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- Summer Breeze 2011
- Donnerstag, 18.08.2011
- Freitag, 19.08.2011
- Samstag, 20.08.2011
Wenn die Boxen im Partyzelt für 20 Minuten Umbaupause schweigen, wenn die Menschen herausströmen, um sich auf die anstehenden Gigs vorzubereiten, was gibt es da logischeres, als für diese Zeit etwas zu bieten, auf das sich fast jeder Rock- und Metal-Liebhaber einigen kann? Bei AC/DX muss man nicht lange raten, welchem Dino der Szene die fünf junggebliebenen Herren auf der Camel Stage huldigten. Gekleidet wie die Originale in Baskenmütze und Schuljungenuniform konnten AC/DX bei ihren insgesamt vier Auftritten jedes Mal genug feierwilliges Pausenpublikum zusammenraffen, um eine feiste Rock’N’Roll-Party zu feiern. Natürlich kamen dabei nur diejenigen Hits zur Aufführung, die das Prädikat „Kennt jedes Kind“ tragen. Doch genau das bot die Basis für vier Zwischenspiele, bei denen man herrlich alte Klassiker abfeiern konnte und die ebenso wie die „großen“ Bands auch nicht mit Licht- und Pyroeffekten geizten. Guter Zeitvertreib!
Die Death-Thrasher POSTMORTEM hatten die anspruchsvolle Aufgabe, den offiziell ersten und absolut genial gelungenen Festivaltag zu beenden. Einfach erschien diese Aufgabe nicht, da schon viele in den Zelten vor sich hin murmelten. Der harte Kern jedoch wollte die Band ganz offensichtlich sehen und wurde entsprechend belohnt. POSTMORTEN pfefferten ihren saftigen Metal passend in die Runde und sorgten dafür, dass auch noch der letzte Rest an Kraft für diesen Tag aus den Zuschauern gesaugt wurde. Mit leicht anzüglichen Ansagen und überhaupt wörtlichen Zwischenspielchen wurde die für diese Uhrzeit erstaunlich gute Stimmung in der Menge gehalten. Da die Band seit 1987 existiert, hatten sie einiges an Möglichkeiten aus ihrem Repertoire zu schöpfen und so nutzten sie diese Gelegenheit auch, um den letzten Überlebenden des Tages die volle Breitseite an POSTMORTEM zu bieten. Von „Bleeding“ über „Lobotomy“ bis zu „Ghost Of The Warship“ und „Hate, Kill, Destroy“ wurde bis Oberkante Unterlippe geprügelt und somit der Tag würdig beendet. Danach trollten sich die Meisten der Anwesenden brav in ihren Schlafsack und dürften zufrieden die wohlverdiente Nachtruhe gefunden haben.
Je später der Abend, desto wilder die Gäste. Als ABORTED zu später Stunde die Partystage betraten, standen sie vor der schweren Aufgabe, den durch die unerträgliche Sommerhitze abgekämpften Metalheads noch mal einen finalen Adrenalinkick zu verpassen. Schon im Soundcheck, in der Schlagzeuger Dirk Verbeuren eine erste Schallmassage ans Publikum verteilte, machten die Belgier klar, was von ihnen zu erwarten war: Goremageddon! Eingeleitet durch das berüchtigte Sample „…I think you should know that I killed a lot of people“ wüteten ABORTED mit „Dead Wreckoning“ los. Ein besserer Start hätte ihnen wohl kaum gelingen können. Technisch brillant und mit vollster Härte planierte der brutale Death-Metal-Brecher die Bühne. Wie viele andere Bands dieses Festivals auch setzten ABORTED vor allem auf bewährte Klassiker und donnerten ohne Unterlass durch die Highlights ihrer bisherigen Karriere. Ob „Meticulous Invagination“, „Necro-Eroticism“, „The Saw And The Carnage Done“ oder „Sanguine Verses“, ABORTED gaben ihren Fans nur vom Besten, und die feierten ihre Helden entsprechend. Das Zelt war zwar nur etwa bis zur Hälfte gefüllt, doch im Publikum zeigten sich keinerlei Spuren von Müdigkeit oder Erschöpfung. Lockenrotoren und bangende Köpfe wohin man sah, und auf der Bühne eine Band, die regelrecht explodierte. Was Svencho und seine Kumpanen allein schon bei „Threading on Vermillion Deception“ für eine irre Akrobatik hinlegten, war ein Fest für’s Auge. Eine kleine Überraschung hatten sie indes auch im Gepäck. Da ihr letztes Album schon längst Staub angesetzt hat, fragte Svencho, ob das Publikum mal etwas Neues hören will. Die Jubelschreie waren eine klare Antwort, und so spielten ABORTED mit „Flatline“ einen brandneuen Track ihres für Anfang nächsten Jahres geplanten Albums. Und eins ist sicher: Wenn die Belgier bei den anderen Songs genauso ranklotzen, dann erwartet uns im Januar 2012 ein ultraheftiges Death-Metal-Brett, welche die Schwächen der letzten EP vollständig vergessen lassen dürften. Nicht ganz so schnell vergessen wird man den Gig – ABORTED zeigten sich in Bestform mit drückender Soundkulisse, an der bis auf die Bassdrum vom Schlagzeug nichts auszusetzen war. Top!
Sie ließen sich etwas bitten und fingen nicht ganz pünktlich um 1.10 Uhr an. D hatten die Leute aber umso mehr Zeit das schlichte, aber stylishe, dreiteilige Backdrop der Band auf sich wirken zu lassen, bevor es zum launigen Intro der 70er-Jahre-Serie „Die Zwei“ dann los ging und die komplett in schwarz gekleidete Band die Bühne betrat. Da wars dann aber auch ruckzuck Schluß mit launig, denn mit dem ersten Track „Witchkrieg“ ließ die Band auch gleich mal den Knüppel aus dem Sack. Besonders finster-imposant kam der Sänger rüber, der in Corpsepaint und Lederbrustpanzer mit Pentagramm auflief. Wem der Mann bekannt vorkam, dem gings spätestens nach dem ersten Song ein Licht auf, denn da erwähnte er, dass er ja im letzten Jahr auf diesem Festival seine letzte Show mit DARK FUNERAL gespielt hat, am Mikro heute also: Masse Broberg. Und auch am Schlagzeug gabs eine Überraschung, da saß nämlich keinesfalls OPETH-Drummer Martin Axenrot, sondern ein Ersatzmann. Der machte seinen Job erstaunlich gut, nach dem Highlight der Show, dem atmosphärisch mit Glockengeläut begonnenen treibenden Midtempo „Omens“, bedurfte es dann aber einer kleineren Diskussion zwischen dem Drummer, Gitarrist Jensen (von THE HAUNTED) und dem Bassisten (ARCH ENEMYs Sharlee D’Angelo) bevor sie mit dem Abschlussduo „Awaiting The Exorcist“ und „The Reaver“ noch mal kräftig hinlangten.
Es gibt kaum eine andere Band die besser auf die Party Stage passt als die ECREMENTORY GRINDFUCKERS. Bevor sie mit ihrem Set begannen haben die Herren das Publikum mit alten Schlager- und Mallorcagesängen angeheizt. Dann starteten die Jungs mit einem wahnwitzigen Mischmasch aus Grindcore, Hardcore und Schlager- sowie Chartsongs. Von der ersten bis zur letzten Minute hat die aufgeheizte Menge den Blödsinn der Band feuchtfröhlich mitgemacht und kräftig bejubelt. Egal ob David Hasselhoff oder Roberto Blanco, alle mussten dran glauben. Die EXCREMNETORY GRINDFUCKERS haben sich an verschiedenen Genres bedient, „Klassiker“ verwurstet und mit heftigem Grind-Gebolze vereint. Nachdem die Burschen eine Stunde lang „Schnaps“, „Heimscheisser“, „Veganerweibchen“, das liebe „Taschengeld“ oder die „Vater Morgana“ besungen haben war klar, dass in der Meute kein Auge und wohl auch keine Achsel trocken blieb. Es wurde gelacht, getanzt, abgefeiert und rumgeblödelt was das Zeug hält. Der Aufforderung zum Ausziehen ist zwar keiner nachgekommen, aber die Idee zählt! Als zuletzt auch noch EUROPE und ihr „Final Countdown“ dran glauben mussten, war alles erledigt. Definitiv keine Musik für den netten Heimgebrauch aber perfekt geeignet um ungebetene Gäste zu vertreiben. Die Lachmuskeln sind gereizt. Party pur.
Panzerfahren auf dem BREEZE – genau das war um Mitternacht auf der Painstage möglich. Die schwedische Black Metal Institution MARDUK trat an, um dem sommerlichen Ambiente zumindest für eine finstere Stunde den Garaus zu machen und den leuchtenden Halbmond einzunebeln. Aus diesem Dunst traten die Schwarzmänner dann heraus – ein kurzes Innehalten bei bedrohlicher Hintergrundbeschallung, ein markerschütternder Schrei von Mortuus, und dann preschten die Schweden erwartungsgemäß drauflos. Keine Gnade, kein Erbarmen, die Ketten des Mardukpanzers waren gut geölt und walzten über das Publikum hinweg. Nun ist es ja bei den geschwindigkeitsverliebten Schweden so eine Sache mit Liveauftritten: Will man das Publikum nicht gänzlich in den ersten Minuten überfahren, muss auch ab und zu mal ein Gang runtergeschaltet werden. Ein Mittel zum Zweck waren die nach jedem Song eingelegten Minipausen: Neuer Nebel, kurzer Saitencheck und dann die Ansage, die auch manchmal eher eine Warnung war. Es war aber vor allem die sehr ausgewogene Mischung aus den letzten 15 Jahren ihres Schaffens, inklusive brandneuer Songs wie „Headhunter Halfmoon“, die ihrem Set die richtige Dynamik verpasste. Auf ungezügelte Ausbrüche von Raserei folgten immer wieder nackenfreundliche Midtempo-Kracher, z. B. „Bleached Bones“. Die Reaktionen im Publikum sprachen eine eindeutige Sprache. Während bei Blastbeats nur die härtesten Lockenrotoren die Luft durchwirbelten, erfassten die gemäßigteren Stücke (sofern man das überhaupt von MARDUKs Songs sagen kann) das gesamte Publikum. Worin sich allerdings alle Fans einig waren: Wenn Panzer, dann MARDUK. Ihre Hymne „Panzerdivision Marduk“ sorgte noch mal für Aufruhr. Das Publikum ließ sie nicht gehen, und so kehrten die Schweden dann noch einmal zurück, um mit „Azrael“ den Tag auf der Painstage gebührend zu verabschieden.
Once only referred to as youngsters, by now HACKNEYED have matured in age as well as musically. It was already quite late when they took the stage in the Party Tent to deliver a mix of death metal and grind. Their gig at Summer Breeze was kind of a home match as the musicians all reside relatively close to Dinkelsbühl. In a professional and experienced manner they smashed one song after the other into the audience in their alotted 45 minutes of stage time. They played stuff from their first album to the newly released “Carnival Cadavre”, which was going to be available for purchase for the first time at the band’s signing session later that evening. The crowd celebrated every song on offer, and it was pretty impressive to see how many people had come to see the show and how they got into it. The band really ignited a spark in the audience, not least because of their tireless stage acting. Especially guitarist Devin was quite acrobatic, but singer Phil also ran around a lot.
Nach vier Jahren hatten es die Mittelalter-Rocker IN EXTREMO wieder nach Dinkelsbühl geschafft. Viel zu lange, richtet man sich nach der Masse, die sich vor der Main Stage versammelt hatte. Unter frenetischem Beifall betraten die Herren die Bühne und brannten ein Feuerwerk an Hits jeder Schaffensperiode ab. Seit jeher bekannt für eine imposante Bühnenshow, übertrafen sich die Mannen heute selbst. Ganz im Zeichen der neuen Scheibe, entführten IN EXTREMO das tobende Rund auf eine Reise zu den Sternen. Mit rauschartiger Hingabe spielte sich die Band in die Herzen der Anhänger und kokettierten mit gewohnt feurigen Ansagen und einer Hitdichte die ihresgleichen suchte. Nach dem viel umjubelten „Sterneneisen“ vom gleichnamigen aktuellen Album ging es zügig über zu „Zigeunerskat“ und dem von Feuerfontänen umspülten „Sängerkrieg“. Am heutigen Abend konzentrierten sich IN EXTREMO trotz der überzeugenden Pyro- und Lichtshow mehr auf ihre spielerischen Fähigkeiten und hatten bis auf dezent arrangierte Bühnenutensilien wenig Aufbauten, die vom Geschehen der sieben Spielmannsleute hätten ablenken können. Richtig wild wurde es vor der Bühne beim fast schon obligatorischen „Spielmannsfluch“, der langsam aber sicher den Höhepunkt des heutigen Sets einleiten sollte. IN EXTREMO genießen sichtlich ihren Auftritt und lassen sich gebührend feiern, bevor mit „Rasend Herz“ und dem finalen „OMNIA SOL TEMPERAT“ alle Dämme brechen und das Septett einen würdigen Headliner-Gig beschließt. IN EXTREMO stellte am heutigen Abend einmal mehr unter Beweis, dass der Band live nur wenige Acts das Wasser reichen können. Das fehlende „Erdbeermund“ war dabei nur ein kleiner Wermutstropfen eines sonst rundum gelungen Auftritts, der die zufriedenen Anhänger in die Nacht entließ.
Der 29. Oktober 2007 ist das Brandmal in der Geschichte von DECAPITATED, einer der Top-Acts im polnischen Death Metal. Der tragische Unfall in Weißrussland schien damals das Ende der Band zu sein, doch Vogg bekräftigte später in Interviews, dass die Band überleben muss. Mit ihrem neuen Album „Carnival Is Forever“ meldeten sie sich nun im Zuge ihrer jüngst gestarteten Europatour auf der Partystage zurück. Und was sie da zeigten, kann man mit nichts geringerem als amtlicher Vollbedienung beschreiben. Ohne große Umschweife legten sie mit „Day 69“ vom letzten Album „Organic Hallucinosis“ los. Das Schlagzeug massierte den Erdboden, während Vogg dieses unglaubliche Riff spielte. Danach mit „404“ ein neuer Song, mit dem die Band eindrucksvoll bewies, dass sie nach wie vor in der ersten Liga des technischen Death Metal spielen. Die Maschine DECAPITATED läuft wie ein Uhrwerk, beeindruckend präzise und tight. Während Vogg auf den Saiten sägt, stürmt Sänger Rafal wie ein Derwisch unermüdlich über die Bühne. Dieser Bewegungsdrang wirkt ansteckend: In Publikum kommt Action auf, und mittlerweile ist das Zelt gut gefüllt. Das wohlig-warme Licht der Scheinwerfer erfasst die Menge, die unisono ihre Arme in die Höhe recken. „Are you ready for war?” ruft Rafal, und stimmt „Mother War“ an. Hunderte Körper ergehen sich in wilden Zuckungen, Metalheads werden über dutzende Hände getragen. Während sich draußen nun die Luft spürbar abkühlt, ist davon im Zelt nichts zu spüren. DECAPITATED sorgen eher dafür, dass die Temperaturen noch einmal steigen. Die Masse feiert diese Band, dass es schon bald gar keiner Aufforderung durch Rafal mehr bedarf. Was hätten sie wohl auf Hauptbühnen für ein Feuerwerk entfachen können? Allein so eine Nummer wie „Carnival Is Forever“ vom neuen Album: Das sich immer weiter steigernde Intro und der anschließende Riffsturm sind Brutalität mit majestätischer Eleganz – klingt komisch, ist aber so. Und wenn es bei einer Fussball WM 80 Millionen Trainer in Deutschland gibt, so gibt es an diesem Abend einige Dutzend neue Gitarristen für DECAPITATED, die ihre luftgefüllten ‚Instrumente’ beinahe so fingerfertig bedienen wie Vogg. DECAPITATED adé, scheiden tut weh – als die Band nach 45 Minuten die Bühne verlässt, hallt es noch lange Zugabe-Rufe. So und nicht anders muss ein vollkommen runder Auftritt enden.
Nach einem anpeitschenden Intro haben SONIC SYNDICATE schnell und unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich ihren Triumph heute Abend nicht nehmen lassen werden. Gleich mit seiner ersten Ansage peitsche Sänger und Vorturner Nathan James Biggs das willige Publikum dermaßen an, dass sich die fantastische Stimmung nicht nur während des gesamten Sets hielt, sondern sich zum Ende hin sogar noch immer weiter steigerte und in lauten Mitsingorgien und einer finalen Wall Of Death endete. Während ihres Sets brillierte die Band mit einem sicheren Zusammenspiel, einem sauberen Sound und einer insgesamt sehr coolen und mitreißenden Performance, mit der die Musiker ihre Professionalität gezeigt und bewiesen haben. Die Song-Auswahl zog sich zwar durch ihr gesamtes musikalisches Schaffen, hatte jedoch einen Schwerpunkt auf ihrem letzten Album „We Rule The Night“. Besser hätte es die Band nicht machen können. Die Reaktionen des Publikums gaben ihnen da mehr als Recht. Unterstrichen wurde das Ganze mit einer zur Musik fantastisch passenden Lightshow, die von leicht psychedelischen Lichtwänden in blau über wilde Flashlights ein stimmiges Spektrum abdeckte. Um ea auf den Punkt zu bringen: SONIC SYNDICATE haben einfach nur verdient abgeräumt. Das tobende Publikum lieferte mit ihrem Jubel die Bestätigung. Stimmungsmäßig sicherlich eines der Highlights des bisherigen Festivals. Diese Band hat noch große Zeiten vor sich, erst recht, wenn sie in diesem Tempo weitermacht.
Klar ist es schwer, als eher kleine progressiv angehauchte Post Hardcore-Band wie DEVIL SOLD HIS SOUL, gegen Metal-Größen wie ARCH ENEMY, die zeitgleich die Mainstage mit meterhohen Flammensäulen in Brand zu setzen versuchten, anzutreten. Unmengen an Publikum rottete sich demnach auch nicht im Partyzelt zusammen. An der Leistung der jungen Briten konnte das aber sicher nicht gelegen haben, denn diese war überaus konzentriert und wusste zu begeistern. Der dichte Soundteppich, den die Band zusammen spinnt, erzeugte eine fesselnde Atmosphäre und bot mehr als nur einen großen Moment pro Song. Die wenigen, aber geschickt platzierten, ruhigen Momente waren kurze Inseln der Ruhe, bevor die Gitarrenwand wieder auf den gebannten Zuschauer niederging. Doch nicht nur die instrumentale Leistung konnte sich sehen lassen, auch Sänger Ed Gibbs hatte ein Volumen in der Stimme, dass man sich fragen musste wo der recht schmächtige Kerl des denn herholt. In den viel zu kurzen 45 Minuten lies die Band dabei keine Schaffensphase aus und mit dem letzten Lied „Like Its Your Last“, vom hierzulande eher unbekannten Demo „Darkness Prevails“, kamen selbst die Die-Hard-Fans voll auf ihre Kosten.
2008 konnten ARCH ENEMY bereits Main Stage-Luft auf dem SUMMER BREEZE schnuppern, heuer sollten sie auf dem Slot vor IN EXTREMO das Publikum auf Hochtouren bringen. Und wahrlich, einen besseren Co-Headliner für den Donnerstagabend konnte man sich kaum wünschen. Wenn auch der Platz vor der Main Stage tagsüber ob der knallenden Sonne nicht immer gut besucht war, um Punkt halb neun abends war er bis auf den letzten Meter gefüllt. Und in der folgenden Stunde bekam das zahlreich angetretene, vornehmlich junge, Publikum eine Show, die ungefähr so hitzig und intensiv geführt wurde, wie die Hitzeschlacht am Tag. Über die Qualitäten der Instrumentalfraktion aus den Amott-Brüdern an den Sechssaitern, Basser Sharlee D’Angelo und Schlagwerker Daniel Erlandsson braucht man keine Worte verlieren, sie alle erledigten ihren Job tadellos und mit vollem Einsatz. Angela Gossow, in nietenbesetzt glitzernder Jacke, hatte die Fans ebenso im Griff und reagierte auf die zahlreichen „Ausziehen“-Rufe zu Anfang mit Humor und Geschick. Die Frontfrau peitschte die Anwesenden (trotz sichtlich dicker Weisheitszahn-OP-Backe!) mit Growls, Kreischgesang und dem Schwenken der „Khaos Legions“-Fahne nach vorne und die Legionen dankten es ihr entsprechend. Zeitweise waren bis zu fünf Circle Pits gleichzeitig am Rotieren, die Forderungen nach einer Wall Of Death wurden allerdings nicht erfüllt. Doch so oder so dürfte sich die Menge fast restlos verausgabt haben bei einer Show, die mit Pyroeffekten nicht geizte und so manchem jetzt schon Lust auf einen erneuten ARCH ENEMY-Besuch in den nächsten SUMMER BREEZE-Jahren gemacht haben dürfte.
Die Nordmannen KAMPFAR um Fronter Dolk enterten die Bühne, um ihre ureigene Vision des Pagan Black Metals zu präsentieren. Als eine der ersten Bands dieses Genres auf dem Billing verstehen es die Norweger wie kaum eine andere, ihre Mischung aus Pagan und Black Metal sowie folkloristische Elemente sehr authentisch, ursprünglich und kompromisslos miteinander zu verweben und darzubieten. Und gerade Live entfalteten die erhabenen, eingängigen und treibenden Hymnen von KAMPFAR eine besonders hasserfüllte und brachiale Stimmung, was zusammen mit dem motivierten Auftreten der Band besonders die vorderen Reihen des Publikums ganz schön anspornte und so das Zelt in einen heißen Hexenkessel verwandelte. Allen voran der wie üblich Oberkörperfreie auftretende und mit Nietenarmbändern bewehrte Dolk verstand es meisterlich, mit seinen Black-Metal-Posen und Anfeuerungen die Fans ordentlich anzustacheln und mitzureißen. Und bei aller roher Wildheit und Aggressivität der heidnischen Norweger, waren es doch auch die großen, von nordischer Folklore geprägten Melodien, die sich ins Ohr festsetzten und einen elementaren Bestandteil der dargebotenen Klangwelten darstellten, ohne auch nur annähernd seicht zu wirken. Ein gelungener Angriff!
Neben SUICIDAL TENDENCIES sind IGNITE wohl eine der dienstältesten Hardcore-Bands auf dem Summer Breeze 2011. Der Zuschauerandrang zeigte auch: eine der Beliebtesten. Und das völlig zu recht. Selbst wenn der letzte Longplayer „Our Darkest Days“ satte fünf Jahre auf dem Buckel hat, haben kompakte melodische Hardcore-Kracher wie „Poverty For All“, „Let It Burn“ oder „Bleeding“ rein gar nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren. Ebenso wenig wie die sozialen und politischen Missstände um die sich die Lieder drehen und auf die Sänger Zoli Téglás in den Spielpausen unermüdlich hinweist. In einer Zeit in der der politische Aspekt des Hardcore immer mehr in den Hintergrund rückt und die einstigen Ideale einer eigentlich politikbewussten Gegenbewegung fortschreitend auf Spaß reduziert werden, eine gern gesehene Abwechslung. Musikalisch, als auch menschlich ist auf IGNITE eben immer Verlass. Einziger Wehrmutstropfen war, wie schon so oft, dass neben dem aktuellen Lonplayer nur noch Songs vom 2000er Release „A Place Called Home“ im Set berücksichtigt wurden. Auf alte Hits wie „Embrace“ wartet man auch 2011 vergebens. Sei es drum, die Show von IGNITE war fantastisch. Punkt.
Gemäß der Tradition startete das Festival auf dem Hauptgelände auch in diesem Jahr mit der Verleihung des NEW BLOOD AWARD, der 2011 verdient an die fünf Herren von STEVE FROM ENGLAND ging. Mächtig aufgeregt und mit sympathischer Zurückhaltung nahmen die Jungs die Auszeichnung in Empfang und legten im Anschluss musikalisch derart engagiert nach, dass immer mehr Besucher aus dem Schatten krochen. So füllte sich der Platz vor der Bühne zunehmend und STEVE FROM ENGLAND hatten leichtes Spiel mit dem Publikum. Bei den gespielten Songs hielt man sich nahe an das Set vom Vorabend, was sich als keine schlecht Wahl erwies. So war der Wiedererkennungswert gegeben und das Publikum hatte sichtlich Spaß bei der treibenden Performance. Angesichts der klasse Leistung der Jungs, blieben auch auf der Pain Stage die Zugabe-Wünsche nicht aus, der die Band gerne nachkam. STEVE FROM ENGLAND haben mit ihren beiden Auftritten um dem Gewinn des NEW BLOOD AWARDS ein deutliches Zeichen gesetzt und dürften in naher Zukunft viel von sich hören machen.
Kurz vor 19 Uhr war es dann endlich Zeit für die Durchstarter von KVELERTAK. Mit ihrem eigenwilligen Mix aus Rock’n’Roll, Punk und einer Prise Black Metal machten sie dem Namen des Partyzelt alle Ehre. Die Norweger spielt seit dem Release ihres viel umjubelten selbstbetitelten Debüts vor gut einem Jahr so ziemlich auf jeder Bühne, auf der eine Steckdose zu finden war. Doch von Ermüdungserscheinungen oder gar von gelangweiltem Abspulen der Show war überhaupt nichts zu spüren. Vielmehr legte der Opener „Sjøhyenar (Havets Herrer)“ direkt den Würgegriff (die deutsche Bedeutung des Bandnames) um das proppevolle Zelt, um dann in der Folge auch kein bisschen locker zu lassen. Die unbändige Spielfreude und mitreißende Energie der Band sprang sofort auf das Publikum über und die Begeisterung war jedem Zuschauer ins Gesicht geschrieben. Allen voran Sänger Erlend Hjelvik fegte, selbstverständlich mit freiem Oberkörper, wie ein Derwisch über die Bühne oder auch mal in den Graben um ein Bad in der Menge zu nehmen. Die drei Gitarren machten derweil mächtig Druck und setzen die grandiosen, mehrstimmigen Melodien fast eins zu eins wie auf Platte um. Knapp 40 Minuten Schweiß, Blut und Dreck. So muss das sein! Mit diesem mehr als positiven Eindruck kann man sich auf die europaweite Headliner-Tour mit WOLVES LIKE US, TRAP THEM und TOXIC HOLOCAUST im November freuen. Wie man munkelt dann auch mit neuem Material!
Nach längerer Funkstille sind die Jungs um Kult-Frontmann Mike Muir vor ein paar Jahren wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche wiederauferstanden. Von der Urbesetzung ist zwar nicht mehr allzu viel übrig, aber die Mannschaft, die da auf die Bühne preschte war in Sachen technischer Fähigkeiten und leidenschaftlicher Darbietung allererste Sahne. Kein Wunder also, dass im Verlauf der Show bis auf den Rhythmusgitarristen jeder einen kleinen Solopart zugestanden bekam. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand einmal mehr Frontpsycho Muir, der sich zwischen den Songs auch wieder massig Zeit für seine legendären Philosophie-Ansagen nahm – leider mussten dafür drei Songs von der Setlist gestrichen werden. Eine Augenweide auch der entfesselte menschgewordene Berg am Schlagzeug, und ja, das war tatsächlich der in der Schlagzeugszene durchaus prominente Eric Moore! Auch in den Seitenflügeln und auf dem Balkon der Hauptbühne verfolgten einige Musiker anderer Bands die Show und im Publikum gabs irgendwann kein halten mehr. Das ging soweit, dass der Fronter (zum Entsetzen der Stagecrew!) beim letzten Song „Pledge Your Allegiance“ die Leute in den vorderen Reihen auf die Bühne einlud – was natürlich einen Massenansturm zur Folge hatte! Um es mit den Worten der Band zu sagen: Still Cyco After All These Years!
So wie die Nebelschwaden in den Wipfeln der Partystage, so weht auch durch die Songs der Norweger VREID immer noch ein Hauch von WINDIR – anno 2011 vielleicht deutlicher als je zuvor, kehrte doch erst letztes Jahr Gitarrist Stian Bakketeig zurück, der die Verbindung zur Sóknaldar-Legende noch verstärkte. Mit „V“ hatte sich das Quartett erst in diesem Februar neu definiert, und so war es auch keine große Überraschung, dass man das Set mit „Arche“ einläutete. Sirenengeheul und atmosphärische Keyboardklänge gaben dem gut gefüllten Zelt einen beinahe morbiden, sakralen Anstrich. Einer nach dem anderen, Bassist Hváll, Gitarrist Stian und Gitarrist/Sänger Sture Dingsøyr, betraten die Bühne, und dann ging es los: Melodic Black’n’Roll! KAMPFAR Hauptmann Dolk höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, diesen Song mitzuerleben. Waren die ersten Reaktionen zwar zustimmend aber noch etwas zaghaft, kam schon deutlich mehr Energie in die Masse, als „Raped By Light“ vom Debütalbum angestimmt wurde. Die gesamte Saitenfraktion, allen voran Hváll, sollten der Menge als ‚unholy trinity’ bis zum Ende ordentlich einheizen. Bockshörner und gehobene Fäuste wippten im fetten Midtempo-Takt durch das zuckende Strobelight. Es folgte „Speak Goddamnit“ von „Milorg“, eine Granatennummer, die die Matten im Publikum mächtig kreisen ließ. Gerade hier, im packenden Mittelteil des Stücks, wurde die Vergangenheit der Band wieder sicht-, oder besser, hörbar. Mit „Wolverine Bastards“ kam ein weiterer Song vom neuen Album, bevor es dann in der Bandhistorie mit „Jarnbyrd“ einen Schritt zurückging. Abgesehen von der wirklich ausgewogenen Mischung, die VREID hier präsentierten, wurde mehr als einmal deutlich, wie komplex und vielseitig sie mitunter voranschreiten. Epische Melodien, wüste Riffattacken, Blues, der sich mit Black Metal duelliert und grooviges Midtempo ergeben die für die Norweger so typische Melange, der man mit einem simplem Begriff wie ‚Black’n’Roll’ tatsächlich nicht gerecht werden kann. Doch gerade wegen der ausgesprochenen Dynamik der Musik schwächelten die Norweger zu keiner Minute und wurden gebührend gefeiert. Unverzichtbar daher das abschließende „Pitch Black“, dem ungeschlagenen VREID-Klassiker, mit dem sie nochmals mit aller Kraft zum Sturm bliesen. Im Publikum: hunderte Hände und eine Flagge der United States Of VREID. Mit den Introklängen zu „The Red Smell“ endete einer der heutigen Höhepunkte des Festivals. Enter The Pitch Black Brigade!
Von einem Comeback kann hier ja gar nicht die Rede sein, denn die Band trat heuer das erste Mal auf dem SUMMER BREEZE auf. Wenn man aber die Publikumsreaktionen als Maßstab nimmt, dann hoffentlich nicht zum letzten Mal. Energie wird groß geschrieben bei den Kanadiern und obwohl es durch den enormen Bühnengraben nicht möglich war auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen, sprang der Funke sofort über und man schaukelte sich gegenseitig in höchste Ekstaselevel. Beim Sänger Andrew Neufeld musste man ständig fürchten, dass ihm jetzt tatsächlich der feuerrote Kopf platz, so leidenschaftlich legte er sich ins Zeug. Offensichtlich ist die Band auch den traditionellen Hardcorewerten verbunden, es wurde sich immer wieder fleißig bedankt und sogar die Band gepriesen, mit denen sie gerade auf Europatour sind und die nicht beim SUMMER BREEZE spielen konnten. Der Innovationspreis 2011 geht wohl auch an COMEBACK KID, denn im Gegensatz zu Standards wie Circlepits und Todeswänden riefen sie zum „Biggest Hug Ever“ auf – und wurden erhört! Da gabs vor der Bühne also einen riesigen Haufen sich umarmender Zuschauer, Durchmesser bestimmt so an die zehn Meter; coole Aktion und bockstarker Auftritt!
Mit DER WEG EINER FREIHEIT schickte sich eine der vielversprechendsten deutschen Underground-Black Metal-Bands an, das Summer Breeze zu erobern. Mit ihren beiden bisher erschienen Werken konnten die Würzburger (die auch bei der Hardcore-Truppe FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND aktiv waren) in der Szene einen Achtungserfolg verbuchen, was in Anbetracht des edlen, treibenden Schwarzmetalls voll filigraner Melodieführung und reflektierter deutscher Texte auch nicht weiter verwundert. Und gerade Live gestalteten sich die feinen, teils postrockigen Leadmelodien ungemein bestechend-faszinierend, was sicherlich neben der nahezu perfekten instrumentalen Darbietung auch am differenzierten Sound lag. Die vehement nordisch-klirrend sägenden Gitarren, das nahezu durchgehend im Blast-Beat-Trommelfeuer präzise hämmerende Schlagzeug in Einklang mit dem hysterisch heiseren Kreischgesang, den dezent eingesetzten Chören und der auf Blau und Weiß stimmlich abgestimmten Lightshow zauberten eine eiskalte Atmosphäre in das Zelt, und ein Gänsehautmoment jagte den nächsten. So erweckten DER WEG EINER FREIHEIT mit ihrem unorthodoxen Black Metal wahrlich den Wolf im Manne!
Nach DEATH BEFORE DISHONOR hatten THE HAUNTED nicht unbedingt leichtes Spiel, denn die Bostoner hatten im Vorfeld nebenan mächtig vorgelegt. Nachdem die Band und allen voran der vollbärtige Frontman Peter Dolving die Bühne enterten, merkte man dem Publikum die Neugier aufs neue Material und wie bzw. ob es funktionieren würde das mit den alten Smashern gekonnt zu verbinden. Zunächst fiel der gute und differenzierte Sound auf, der der Truppe sofort Pluspunkte verschaffte. Konzentriert wurde sich vornehmlich auf Songs der mittleren Phase der Band (das Debüt wurde leider komplett außen vor gelassen). Brandneuer Stoff kam mit „Never Better“ und „Unseen“ selbstverständlich auch zum Zuge, wurde jedoch noch leicht verhalten aufgenommen. Überhaupt wollte der Funke zunächst erstaunlicherweise nicht völlig aufs Publikum überspringen, welches nur vereinzelt die melodischen Passagen der Band zu schätzen wusste und sichtbar nach der härteren Gangart lechzte. Die Kuh flog dann im Pit auch entsprechend bei den schnelleren und härteren Songs aus der früheren Phase der Band. Mit etwas Nachhilfe von Dolving, der die Meute immer wider zum Abfeiern und Ausflippen animierte, klappte es dann noch mit einem Circle Pit und einer ordentlichen Wall Of Death. Unterm Strich hatten THE HAUNTED also erneut eine überzeugende Show hingelegt, die die Menge nach Verklingen des letzten Tons entsprechend mit dem verdienten Applaus belohnte.
Bereits im Vorfeld relaxten die lustigen Musikanten von 9MM ASSI ROCK ‚N‘ ROLL hinter der Bühne und genossen die Sonne unter schwarzen Schirmen, die farblich ideal zum restlichen Äußeren passten. Die zuvor angedeutete Hitze im Zelt hat natürlich in der Zwischenzeit nicht abgenommen und passend zu der tropischen Atmosphäre ertönt das Intro von „Pirates Of The Carribean“. Erste Grinser sind der Band somit sicher. Mit einem Ausschnitt des JUDAS PRIEST Klassikers „Living After Midnight“ geht es nun auch los. Fliegerbrille, Lederkutte, passende Hose und jede Menge Proll bringen die vier Jungs mit. Wer der Band gegenüber im Vorfeld skeptisch war, wird prompt eines Besseren belehrt. Die Truppe um Sänger Rock Rotten legt ohne Umschweife los, jeden Zweifel ihnen gegenüber auszumerzen. Eine Mischung aus dreckigem Rock ’n‘ Roll, Punk-Avancen und jeder Menge Partylaune lässt die Temperaturen zwar nicht vergessen, macht sie jedoch um einiges erträglicher. Solidarisch mit den Zuschauern lässt der Sänger zuerst seine Hose fallen und schlussendlich auch seine lederne Kutte. Mit der Ansage „Nice Boys Don’t Play Rock ‚N‘ Roll“ und dem Song „Respektlos Bis Zum Letzten Schuss“ ist auch die Richtung klar. Ein Fan schafft es nebenbei noch auf die Bühne und selbst das Cover von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ kommt glänzend an. Starke Leistung, die gerne wieder abgerufen werden kann.
Im Anschluss an SEVENTH VOID gab es dann auf der Painstage das absolute Kontrastprogramm: die Tough-Guy-Hardcore Recken von DEATH BEFORE DISHONOR. Die Bostoner waren noch nie dafür bekannt Gefangene zu machen und auch dieses Mal gab es von Sekunde eins nur eine Richtung. Keine Kompromisse und mit Dampf nach vorne. Traditionsgemäß eröffnete „Count Me In“ das Programm, welches mit dem bis zu diesem Zeitpunkt wohl härtesten Pit seitens des Publikums wohlwollend quittiert wurde. Kein Breakdown, der nicht im vorgesehenen Ziel einschlug wie Boris Beckers Ass zum Wimbledon-Sieg back in 1985. Kein Singalong, der vom äußerst textsicheren Publikum ausgelassen wurde. Sowieso gibt es wohl kaum einen Frontmann der inbrünstiger „Fuck It All“ singt und dabei so authentisch und grundsympathisch rüber kommt wie Bryan Harris. Dass eben dieser mal kurz seine komplette Instrumental Fraktion ausgetauscht hat, fällt da nicht weiter ins Gewicht, wenn man Hits wie „Curl Up And Die“ oder das von Vielen herbeigesehnte „Friends, Family, Forever“ so tight durch die PA prügelt. Doch das Beste kam wie immer zum Schluss. DIE Street Punk-Hymne über die Heimatstadt der Jungs: „Boston Belongs To Me“. Damit war alles gesagt, was gesagt werden musste und der Abriss gut zehn Minuten vor dem eigentlichen Spielzeit-Ende eingetütet.
Im Bühnenhintergrund prangte zwar kein eigenes Backdrop der Combo, aber das Camel Stage-Motto „We Are Inspired By Music“ passte auch wies Gesäß aufs Gefäß zu der jecken Truppe. Die legte sich da mächtig ins Zeug um die Hochzeiten des (Hairy) Heavy Metal erneut heraufzubeschwören. Dazu haben sie besonders im Beinkleidbereich massig Tierfell und Spandex verbaut, fleißig mit Cowboystiefeln garniert (einer der Gitarristen hatte besonders liebevoll und mit imposanten Handarbeits-Skills zum Stiefel gepimpte Turnschuhe an), dazu durch die Bank Porno-Sonnenbrillen im Gesicht und massig Kunsthaar aufm Scheddel. Das klingt jetzt viel zu sehr nach Verarsche, und Humor ist da auch massig am Start, aber im Kern schwingt da jede Menge Liebe und Leidenschaft mit für die Musik, mit denen so mancher im Publikum groß geworden ist. Dem Publikum sprachen RANZ BOELLNER und seine Schwermetallkrieger offensichtlich aus der Seele, da war auf jeden Fall ausgelassene Stimmung und Begeisterung am Start. Und das war auch kein Wunder, denn die Band spielte – albern hin oder her – wirklich tight zusammen und besonders der Sänger gab mit Bravour den Axl Rose – was selbst dem Original heute ja nicht immer so einfach gelingt. Horns Up!
Partyzelt, neuer Tag, neues Glück und vor allem gar nicht neue Hitze. Bereits bevor die erste Band durchstartet, macht sich die derbe drückende Temperatur breit und lässt die Anwesenden bereits ohne wirkliche Bewegung schwitzen. Als dann der Umstand, der sich CRIPPER nennt noch auf die Bühne poltert, ist es mit dem schweißfreien Nachmittag gänzlich vorüber. Als Einstieg in den partymäßigen Donnerstag gibt es ordentlichen Thrash – und zwar voll auf die Mütze. Frontfrau Britta heizt die Menge an was das Zeug hält und all die Anstrengung kommt positiv zu den Hannoveranern zurück. Die angesetzten 35 Minuten werden genutzt, um zielsicher eine Thrashgranate nach der anderen abzufeuern. Die Crowd lässt sich gerne im Sinne von „höher, schneller, weiter“ mitnehmen und freut sich außerordentlich, als zum finalen „FAQU“ eine zweite Sängerin in Form von Lucie (SUBORNED) unterstützend eingreift. Alles in Allem ein sauberer Auftritt, der dank konsequentem Stage-Acting vor Energie und Power nur so sprühte.
Doom Metal und Sonnenschein? Geht das? Ja, das geht! Auch wenn die New Yorker von SEVENTH VOID auf der Mainstage mit deutlich weniger Publikum auf die Bühnen gehen mussten als noch zuvor THE SORROW nebenan auf der Painstage. Es scheint sich noch nicht bei allen rumgesprochen zu haben, dass Kenny Hickey und Johnny Kelly, ihres Zeichens ehemalige TYP O NEGATIVE-Mitglieder, bei SEVENTH VOID das Zepter in der Hand haben. Wer kam, sah aber eine äußerst spielfreudige und gut aufgelegte Band, die mit fast dem ganze Repertoire ihres 2009 erschienenen Debüts „Heaven Is Gone“, plus einem neuen, noch unveröffentlichtem Song, reichlich auftischten. Klar schleicht sich hier und da mal ein typisch grün gefärbtes Riff ein, aber die entfernt an Chris Cornell erinnernde Stimme von Hickey und das erdige Riffing, zogen das Gebräu doch stark in Richtung Hardrock. Und wer dann noch so lässig die gute alte Cowbell in seine Songs einbaut, hat sowieso schon gewonnen. Das sahen auch die Fans so, die ihren Helden durch das Set hindurch immer wieder mit begeistertem Applaus huldigten. Alles in Allem eine runde, ansprechende und überaus engagierte Leistung.
2009 wurden sie schon kräftig abgefeiert, kein Wunder also, dass THE SORROW gerne erneut in Dinkelsbühl zu Gast waren. Die Österreicher gaben nach A PALE HORSE NAMED DEATH Vollgas und legten eine ordentliche Schippe in Sachen Aggression und Härte nach, genau richtig um sich die letzte Müdigkeit aus den Knochen zu schütteln. Ihr vehement vorgetragener, sehr eingängiger Metalcore mit melodischen Gitarrenläufen und fetten Moshparts war aber auch genau das Richtige um diese Uhrzeit, und so bildeten sich in der riesigen Zuschauermenge die ersten großen, wilden Circle-Pits – sehr zur Freude der spielfreudigen Voralberger, welche viel Spaß an der Interaktion mit den Fans zeigten und diese immer wieder anstachelten. Der Aufforderung, mittels der Shirts frische Luft Richtung Bühne zu wedeln, kamen Tausende nach, ein Meer von Leibchen kreiste über den Köpfen der Fans, welche sich auch in vier mächtigen Walls Of Death verausgabten. Erste Publikumsdiver wurden auch schon Richtung Bühne getragen, und das alles bei annähernd 30 Grad Hitze. Die wohltuende Abkühlung durch den Wasserschlauch der Security kam da gerade richtig. THE SORROW präsentierten sich in Topform, jede Note und jedes Break saß, und auch der Wechsel von den mächtigen, brutalen Shouts hin zu den feinen klargesungene Refrains passte, zusammen mit dem fetten Sound ein durchweg gelungener Auftritt. Keine Frage, die Band ist mittlerweile eine echte Macht!
Es sind die außergewöhnlichen Bands, die noch nicht an jeder Steckdose gespielt haben, mit welchen das SUMMER BREEZE immer wieder seinen guten Riecher für frische, noch relativ unbekannte und dennoch großartige Gruppen beweist. Dies trifft auch auf das Pferd namens Tod zu, der neuen Band um ex-TYPE O NEGATIVE bzw. ex-LIFE OF AGONY Fellgerber Sal Abruscato sowie SEVENTH VOID-Gitarrist Matt Brown. Es hatte sich schon eine ansehnliche Zuschauermenge vor der Bühne versammelt, die Namen der beteiligten Protagonisten schienen sich mittlerweile doch schon weiter rumgesprochen zu haben, oder das Debütalbum „And Hell Will Follow Me“ hatte schon viele Abnehmer gefunden – nach diesem Auftritt werden es sicherlich noch mehr. A PALE HORSE NAMED DEATH liegen nämlich musikalisch in der Schnittmenge aus, Überraschung, TYPE O NEGATIVE und LIFE OF AGONY, würzen das Ganze aber auch mit einem Schuss ALICE IN CHAINS sowie einem kräftigen Schluck BLACK SABBATH, fertig ist die Mischung aus fettem und schwerem Alternative/Grunge/Metal. Die nicht gerade lebensbejahenden Stücke wie „To Die In Your Arms“ wurden bei aller vertonter und besungener Selbstzerstörung und Negativität von der perfekt aufspielenden Band mit so viel Elan und Schmiss vorgetragen, dass sich bereits zu so früher Stunde in den vorderen Reihen der Fans ordentlich viel bewegte. Allen voran Drummer John Kelly malträtierte wie in Trance hart und mit voller Leidenschaft wuchtig sein Schlagzeug, aber auch seine Mitstreiter an den drei (!!!) Gitarren und am Bass gingen sichtbar in ihrem staubtrocken groovenden Sound auf. Wie gut A PALE HORSE NAMED DEATH ankamen, ließ sich alleine schon daran ablesen, dass sie als gerade mal zweite Band des Tages laute Zugabe-Rufe ernteten. Mit ihrer energiegeladenen Performance stellte die Truppe klar, dass sie Live noch deutlich zupackender wirkten als auf der heimischen Anlage. Und da sag noch mal einer, es würde sich nicht lohnen, ein totes Pferd zu satteln…