese Mischung jedenfalls hervorragend an und brachte Bewegung in die gesamte vordere Hälfte des Zuschauerraums. Mit „Een Nieuw Begin“ und „De Toekomst Lonkt“ präsentierten HEIDEVOLK zwei Stücke vom aktuellen Album „Batavi“, der Rest des Sets bot einen repräsentativen Querschnitt durch die Diskografie der Band, sowie mit „Vulgaris Magistralis“ ein launiges Cover ihrer Landsleute NORMAAL. Da war es schwer beeindruckend, mit welcher Inbrunst die Menge vor der Bühne den Ohrwurm-Refrain weiterskandierte, als die Band bereits längst aufgehört hatte zu spielen.
AHAB entwickeln sich mittlerweile zu gern gesehenen Stammgästen auf dem Summer Breeze. Bereits das dritte Mal walzte ihr Nautic Funeral Doom durch die Sphären des Partyzelts, das zu nachtschlafender Zeit beachtlich gut gefüllt war. Kein Wunder, denn die Seefahrer um Frontmann Daniel Droste halten auch live, was sie mit mittlerweile drei Alben auf Platte versprechen. Zu Meeresbrandung und Möwengeräuschen wurde als Opener sanft „Old Thunder“ intoniert, bevor es mit unbändiger Gewalt wie ein tosender Seesturm losbrach. AHAB profitieren von einem wuchtigen und zeitgleich glasklaren Sound, der an diesem Tag seinesgleichen suchte und ohne den die Seefahrer-Epen auch gar nicht funktionieren würden. Brachialst fett ging es mit „Deliverance (Shouting At The Dead)“ weiter, das grün-blaue Licht der Bühnenbeleuchtung ließ auch optisch eine stimmungsvolle Atmosphäre aufsteigen. Mit „The Hunt“ mäanderten AHAB zwischen sanft wogenden, jedoch bedrohlich das kommende Unheil ankündigenden Klangwellen und einer donnergrollend stürmisch aufgewühlten See, die alles und jeden um sich verschlang. Und wer es bislang noch nicht wusste: Droste besitzt eines der voluminösesten und bedrohlichsten Growl-Organe des Undergrounds, das er auch perfekt einzusetzen weiß. Mit „Antarctica The Polymorphess“ vom aktuellen Album „The Giant“ verabschieden sich AHAb bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heisst: Doomwards let us row! Perfekter Abschluss des Partyzelt-Tages!
Gerade noch mit EISREGEN ordentlich Alarm gemacht, musste Keyboarderin Franziska auch gleich schon wieder mit MENHIR ran. Das war es aber auch schon an Gemeinsamkeiten, was die beiden Bands aus Thüringen an diesem Abend verband. Von einem Geisterspiel waren die Pagan Black Metaller zwar weit entfernt, dennoch hätte man ihnen wirklich etwas enthusiastischere Zuschauer gewünscht. Die Anwesenden haben sich nur schwerlich aus der Reserve locken lassen: bis auf ein paar geballte Fäuste während der Songs und ordentlichem wenn auch nicht überwältigendem Applaus gab es für MENHIR heute leider nicht viel zu holen. Schade, denn die in mittelalterliche Gewänder gekleideten Barden aus Breitungen gaben sich sichtlich Mühe. Da mutete die Szenerie schon ein wenig surreal an: halbvolles Haus und trotzdem keine Bewegung. Vielleicht lag es am Ende aber auch an den merklich übersteuerten Gitarren, dass MENHIR selbst ein wenig die Lust zu verlieren schienen, mehr aus dieser späten Nacht herauszukitzeln. Da wäre mehr drin gewesen.
Bereits 2010 platze das damals noch deutlich kleinere Partyzelt bei EISREGEN aus allen Nähten. Und auch dieses Jahr war das Interesse an dem „Tod aus Thüringen“ entsprechend groß. Zwar gab es dieses Mal keine (diskussionswürdigen) Showeinlagen wie gekreuzigte Frau oder ähnliches, was das Publikum aber keineswegs daran hinderte die Band nach allen Regeln der Kunst abzufeiern. Jeder der acht Songs wurde inbrünstig mitgesungen und kaum war einer zu Ende brach ein Jubelsturm los oder es wurden EISREGEN-Sprechchöre intoniert. Wenn die Zuschauer einem so ergeben sind, war es dann auch für Sänger Michael „Blutkehle“ Roth ein leichtes die Stimmung durch kleine Aufforderungen oder Gesten weiter anzuheizen. Die Setlist, wie auch der Sound ließ keine Wünsche offen und „Elektrohexe“ DER Partysong – wenn man in Rahmen des Dark Metal der Band davon sprechen kann – stellte den passenden Endpunkt des Sets dar. Alles in allem kann der Auftritt der Thüringer ohne Übertreibung als Triumphzug bezeichnet werden.
“Manchmal kommen sie wieder” wusste schon Thrillmeister Stephen King. Die deutschen Death Metal-Helden um den mittlerweile in Ehre ergrauten Marc Grewe gehören in der langen Reihe der Band-Reunions auf jeden Fall auf die Seite der gelungenen Wiederauferstehungen. Hinter der Band prangte das altgewohnte Logo und vor ihnen tobte der Mob als sie kurz nach der Geisterstunde eine feine Auswahl an Songs ihrer Alben zum Besten gaben. Leider verzichteten sie dabei komplett auf Material ihres „Feel Sorry For The Fanatic“-Spätwerks, aber an dem spalten sich ja eh die Geister… Herr Grewe, stilsicher in Wollmütze und Kutte gekleidet, dirigierte die (vor CORVUS CORAX geflüchteten?) Metalheads nach seinem Geschmack, und war sich selbst für bierselige Ansagen a la „Seid ihr so gut drauf wie ich? Habt ihr genug Bier?“ nicht zu schade. „Suffer Life“ wurde brav einem der Veranstalter gewidmet und nach 50 Minuten war die Old School Death Metal-Party mit dem abschließenden „Under The Surface“ dann auch gegessen.
Die selbsternannten Könige der Spielleute spielten als letzte Band am Freitagabend auf der Pain Stage zum Tanze auf. Und wie es sich für eine Mittelalter-Band gehört, wurde da kräftig auf Säcken herumgedudelt, Pauken geschlagen und jede Menge launiger Ansagen in die Menge gehauen. Besonders beeindruckend war der Einsatz der großen japanischen Trommeln durch die Düsseldorfer Taiko-Gruppe WADOKYO zu Beginn und am Ende des Sets, deren tiefes Dröhnen den Zuschauern durch Mark und Bein ging. Allgemein luden die Stücke mehr zum andächtigen Lauschen als zum wilden Abtanzen ein, seinen Spaß hatte das Publikum aber dennoch. Dafür sorgten neben einer Menge Stücke vom aktuellen Album „Sverker“, das sich vorrangig mit dem namensgebenden Schwedenkönig Sverker II. befasst, auch unvermeidliche Klassiker wie „Mille Anni Passi Sunt“, „Venus Vina Musica“ oder „In Taberna“. Respektabel war vor allem auch, dass CORVUS CORAX dem Mittelalter auch auf der großen Bühne treu blieben, sich nicht zum Einbringen moderner Stromgitarren und anderer Rock-Elemente hinreißen lassen und damit jederzeit einen Authentizitätswettstreit mit anderen Größen der Mittelalter-Zunft wie IN EXTREMO oder SUBWAY TO SALLY gewinnen könnten. Um den ging es aber gar nicht, sondern um den Spaß an der Musik mit launigen Liedern zwischen traditioneller Volksmusik und spaßigem Mittelaltermarkt-Gedudel. Die liebevoll gefertigten Kostüme und traditionellen Instrumente sorgten da für ein dickes Atmosphäre-Plus, und als im abschließenden „Na Lame Se“ ein halbes Dutzend Trommler gleichzeitig auf ihre Taikos eindrosch, sich dabei immer weiter steigerte und schließlich mit einem lauten Pyro-Knall die Show beendete, konnten sich viele Zuschauer einer Gänsehaut nicht mehr erwehren.
Nach dem starken Auftritt von KRISIUN im Zelt wechselte das Publikum einmal komplett durch. Lange Haare und Kutte raus, kurze Haare und Basecap rein. Ein klarer Indikator dafür, dass es wieder hardcorelastig wurde. Und mit TERROR betrat eine der beständigsten, hart arbeitenden und beliebtesten Bands der Szene die Bühne. Entsprechend war das Partyzelt gut gefüllt. Hinzu kam auch noch, dass Sänger Scott Vogel seinen 34. Geburtstag feierte. Die Flasche Whisky, die auf der Bühne stand, fand dann auch öfter den Weg zu Vogels Mund, bevor er sie im Publikum versenkte. Nachdrücklich wie immer und sichtlich gut gelaunt verlangte er dem Publikum alles ab. Forderte ständig mehr Crowdsurfer oder warf einfach das Mikro in die Menge, die dem entschiedenen Gegner des Bühnengrabens natürlich zu weit weg war. Auch überließ er öfter mal Freunden der Band das Mic. Rob von BORN FROM PAIN durfte beispielsweise bei „Stick Tight“ ran. Sowieso können TERROR mittlerweile auf einen reich gefüllten Pool von Hits zurückgreifen, sodass eine dreiviertel Stunde Spielzeit viel zu schnell vorbei war. Einziges Manko: „Lowest Of The Low“ von der ersten Platte wurde nichts gespielt. Aber ein Abriss war der Auftritt so oder so.
Man mag es kaum glauben, doch IMMORTAL beehrten das Summer Breeze bisher nur ein einziges Mal. 2001 war es, noch in Abtsgmünd und bevor Abbath, Demonaz und Horgh sich überlegten, ihre Black Metal-Institution für eine Weile auf Eis (!) zu legen. Satte elf Jahre mussten also ins Land ziehen, da IMMORTAL den Weg zurück fanden – und es wurde eine triumphale Rückkehr. Der Platz vor der Mainstage war proppevoll, als der Headliner in gleißend weiß-blaues Licht getaucht „Withstand The Fall Of Time“ anstimmte und unter Pyroeinsatz anfing, seine Geschichten vom Königreich Blashyrkh zu erzählen. Ausgiebige Kommunikation mit dem Publikum durfte man dabei jedoch nicht erwarten, sind die Norweger doch seit jeher dafür bekannt, auf die Bühne zu kommen und ihr Set auch schon mal ohne Ansagen runterzuzocken. Zwischendurch richtete Abbath zwar doch schon ein paar Worte an das Publikum, ließ aber ansonsten eher seine eiskalten Riffs und das präzise Tackern der Schießbude Horghs für sich sprechen. So blieb mehr Zeit sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: ein Best-Of von „At The Heart Of Winter“ bis hin zu „All Shall Fall“ (mit starkem Fokus auf „Sons Of Northern Darkness“) und das ausgiebige Stage Acting Abbaths. Ob Crabwalk oder Mimik: der Fronter ließ keine Gelegenheit aus, sich selbst nicht ernst zu nehmen und das Publikum mit seiner schrulligen Art zu unterhalten. Highlight der etwas mehr als einstündigen und pyrodurchtränkten Show war definitiv „Tyrants“ mit Funkenfontänen und schönstem Abbath-Posing, wie es im Booklet zu „At The Heart Of Winter“ steht. Für die Old School-Fans gab es zum Ende mit „The Sun No Longer Rises“ noch den Blick ganz weit in die Vergangenheit zurück, bevor IMMORTAL die Bühne ver- und somit CORVUS CORAX die Hoheit über das Hauptgelände überließen.
Als nächstes war hyperaktiver Death Metal angesagt, denn Brasiliens Todesgeschwader Nr. 1, KRISIUN, waren am Zug! Es gibt einfach Dinge, die sich wohl nie ändern werden, und dazu zählt die immer brutale und gleichzeitig doch sehr filigrane Musik dieses famosen Trio Infernale. Die drei Brüder legten sich voll ins Zeug und zeigten den zahlreichen Fans im Zelt ihr Können, und zwar in Form von massivem, intensiven Death Metal erster Güteklasse. Kompromisslos holzten sich die Brasilianer auf spielerisch sehr hohem Niveau durch ihr Set, wobei vor allem die unglaublich präzise und anspruchsvolle Arbeit am Schlagzeug beeindruckte. Drummer Max Kolesne bearbeitete sein Schlagwerk mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, an welcher sich ein Großteil seiner Kollegen die Zähne ausbeißen würde, und das alles so unfassbar entspannt und gelassen. KRISIUN schafften es trotz aller technischen Finesse, eingängig zu klingen und es nicht an Durchschlagskraft missen zu lassen, diese Band ist live einfach eine Macht! Ihre brachialen Todesblei-Hymnen wie „Hatred Inherit“ oder „Kings Of Killing“ walzten einfach alles nieder. Und so verwandelte sich auch die Menge vor der Bühne in einen wild moshenden Mob, der sich von dem Präzisionsgemetzel nur zu gerne immer weiter anstacheln ließ.
Das Kontrastprogramm zum Zelt, das am Freitag Abend hauptsächlich von ziemlich harten Bands beackert wurde, boten wohl OHRENFEINDT auf der Camel Stage. Simpler, erdiger Rock, der starke AC/DC-Schlagseite hatte und mit deutschen Texten vorgetragen wurde, funktioniert eigentlich immer gut beim partywilligen Volk. Und wenn man dann noch einen so charismatischen Sänger wie Chris Laut am Mikro hat, kann nichts mehr schief gehen. Mit gekonnten Entertainereinlagen führte er durch die jeweiligen Blöcke. Songs mit Titeln wie „Rock’n’Roll Sexgott“, „Harley-Luja“ oder „Motormädchen“ brauchten aber auch keine großen Ansagen und sprachen für sich. Doch nicht nur „Vollgasrock“, wie OHRENFEINDT ihre Musik selber nennt, wurde geboten, sondern auch nachdenklichere Rock-Balladen waren m Angebot, was bei der sonstigen Beschallung im Zelt einen angenehmen Kontrast erzeugte. Die St. Paulianer gehörten sicherlich mit zu den diesjährigen Abräumern auf der Camel Stage.
Ein absolutes Muss auf der Pain Stage war die hochenergetische Show der Melodic Death-Mitbegründer DARK TRANQUILLITY. Der mit einer gewaltigen Ausstrahlungskraft und einer großartigen Stimme gesegnete Frontmann Mikael Stanne hatte das Publikum fest im Griff und führte einen bunten Reigen an mitreißenden Hymnen an, die vom Publikum begeistert mitgesungen und beklatscht wurden. Für eine dichte Atmosphäre sorgten die sparsame Bühnenbeleuchtung und die düsteren Projektionen auf einer großen Leinwand im Bühnenhintergrund. Diese unterstrichen die leicht morbiden und psychotischen Momente, die jeder Komposition der Göteborger innewohnen. Einen großen Reiz schöpften die Songs aber auch aus dem perfekten Zusammenspiel von bratenden Riffs, kraftvollem Gesang und nie übertrieben wirkenden Keyboard-Einsprengseln. Wer der Meinung war, dass Musik mit Synthie-Sounds stets zu soft klingen und ins Kitschige abdriften muss, konnte sich hier von Tastenmann Martin Brändström eines Besseren belehren lassen. Im Falle von DARK TRANQUILLITY erhöhte das elektronische Tasteninstrument den Härtegrad der Stücke eher noch, als ihn abzuschwächen. Mitreißend, gewaltig und stets auf den Punkt gespielt – wer nicht Zeuge dieses Auftritts wurde, verpasste ein definitives Highlight des gesamten Festivals. Besonders die Stücke von den beiden letzten Alben „We Are The Void“ und „Fiction“ sorgten für beste Laune und wurden von zahlreichen Crowdsurfern begleitet. Aber auch der „Projector“-Kracher „ThereIn“ und „Final Resistance“ standen dem in nichts nach. Nach einer unglaublich intensiven Stunde Spielzeit fand der Auftritt schließlich im überragenden „The Fatalist“ seinen krönenden Abschluss und hinterließ zahlreiche erschöpfte, aber glückliche Gesichter.
Gleiche Stelle, gleiche Welle? Naja, nicht ganz, denn immerhin betraten INSOMNIUM die Partystage eine ganze Stunde später als bei ihrem letzten Gig anno 2010. Ansonsten grüßte das sprichwörtliche Murmeltier jedoch tatsächlich. Auch vor zwei Jahren bildeten INSOMNIUM einen finnischen Doppelblock (damals mit TRACEDAWN, heute mit BEFORE THE DAWN) und auch performancetechnisch stand das Quartett seiner Leistung in nichts nach. Noch vor Anpfiff wurden INSOMNIUM von der zahlreich erschienen Menge mit Applaus bedacht und die Vorschusslorbeeren waren allemal gerechtfertigt. Die Mischung aus traditionell finnisch geprägtem Death Metal, weit ausladenden Melodieteppichen und Melancholie kam an diesem noch jungen Abend bestens an. Eines der Highlights der Show fand bereits gleich zu Beginn statt: kurz vor seinem Auftritt mit DARK TRANQUILLITY auf der Pain Stage gab sich deren Fronter Mikael Stanne die Ehre und intonierte zusammen mit Niilo Sevänen „Weather The Storm“. Und das Sympathiepunktekonto stieg weiter. Die Leads in „The Killjoy“ kamen perlend klar und saftig und während des hymnenhaften „Through The Shadows“ schnellten die Pommesgabeln zu hunderten in die Höhe. Astreiner Auftritt einer Band, die mittlerweile höhere Weihen verdient hätte.
Mögen Kritiker die holländischen Symphonic-Metaller auch als Nightwish-Klonband verunglimpfen, so konnte man sich zur besten Prime-Time auf der „Main Stage“ davon überzeugen, dass WITHIN TEMPTATION längst einen ganz anderen Weg eingeschlagen haben. Das jüngste Studio-Album „The Unforgiving“, das knapp die Hälfte der Setlist ausmachte, atmete ein bemerkenswertes 80er-Jahre-Stadionrock-Flair und basierte auf einer Comicbuch-Serie von Steven O’Connell und Romano Molenaar. Um die starke visuelle Komponente auf der Bühne angemessen umzusetzen, setzten WITHIN TEMPTATION auf eine gewaltige Video-Wand, über die ständig professionell produzierte Film-Einspielungen flimmerten. Direkt darunter thronten auf einem Podest Drummer Mike Coolen und Keyboarder Martijn Spierenburg und bekamen immer wieder Gesellschaft von den Gitarristen oder ihrer Frontlady. Nach Bandkopf Robert Westerholt hielt man hingegen vergebens Ausschau. Der glatzköpfige Gitarrist hatte seinen Posten als Live-Musiker an Stefan Helleblad übergeben, um sich selbst um die drei gemeinsamen Kinder mit Sängerin Sharon den Adel zu kümmern. Der Neue lieferte einen tadellosen Job ab, wie auch die gesamte Band sich in guter Form präsentierte. So wurden Augen und Ohren gleichermaßen gut bedient und durften eine extrem professionelle Show erleben, bei der es auch nicht negativ ins Gewicht fiel, dass der männliche Gesangspart in „What Have You Done“ nicht live gesungen wurde, sondern als Audio- und Videoeinspielung von Keith Caputo hinzugefügt wurde. Dass WITHIN TEMPTATION dem Summer Breeze schon lange verbunden sind, zeigte sich darin, dass sie als besonderes Schmankerl die schon seit langem nicht mehr gespielte Akustik-Ballade „Neverending Story“ darboten. Anschließend fand die Show ihren krönenden Abschluss mit dem unvermeidlichen „Mother Earth“, bei dem man von der Bühne herab auf ein schier endlos erscheinendes Meer aus hin und her wogenden Armen blicken und sich einer Gänsehaut kaum erwehren konnte.
Obwohl sie in den vergangenen dreizehn Jahren stolze sieben Alben veröffentlicht hatten, verströmten BEFORE THE DAWN eine unverbrauchte Frische, die an einen brandheißen Newcomer gemahnte. Dazu trug nicht nur das jugendliche Aussehen der Musiker – allen voran Bassist Pyry Hanski – bei, sondern auch der mitreißende und angenehm frische Melodic Death-Sound. Statt mit modernen, Industrial- oder Core-Einflüssen bereichern die Finnen ihren Sound um eine melancholische, eher gotisch anmutende Note und fallen damit leicht aus dem von andern Genre-Vertretern abgesteckten Rahmen. Dass man sich vor etwas über einem Jahr von Lars Eikind getrennte hatte, erwies sich letztlich nicht als Nachteil, denn die Growls von Tuomas Saukkonen waren stark genug, um auch ohne einen cleanen Gegenpart zu begeistern. Der Großteil des gespielten Materials stammte vom aktuellen Longplayer „Rise Of The Phoenix“, dagegen wurde mit „Unbreakable“ nur ein echter Klassiker ausgepackt. Und obwohl die hintere Hälfte des Partyzelts fast komplett leer blieb, hatten die Fans im vorderen Teil großen Spaß an der engagierten und energiegeladenen Show. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Band noch Großes bevorstehen könnte.
Nach wie vor zählen SIX FEET UNDER zu den absoluten Größen des Death Metals. Davon konnten sich die zahlreichen Fans vor der Bühne beim mittlerweile dritten Besuch der Todesblei-Institution aus Florida auf dem SUMMER BREEZE überzeugen. Hingucker war wie immer natürlich Chris Barnes, mit seinen gewaltigen Rastalocken und einem der wohl immer noch geilsten Brüllorgane dieses Planten. Bei massivem Sound groovten und grunzten SIX FEET UNDER unerbittlich und gleichzeitig eingängig alles in Grund und Boden, wozu auch die gnadenlose Setlist mit Evergreens wie „Human Target“ oder das kultige „Hammer Smashed Face“ (CANNIBAL CORPSE Cover) beitrugen. Es war wieder einmal erstaunlich, wie Chris selbst in fortgeschrittenem Alter einerseits ultratiefe Growls und Pig-Squeals anderseits total locker hinbekam, und dabei noch energisch seine Matte schüttelte. Noch erstaunlicher war allerdings die Anzahl der Crowdsurfer, die im Sekundentakt im Fotograben von den freundlichen Grabenschlampen (der einzigartigen Summer Breeze-Security) empfangen wurden. Und spätestens beim abschließenden AC/DC Cover „T.N.T.“ stand sowieso das komplette Summer Breeze Kopf.
Dass es heute wieder heiß werden würde, hatte der Wetterbericht schon verlauten lassen. Nach dem gestrigen Regen und der doch empfindlich kalten Nacht eine willkommene Wetterbesserung. Leider hatten sich zum Auftritt der Römer noch nicht wirklich viele Besucher vor die Bühne der Pain Stage verirrt. Es dauerte auch eine ganze Weile bis sich die ersten Reihen füllten, um den epischen Hymnen im Fahrwasser von Candlemass und älteren Anathema zu folgen. Einfaches Spiel hatten die Jungs aus Italien leider trotzdem nicht mit den eher getragenen Songs, die zwar technisch und stimmlich brillant vorgetragen wurden, aber nicht wirklich ein Feuer in der aufkommenden Mittagshitze entfachen wollten. Auch wenn sich die Band redlich mühte, gab es nur dezenten Beifall von den vorderen Rängen, was angesichts der wirklich starken Songauswahl sehr schade war. Selbst beim finalen „Havoc“ blieben die Publikumsreaktion eher verhalten. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass viele Besucher noch Nachwehen vom Vorabend hatten. Wer die Italiener aber kennt, weiss, dass THE FORESHADOWING auf Clubebene eine sichere Bank sind und für ein emotionales Hörerlebnis stehen. Nichtsdestotrotz sei jedem der mittlerweile dritte Longplayer „Second World“ an Herz gelegt, der auch zuhause wunderbar funktioniert.
Eine Weltpremiere auf dem Summer Breeze, das sieht man nicht oft. Dieses Jahr gaben sich Jamey Jasta, der durch HATEBREED, sein eigenes Projekt JASTA und dutzende Kooperationen mit anderen Bands eine nicht mehr wegzudenkende Hardcore-Ikone wurde, und Kirk Windstein, seinerseits Mitglied von DOWN und CROWBAR (die übrigens nur wenige Stunden vorher auf der gleichen Bühne standen), die Ehre in einem gemeinsamen Auftritt alte Klassiker und aktuelle Songs zu präsentieren. Die beiden kannten sich ja bereits nur zu gut aus der vorangegangenen Arbeit in der gemeinsamen Band KINGDOM OF SORROW, und enterten um kurz nach sechs die Bühne um dem Publikum eine gepflegte Portion Hardcore, Metal und Doom zu servieren. Scheinbar hatte die heiße Mittagssonne einige Besucher mürbe gemacht, denn vor der Mainstage hatten sich nicht so viele eingefunden wie noch zuvor bei UNEARTH. Wer Jasta aber kennt weiss, dass dieser Mann einfach immer powern kann, dementsprechend gut war auch die Stimmung in den ersten Reihen. Kirk Windstein steuerte seine Gitarren- und Gesangsarbeit zu den ersten zehn Songs bei, während Jamey Jasta immer wieder zu neuen Mosh-Actions wie zum Beispiel einem riesigen Circle Pit aufrief. Dem wurde gerne Folge geleistet, so richtig wild wurde es aber erst als Songs vom aktuellen Werk JASTA und die alten HATEBREED-Klassiker vorgetragen wurden. Herr Windstein betrachtete das Geschehen gelassen vom Bühnenrand und versorgte derweil das Publikum mit Massen an zugeworfenen Bierdosen. Überhaupt war die Stimmung auf der Bühne von viel Spaß und freundschaftlichem Miteinander geprägt, es wurde viel gelacht zwischen den Songs und auch die Moshpit-Fetischisten gaben sich diesem Unity-Gedanken gerne hin. Den krönenden Abschluss bildete dann aber das HATEBREED-Fans wohlbekannte „I Will Be Heard“, hier wurde nochmal aus vollem Halse mitgegröhlt. Und so bot sich trotz der nicht ganz so riesigen Menge eine tolle Stunde mit Songs Queerbeet durch die Geschichte der zwei Größen Jasta und Windstein.
BLACK SUN AEON stehen für melancholischen Metal der Extraklasse. Nach 2009 zum zweiten Mal Gast auf dem Summer Breeze, gab es auch zum Jubiläum eine intensive Schleichfahrt durch tonnenschwere Riffs und beklemmende Finsternis. Tuomas Saukkonen, hauptamtlich tätig bei BEFORE THE DAWN hat mit BLACK SUN AEON ein Projekt aus der Taufe gehoben, dem sich kein Freund des traurigen, schweren Metal entziehen kann. Genau dieses Publikum hatte sich am frühen Abend im Zelt versammelt und erwartete gespannt den Auftritt der Formation. Was könnte diese Band falsch machen? Heute bestimmt nichts, denn das Potpourri aus den bisherigen Veröffentlichungen schlug im Rund ein wie eine Bombe. Bis in die hinteren Reihen kreisten die Matten. Mit stoischer finnischer Gelassenheit fielen die Ansagen zwar spärlich aus, umso elektrisierender waren dann aber Song wie „Solitude“ und das grandiose „Oblivion“. Reichlich Unterstützung gab es am Mikro von Janica Lönn, die nicht nur optisch überzeugte, sondern auch perfekt mit den Growls der Gitarrenfraktion harmonierte. BLACK SUN AEON waren eine Gänsehauterfahrung, die bis zur letzten Note anhielt. Großartiger Auftritt der Band um den „Dirigenten“ Tuomas Saukkonen.
Zeit für erhabene Klänge: Die Ägyptologen NILE luden vor die Pain Stage, um ihre ganz eigene Vision des Death Metals zu zelebrieren, und Tausende Fans erwarteten nichts anderes als ein weiteres Live-Highlight der Todesblei-Maschine. Gnadenlos mächtig und brutal, dabei mit präziser Urgewalt knallten NILE ihre Stücke mit einer massiven Soundwand von der Bühne. Und dabei gelang es den Amis, trotz aller Härte dennoch, die facettenreichen melodischen Details ihrer Musik perfekt darzubieten. Der Auftritt hatte die Atmosphäre einer mythologischen Zeremonie, dazu passte auch, dass Ausnahme-Schlagzeuger George Kollias mit geschlossenen Augen lässig wie in Trance schnellste Blast Beats in absoluter Präzision runterhämmert, als sei dies die einfachste Sache der Welt. Mit ihrer beinahe greifbaren Spielfreude und ihrem zerstörerischen, technisch hochwertigem Death Metal Marke Desert Storm sorgten NILE für massenweise Bewegung im Publikum. Besser kann man komplexen, aber messerscharfen Metal nicht spielen!
Nach MUNICIPAL WASTE am Mittwochabend hatten sich die Fans des Old School Thrash Metal wohl auch die Show von TOXIC HOLOCAUST ganz fett rot im Kalender markiert. Zwar war das Zelt nicht wirklich prall gefüllt, wer sich aber bewusst gegen die parallel aufspielende Konkurrenz aus UNEARTH und NILE entschieden hatte, war auch Fan der Band aus Portland, Oregon. Die zeigte sich nicht nur stilistisch sehr puristisch, sondern verzichtete auch auf ein Backdrop oder sonstigen Dekoschnickschnack, let the Thrash-Keule do the Talking! Und die Keule kreiste vom ersten bis zum letzten Ton, Sänger und Gitarrist Joel Grind zelebrierte seine Songs mit seinen zwei Kollegen im perfekten Zusammenspiel und besonders Drummer Nick Bellmore holte aus seinem Mini-Drumkit das Maximum heraus. Es war eine Freude den Gig der Band zu verfolgen und im Publikum floss der Schweiß in Strömen.
In der knalligen Mittagssonne hatten BLACK SHERIFF an diesem Freitag die Aufgabe auf der Camel Stage die Leute zu unterhalten die fernab von Main und Pain Stage Entspannung suchten und sich im kleinen Kreis gut unterhalten lassen wollten. Trotz der wenigen Zuschauer, die allerdings immer wieder mit „Black Sheriff, Black Sheriff!!“-Rufen die Stimmung aufheizten, gab man sich keine Blöße. Der Vierer bot mit seinem an die Australier Airbourne erinnernden Gitarrenrifs, der rauchigen Stimme des Fronters Glen Ravioli und den nach vorne peitschenden Drums eine durchweg solide Show, wenn sich zwischen den Hauptacts die Ränge vor der Camel Stage etwas mehr füllten wurde auch immer wieder zum Mitklatschen und Mitsingen der eingängigen Refrains animiert, hier und da gab es zur Belohnung dann auch mal eine Bierdusche. Vor allem der Song „We Want You“ fand anscheinend Anklang, denn hier blieben auch Zuschauer vor den Gattern stehen um sich anzusehen wer hier so viel Stimmung macht. Die Mittagsunterhaltung war also gesichert, und pünktlich mit der Sonne verabschiedeten sich dann auch BLACK SHERIFF dankend von ihren Fans.
Die Metalcore Veteranen von UNEARTH beehrten das Summer Breeze dieses Jahr zum ersten Mal. Mit „Darkness In The Light“ haben die Amis auch ein aktuelles Album in der Hinterhand, das durch die Bank gutes Feedback einheimste und den Slot am Nachmittag auf der Mainstage mehr als rechtfertigte. UNEARTH sind ohnehin nicht gerade oft in unseren Breitengraden unterwegs und deshalb war es umso schöner, sie hier auf der großen Bühne zu sehen. Das dachten sich offensichtlich ein Menge Menschen und der Platz vor der Mainstage war folglich proppenvoll. Bereitwillig ließen sich die Pitvernarrten von Sänger Trevor Phipps zu physischen Verrenkungen der Extra-Klasse anstacheln. Doch dieser bekam nie genug und forderte immer noch mehr Circle-Pits. Bei der zu dieser Zeit knallenden Sonne durchaus Extremsport. Aber auch die Saitenhexer auf der Bühne blieben nicht eine Sekunde still stehen und rissen ebenso einiges an Kilometern runter. Da kam gegen Ende des schweißtreibenden Sets die Abkühlung aus den Feuerwehrschläuchen der Security genau richtig. Die Band darf gerne wieder mal vorbeischauen!
Sie zählen zu den Urgesteinen des Viking Metal: HELHEIM, bereits seit 20 Jahren aktiv, haben sie dieses Genre entscheidend mitgeprägt. Das Zelt war recht gut gefüllt, als die Krieger in Kettenhemden zu den Klängen des Intros die Bühne betraten, um in die Schlacht zu ziehen. Mit Vehemenz hämmerten die norwegischen Wikinger ihren wilden, wuchtigen Viking Black Metal ins Zelt, mit herrlich nordisch-klirrend sägenden Gitarren und harschem Kreischgesang. Dabei präsentierten HELHEIM ihr Material mit hohem technischen Anspruch, so wurden nicht nur die folkloristischen Elemente auch live perfekt dargeboten, auch ihr auf Platte vorherrschendes feines Gespür für Dynamik, wie bspw. die halbakustischen Parts mit Klargesang, gaben die Nordmannen nahezu in Perfektion zum Besten. Bei aller Musikalität stach auch das dominante, sehr wilde Auftreten der Band hervor, wahre Kriegernaturen eben. Dazu passten auch die eingespielten Samples hervorragend, welche ebenfalls zur kriegerischen Atmosphäre mit beitrugen. Auch das Publikum gab Vollgas, und als letztendlich Bassist V’gandr auch noch mit seinem Instrument spielend im Moshpit unter den Fans auftauchte, gab es sowieso kein Halten mehr. Eine siegreiche Schlacht!
Wenn eine Band auf dem diesjährigen Summer Breeze den Begriff polarisierend verdient hat, dann sind es wohl die Jungs von ESKIMO CALLBOY. Deren Debut „Bury Me In Vegas“ sorgte in der Metalszene für viele kontroverse Diskussionen, Online-Magazine wurden mit einer regelrechten Kommentarflut überschwemmt, das FUZE bezeichnete die Musik jüngst als extrem frauenfeindlich, aber irgendwas muss eben doch dran sein an dem Ganzen, denn die Verkaufszahlen und Buchungen sprechen nun mal eine deutlich Sprache. So verwundert es auch nicht, dass sich an diesem sonnigen Nachmittag hunderte von Zuschauern vor der Zeltbühne versammelt hatten und auch die Pressegallerie prall mit Interessierten gefüllt war. Nach einem kurzen Techno-Intro schossen die sechs dann in bester Partylaune und mit den passenden Outfits auf die Bühne um zu beweisen, dass man auch live etwas auf dem Kasten hat. Schon zu Beginn heizte man mit Wasserflaschen, die ins Publikum gesprüht wurden die Stimmung an, Elektro-Sounds, die wohl die meisten an SCOOTER erinnerten, trafen hier auf beinharte Gitarren, gegrunzte wie auch cleane Vocals und natürlich haufenweise Ohrwurm-Melodien. Spätestens nach dem Opener „Is Anyone Up“ war auch beim Letzten die Skepsis verflogen, denn hier war die Party voll im Gange. Bei der guten Stimmung sah man auch gerne über den ein oder anderen schrägen Ton hinweg, den Fronter Sushi von sich gab, von den schreienden Mädels in der ersten Reihe bis zum harten Moshpit, der sich fast über die komplette Breite des Zeltes erstreckte, war hier alles zu sehen. Das Publikum wollte feiern und es wurde mehr als ordentlich bedient. Songs wie „Kerosene Dance“ oder „Muffin Pupergurk“ brachten die Stimmung immer mehr zum Kochen und die Ordner mussten sich ohne Pause um die Crowdsurfer kümmern. Passend zum letzten Song „California Girls“, übrigens ein Cover eines Katy Perry Songs, holte man sich dann noch eine hübsche Begleiterin aus dem Publikum auf die Bühne, um gemeinsam den Refrain zum Besten zu geben. Über den Sound lässt sich streiten, dass die Jungs aber alles gaben um hier eine fette Show hinzulegen, ist keine Frage.
Bei ihrer letzten Visite beim Summer Breeze waren sie noch Opener auf der Main Stage und dieses Jahr haben sie sich schon ins Nachmittagsprogramm vorgearbeitet. Völlig zu Recht, denn vor der Pain Stagen hatte sich die seither größte Menschenmenge des Tages eingefunden, die schon vor Beginn des Auftritts den Bandnamen skandierten. Fronter Martin Engler und sein Team hatten sich aber auch sichtlich Mühe gegeben und nichts dem Zufall überlassen: hinter der Band prangte ein großes Banner mit ihrem Schriftzug und neben dem Arbeitsplatz von Drummerin Katha standen kompakte LED-Wände, die im Laufe der Show so einiges her machten. Beim Titelsong ihres an diesem Tag veröffentlichten neuen Albums „After The War“ kamen dann auch erstmals die effektvollen Feuerbälle zum Einsatz, die zwei unscheinbare Maschinchen an der vorderen Bühnenkante von sich gaben. Langweilig wurde es also beileibe nicht bei MONO INC., nach dem vierten Song verließ aber mal die komplette Band die Bühne und nur der Fronter blieb mit einem Hocker und einer Akustikgitarre zurück. Darauf spielte er dann „Passenger“ von IGGY POP an, animierte das Publikum zum Mitsingen des komplizierten Refrains („Der Text ist La!“) und verhöhnte sie dann ein paar Mal, bis ihm die Gesänge laut genug waren – gewisse Entertainerqualitäten kann man dem Mann nicht absprechen, die Fans fraßen ihm quasi aus der Hand und ließen sich sogar willig diktieren, wann sie wie zu klatschen hatten. Man muss kein Prophet sein, um der Band eine erfolgreiche Zukunft vorher zu sagen, und bei einem eventuellen nächsten Besuch auf diesem Festival, werden sie wohl ohne Tageslicht auskommen müssen.
Gleich mehrfach hatte Mastermind Kirk Windstein in der Vergangenheit seine Teilnahme am Summer Breeze wieder absagen müssen, aber wie sagt man so schön? Was lange gärt, wird endlich Wut, oder so ähnlich. Spätestens als das Backdrop im aktuellen Albumdesign im Bühnenhintergrund platziert wurde, war es den gespannt Wartenden klar, dass es diesmal wohl wahr werden würde mit dem ersten Auftritt von CROWBAR in Dinkelsbühl. Mit einem fast schon ZZ-TOPwürdigen Bart stapfte der kompakte Windstein ans Mikro, begrüßte kurz das Volk und startete dann trocken aber höchst effektiv in eine 45minütige Lehrstunde, die eindrucksvoll unterstrich, warum diese Band seit Jahren eine Ausnahmestellung in der Metalwelt einnimmt – was sich auch ganz gut an den vielen prominenten Zaungästen am Bühnenrand ablesen ließ. Am heutigen Tag passte aber auch wirklich alles für die Band, zum perfekten Sound kam eine schlafwandlerische Sicherheit im Zusammenspiel, so dass selbst komplizierte Parts wie in „New Dawn“ ihre volle Durchschlagskraft entwickeln konnten. Zwischen den Songs, die gekonnt sowohl aus sehr frühem, als auch aktuellem Material zusammengestellt wurden, forderte Kirk immer wieder Publikumsreaktionen, die er auch prompt bekam. Höhepunkt in einem durchweg starken Set, war wohl das gänsehautprovozierende „Planets Collide“.
Während die Sonne erbarmungslos vom Himmel brannte, wurde es endlich Zeit für eine amtliche Portion typisch europäischen Power Metals. Sieben Alben haben MYSTIC PROPHECY bereits veröffentlicht, die Setlist wurde jedoch von der aktuellen Scheibe „Ravenlord“ dominiert. Die Mannen um den griechisch stämmigen Sänger Roberto D. Liapakis lieferten eine tadellose Leistung ab, die nur von gelegentlich etwas gekünstelt wirkenden Ansagen unterbrochen wurde. Die Fans störte dies jedoch nicht, obwohl die Mittagshitze alle etwas träge hatte werden lassen und nur wenige überhaupt den Weg vor die Bühne gefunden hatten, bedachten diese die Musiker mit freundlichem Applaus. Erfreulich ernsthaft konnte das Songmaterial auch anspruchsvollere Gemüter zufriedenstellen und wich entscheidend genug vom tradierten Power Metal-Schema ab, um über eine Existenzberechtigung zu verfügen. Zwischen merklich düstereren Bands wie DEW-SCENTED und CROWBAR bildeten MYSTIC PROPHECY somit einen erfreulich bunten musikalischen Farbklecks.
Waren bei BLEED FROM WITHIN hauptsächlich sehr junge Fans am Start, erhöhte sich der Altersdurchschnitt im Publikum bei den nachfolgenden DEW-SCENTED, deren Alben immer mit einem „I“ beginnen, doch ein wenig, kann die Band doch auf eine treue, langjährige Anhängerschaft zurückgreifen. Mitnichten weniger aggressiv, und qualitativ nochmals gesteigert, überzeugten die Mannen um Leif Jensen mal wieder vollends und präsentierten allerfeinstes Thrash-Gebolze – da blieb kaum Zeit zum Verschnaufen! Gnadenlos holzte sich die sympathische Band laut, schnell und rau durch ihre starken Death-Thrash-Abrissbirnen mit den kraftvollen Riffs und passend eingestreuten Melodiebögen, dazwischen sorgte Leif durch witzige und freche Ansagen für einige spaßige Momente. Viele Fans grunzten die Stücke mit oder moshten im Pit, als gäbe es keinen Morgen mehr. Wenn die Nordlichter eines an diesem Mittag ganz sicher beherrschten, so war es das weitere Anheizen der Menge vor der Bühne, was angesichts der mitreißenden, präzisen und fesselnden Performance auch kein Wunder war!
Die junge Band aus Glasgow gab von Anfang an gleich gewaltig Vollgas, und Einflüsse von THE BLACK DAHLIA MURDER und AS I LAY DYING waren nicht zu überhören. Damit trafen die Schotten auch treffsicher den Nerv der angesichts der doch frühen Stunde zahlreich versammelten Fans, welche gleich voll einstiegen und kräftig abfeierten. BLEED FROM WITHIN zeigten sich sehr spielfreudig, und in Sachen leidenschaftlicher Darbietung stach vor allem Frontmann Scott Kennedy hervor, welcher sich sprichwörtlich die Seele aus dem Leib brüllte, während seine Mitstreiter die langen Mähnen kreisen ließen. Der Deathcore präsentierte sich bei genauerem Hinhören als doch recht abwechslungsreich, groovige Midtempo-Parts wechselten mit mächtigen, melodischen Abschnitten, um sogleich mit brachialen Breakdowns alles niederzuwalzen. Die Fans ließen sich von dem derben Core mitreissen, was sich in diversen Circle-Pits und einer Wall Of Death zeigte. Und wer kurz „5 Minutes Alone“ von PANTERA anspielt, hat sowieso schon gewonnen.
Wie schon seine italienischen Nachbarn musste auch der Österreicher Aaron Roterfeld mit der Kombination aus frühe Stunde meets stechender Planet fertig werden und notgedrungen gute Miene zum bösen Spiel machen. Teilweise befanden sich nämlich mehr Zuschauer auf dem großen Balkon der Main Stage, als vor derselben – weil zur ROTERFELD-Showtime gerade das Kinder-Ferienprogramm der Stadt Dinkelsbühl dort vorbeischaute. Schade an sich, denn der stampfende Düsterrock im Fahrwasser von HIM und Konsorten in Kombination mit dem engagierten Auftreten der Band, hätte vor größerer Publikumskulisse bestimmt gut funktioniert. So half aber alles Posen des „Falco des Düsterrock“ nichts; er und sein Team nahmen es aber gelassen und hatten trotzdem Spaß auf der Bühne. Spieltechnisch war auch alles bestens, sogar die Gesangsparts der schmucken Keyboarderin saßen perfekt und besonders der Bassist im Schotenrock zeigte sich sehr bewegungsfreudig.