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- Summer Breeze 2014
- DONNERSTAG, 14.08.2014
- FREITAG, 15.08.2014
- SAMSTAG, 16.08.2014
Auch gänzlich ohne Miss Sophie gabs natürlich auch heuer die gleiche Prozedur wie jedes Jahr. Schon Minuten vor dem Auftritt der Combo mit der größten Besetzung im ganzen LineUp skandierten die Fans lautstark „Blasmusik! Blasmusik!“ – und die bekamen sie dann auch pünktlich auf die Minute. Für Außenstehende dürfte das alles recht seltsam gewirkt haben, aber die Szene hat eben Humor und so wurde die Truppe vom ersten bis zum letzten Ton ihres einstündigen Auftritts abgefeiert. Und da tat auch der einsetzende Regen dem Spaß keinen Abbruch. Zum rot-weißen Outfit der Band kamen noch stylishe Akzente in Form von giftgrünen Sonnenbrillen. An zweiter Stelle im Set stand das programmatische „Grüß Gott Ihr Freunde“ und spätestens ab dem „Böhmischen Traum“ – bei dem die vordersten Reihen kollektiv hüpften – gabs kein Halten mehr. Und natürlich fehlte auch die Wall Of Death nicht!
Sie waren die erste Band des Tages, die somit den metallischen Reigen des SUMMER BREEZE sowie der Nuclear Blast-Labelnight einläutete. Das Zelt war – wohl auch auf Grund des Regens – schon gut zu gut einem Drittel gefüllt. LOST SOCIETY zählen zu den Besten der neuen Thrash Metal-Acts, jung, hungrig und wild; ihre beiden Alben „Fast Loud Death“ und „Terror Hungry“ kamen sehr gut in der Szene an. Die Jungspunde, allen voran Sänger Samy Elbanna, der wie von der Tarantel gestochen Gitarre spielend über die Bühne wirbelte, sprühten von Anfang an vor ungestümer Energie und gaben sämtliche Posen des Thrash Metals zum Besten. Selbst im Fotograben suchte er immer wieder den Kontakt zu den Fans. Was an langjähriger Erfahrung vielleicht noch fehlte, machten LOST SOCIETY mit unbändiger Spielfreude, mit einer Prise rotziger Attitüde und präziser Performance locker wett. Die Thrash-Granaten, stilistisch irgendwo zwischen den alten Bay Area-Helden METALLICA und MEGADETH, Altessener Kompromisslosigkeit (KREATOR), drückendem ANTHRAX-Stakkato-Riffing und 90er Neo-Thrash (PANTERA) gelegen, preschten mächtig nach Vorne und stellten sich als idealen Einstieg für die anwesenden Headbanger dar. Der Funke sprang schnell von LOST SOCIETY aufs Publikum über – kein Wunder bei all der Spiellaune, Dynamik und versierten Rohheit, die sie in Form von vehementem Schlagzeugspiel und energischer Killer-Riffs mit zuhauf eingebauten fetten Moshparts aufboten. Kein Wunder, dass die Band das Zelt mit Leichtigkeit im Sturm eroberte und dafür mit einem wilden Moshpit überrascht wurde. Was für ein Einstieg!
Trotz Regenschauer, kühlem Wind und den vermutlich ersten nassen Socken sammelten sich pünktlich zu Beginn der Spielzeit von TENSIDE rund hundert bunte Regenparkas vor der Camelstage, welche die vier Münchner schon sichtlich gespannt erwarteten. Diese Fan-Schar wurde bestens bedient, denn nach dem epischen Intro gaben die Herren ordentlich Gas und lieferten mit ihrer Mischung aus Modern-, Groove- und Metalcore beachtliche Action im angehenden Schlamm-Beet. Mit ihrer sympathischen Art und beinharten Riffs heizten die Jungs dem Publikum ganz schön ein und neben dem ersten Moshpit wurde ab der Hälfte, vor Allem aber zum Song „Reborn“, auch der erste freundschaftlich-rempelnde Circle Pit sichtbar. Songtechnisch wurde hauptsächlich Maßarbeit der neuen Platte „Nova“ präsentiert, der Auftritt war ausgeklügelt und direkt, aber die halbe Stunde Spieldauer war viel zu schnell vorbei. Der vermehrte Regen tat der allgemeinen Stimmung absolut keinen Abbruch und die Band war sichtlich erfreut über den Publikumszuspruch – aber den haben sie sich auch redlich verdient!
Zu Beginn ihrer Show standen THE VINTAGE CARAVAN auf der T-Stage noch vor einem eher spärlich gefüllten Zelt und wurden nur von einer Handvoll Eingeweihter bejubelt. Die wahre Klasse dieser drei isländischen Jungspunde zeigte sich jedoch daran, dass sie dieses Bild im Laufe ihres Auftritts immer weiter auf den Kopf stellten, am Ende von praktisch jedem der Anwesenden lautstark abgefeiert wurden und liebend gerne den enthusiastischen Zugabe-Rufen nachgekommen wären. Mit gewaltiger Hingabe zelebrierten die Newcomer eine Musik, die schon lange vor ihrer Geburt alles andere als angesagt gewesen sein dürfte. Und das auf so authentische und leidenschaftliche Weise, dass sie aus der gegenwärtigen Flut an Retro-Rock-Kapellen mühelos hervorstechen. Die unvermeidlichen BLACK SABBATH-Riffs, Blues-Elemente und Prog-Anleihen fügten sich zu einem ganz eigenständigen Soundmix zusammen, wie ihn wohl nur die isländische Musikszene hervorbringen kann. Nach einigen gutlaunigen Rock-Krachern wie dem – nomen est omen – psychedelisch angehauchten „Expand Your Mind“, begann „Winterland“ vergleichsweise ruhig und atmosphärisch. Ein eruptives Break leitete dann jedoch in einen fetten Groove-Part und einen fulminantes Solo-Wettstreit zwischen Sänger und Gitarrist Óskar Logi Ágústsson, Bassist Alexander Örn Númason und Drummer Guðjón Reynisson über. Aus den zunehmend begeisterten Publikumsreaktionen stach anschließend die lautstark geäußerte Forderung nach „Cocaine Sally“ heraus, der THE VINTAGE CARAVAN natürlich gerne nachkamen, bevor sie mit „Going Home“ ein Zelt voller im Sturm eroberter Zuschauerherzen zurückließen.
Dem verträumten Lächeln nach zu urteilen, welches CARNAL GHOUL ihren Fans allein mit ihrer Anwesenheit bescherten, stand vorab gar nicht zur Debatte, ob ihre Show überzeugen würde. Zwar startete der Gig zunächst ohne Gesang, allerdings war dies auch der einzige Moment, in dem man überhaupt Zeit hatte, sich über den erst kürzlich bekannt gegebenen Line Up-Wechsel Gedanken zu machen. Denn Sven Groß (FLESHCRAWL), die neue Stimme – oder besser: die neue Walze – am Mikro, ließ dann auch gar keine Zeit mehr für Fragen. Mit Brettern wie „Ripped From The Tomb “ und „Unleash The Forsaken“ preschten CARNAL GHOUL wie selbstverständlich nach vorn und die anwesenden Matten wurden beachtlich rotiert. Dazwischen wurde zwar versucht mit einem „Wir haben unser Spritgeld versoffen!“ die örtliche Kaufkraft zu steigern, aber man kann definitiv behaupten, dass alle Beteiligten die Bühne mit einem wohlverdienten Pfeifen im Ohr verlassen haben.
Nachdem CARNAL GHOUL reichlich Kamele umgenietet haben, sorgen die Schweden ENFORCER im Zelt für den Spandexhosen-Spaßfaktor. Während sich Drummer Jonas Wikstrand neben der Bühne eifrig warmhüpft, läuft das Intro. Im Anschluss verbreiten quietschfidele Speed Metal-Nummern 45 Minuten lang reichlich Partystimmung. Das schwappt über: Das Zelt füllt sich, in den ersten Reihen kreisen die Matten und die Animierversuche von Sänger Olof Wikstrand werden erwidert. Zwei Songs vom aktuellen Album läuten den Gig ein, dazu wird gepost, was die engen Hosen hergeben. Ein rundum agiler Auftritt, bei dem Gitarren und Fäuste eifrig in die Luft gereckt werden. Nach „Live For The Night“ hallen ENFORCER-Rufe zur Bühne hinauf, und die Band dankt es dem wohlwollenden Publikum mit einer dynamischen Performance – so muss Heavy Metal aussehen. Und klingen: Die hohen Schreie von Fronter Olof sitzen so exakt wie die fixen Riffs und kreischenden Soli. Zwischendurch keift auch der Schlagzeuger mal ins Mikro und kurz vor Ende gibt’s sogar ein kurzes Drum-Solo. „We Come To Break Your Neck“, hieß es am Anfang. Mission Accomplished!
Den Sonnen-Slot auf der Camel Stage hatten sich BODYFARM reserviert. Fast pünktlich zu ihrem Gig riss der wolkenverhangene Himmel auf und ließ ein paar Lichtstrahlen auf die recht zahlreich angetretenen Fans fallen. Und wer von den Niederländern bis dato noch nichts gehört hatte, wurde als Laufkundschaft quasi einfach kalt akquiriert – und das zu Recht. Nach nicht mal zwei Songs hatte sich die Menge vor der Bühne fast verdoppelt und lauschte einem Todesmörser nach Art Martin van Drunen, der gewaltig ballerte. Wäre es nicht um die zu lauten Drums und die zu leisen Gitarren gewesen, BODYFARM hätten noch ein wenig gewaltiger eingeschlagen. Auf Uffta-Rhythmen in die Magengrube und heftiges Double-Bass-Gewitter ließ es sich trefflich abfeiern. Ein kleinerer Moshpit und eine Wall of Death drückten denn auch aus, wie heiß die Fans drauf waren, dass das SUMMER BREEZE am Donnerstag seine Pforten endlich komplett öffnen würde.
Schweden gleich Death Metal?! Bei den BLUES PILLS ganz sicher nicht! Die schwedisch-amerikanisch-französische Formation mit Sitz in Örebro darf getrost als der neue Senkrechtstarter im Bluesrock bezeichnet werden. Da tut es auch überhaupt keinen Abbruch, dass man sich stilistisch sehr nahe an GRAVEYARD heranwagte. Denn das, was das Quartett am frühen Abend des ersten Festivaltages ablieferte, war schlicht einzigartig hypnotisierend und ein brillanter Schwoof auf einer schäumenden Retrowelle. Insbesondere Sängerin Elin Larsson, ein Augen- und Ohrenschmaus zugleich, komplettierte mit ihrem puristischen Äußeren eine Show, die einen komplett gefangen nahm. So war es kaum verwunderlich, dass die T-Stage den ersten Höhepunkt verzeichnete und sich das Rund bis in die letzten Reihen füllte. Sichtlich überwältigt angesichts des frenetischen Jubels, spielte sich die Formation in einen Rausch und übertraf sich beim treibenden „Devil Man“ selbst. Wer nicht schon zuvor der stimmgewaltigen (und barfüßigen!) Schwedin verfallen war, konnte sich spätestens jetzt ihrer Magie nicht mehr entziehen. So war es schließlich nicht verwunderlich, dass das Ende der Show mit kollektiven Zugaberufen nur fast ein Ende fand. Mit „Time is Now“ gab es noch eine ungeplante Zugabe, die man herrlich frisch und und sichtlich berührt ins dankende Publikum schickte. Ein absolutes Highlight an diesem Abend.
Coming soon
Gäbe es einen Exoten-Bonus-Preis, dann hätte er wohl direkt an HAMFERD vergeben werden können. Von den Faröer Inseln hatte es bis dato nur eine weitere Band (Týr) aufs SUMMER BREEZE geschafft und in diesem Fall hat sich der weite Weg definitiv gelohnt. In schwarze Anzüge und Krawatten gekleidet, gaben HAMFERD die musikalische Entsprechung des wieder arg düster werdenden Himmels, allerdings mit einer ganzen Menge mehr Pathos. Ihr Death Doom wirkte jedoch trotz dieser zusätzlichen Theatralik weder peinlich noch inszeniert, sondern fast schon stoisch. Bewegung gab es weder vor noch auf der Bühne, dafür eine Menge dunkler Dramatik, die vor allem Sänger Jón Aldará transportierte. Er bewies, dass seine Clean-Vocals nicht nur auf der Perle „Evst“ sondern auch live hervorragend in Szene gesetzt werden können. Schade nur, dass Aldará in den ersten Minuten aufgrund etwas leise abgemischtem Sound vorrangig durch seine finsteren Growls auffiel. Das änderte jedoch nichts daran, dass der Rausschmeisser „Evst“ merklich viel Zuspruch bekam und HAMFERD sich für die nächsten Jahre für höhere Weihen empfahlen.
Die Show der jungen Senkrechtstarter BLUES PILLS zu toppen schien unmöglich, aber GRAND MAGUS zehren nicht nur von jahrelanger Erfahrung sondern ebenso hochklassigem wie eingängigem Songmaterial, und nicht zu vergessen: einer eingeschworenen Fangemeinde. Von diesen hatte sich eine ansehnliche Menge vor der Bühne versammelt, um gemeinsam den ureigenen Mix der Schweden aus episch melodischem Heavy Doom Metal zu feiern. Und bereits mit dem Intro „Conan“ trieben GRAND MAGUS den Fans ein dickes Grinsen ins Gesicht. Mit purer Killerriff-Gewalt, eingängigen Melodien, fantastischen Grooves, der mächtigen Stimme von Janne „JB“ Christoffersson und dem schon fast greifbaren Pathos der nordischen Mythologie brachte das Trio das Zelt zum Kochen. Ihr emotionaler und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk dargebotener Metal ging einfach unter die Haut. THE VINTAGE CARAVAN, die erst kürzlich mit den Schweden auf Tour waren, verfolgten das komplette Konzert seitlich auf der Bühne mit und feierten Song für Song. Man merkte GRAND MAGUS, die aufgrund der Band-Konstellation natürlich etwas bewegungsärmer agierten, immer wieder den Spaß an ihrem Auftritt an, vor allem bei den Sprechchören des schon früh geforderten „Hammer Of The North“. Bei ebenjenem Klassiker stimmten Band und Fans den Refrain gemeinsam in einem mächtigen Chor an, der selbst nach dem Ende des Auftritts nicht abebben wollte.
Als Thomas Börje Forsberg, besser bekannt als Quorthon, am 03.06.2004 in Stockholm an Herzversagen starb, verließ mit ihm eine Ikone des extremen Metals diese Welt, aber in den Herzen unzähliger Black und Viking Metal-Fans lebt er weiter. Der Geist des Schöpfers der legendären Meisterwerke von BATHORY steckt auch in der Musik von EREB ALTOR, die ursprünglich von Ragnar (Daniel Bryntse) und Mats (Crister Olsson) als Nebenbetätigungsfeld von ISOLE gegründet wurden, und sich auf dem SUMMER BREEZE daher vor allem mit den ähnlich gearteten TWILIGHT OF THE GODS messen lassen müssen. Zwischenzeitlich hatten sich die Schweden weiter verstärkt und stilistisch geöffnet, vom episch meldodischem Viking Doom Metal bis hin zum eiskalten nordischen Black Metal, von langsam majestätisch mit klaren Gesängen und Chören bis hin zu harschen Ausbrüchen mit pechschwarzem Kreischgesang. Und doch bleibt eines: BATHORY sind allgegenwärtig. Und das funktionierte live hervorragend. EREB ALTOR schafften es mit scheinbarer Leichtigkeit und spielerischer Perfektion, die Intensität, den Pathos und die Atmosphäre auf die Bühne zu bringen und unter den Anhängern für einen Gänsehautmoment nach dem anderen zu sorgen. Exemplarisch sei da das „One Rode To Asa Bay“-Pendant „By Honour“ genannt. Und Quorthon zu Ehren spielten EREB ALTOR auch noch ein ergreifendes „Twilight Of The Gods“ Cover. Ob da TWILIGHT OF THE GODS am Donnerstag noch einen drauf setzen können?
Wenn UNLEASHED aufs Schlachtfeld bitten, kommen die Warriors – und zwar zahlreich! Das Zelt war übervoll, als Johnny Hedlund und seine Truppe die T-Stage enterten. Dass der Sound zu Beginn noch nicht ganz mit der Versiertheit der Band mithalten konnte, tat dem wie erwartet starken Auftritt keinen Abbruch. Zumal dieser Wermutstropfen auch recht zügig verdampfte. Mit „Blood Of Lies“ starteten UNLEASHED fulminant ins gut ausgewählte Set. Brachiale Todes-Stampfer wechselten wie selbstverständlich mit filigranem Riffing – da konnte man die Nackenwirbel fast knacken hören. Während Hedlund in gewohnter Manier dem Publikum zuprostete, später auch standesgemäß mit übergroßem Wikingerhorn, segelten Crowdsurfer gen Bühne, rasteten Feierwütige aus, wirbelten biergetränkte Haare durchs Zelt. Death Metal Victory, meine Damen und Herren! Immer wieder wurde die Show durch sympathische Aktionen unterbrochen: Vor „Fimbulwinter“ stellte der Fronthüne seine Mannschaft vor und die gesonderte Mitsing-Session bei „This Is Our World Now“ funktionierte auch einwandfrei – Death Metal Sympathy! Gesondert darf und sollte auch mal Anders Schultz erwähnt werden, der sein Drumkit mit eindrucksvoller Präzision malträtierte. Und siehe da, sogar ein kleiner Moshpit zog seine Kreise. Hedlund rief: „Wir kapitulieren“. Und die Menge antwortete korrekt: „Niemals“. Richtig, weiterfeiern!
Der Slot den die Chilenen von PENTAGRAM CHILE um Mitternacht auf der Camel Stage hatten, war sicherlich kein einfacher. Denn mit UNLEASHED vor ihnen und DECAPITATED nach ihnen, wurden die Südamerikaner von zwei echten Schwergewichten des Death Metal in die Zange genommen. Und auch das Wetter wollte nicht so richtig mitspielen: Starker Wind und anhaltender Regen zehrten zunehmend an den Kräften der Besucher. Doch PENTAGRAMM CHILE sind lange genug im Geschäft – mit Unterbrechungen seit 1985 – um zu wissen, wie man selbst eine schwierige Crowd für sich gewinnt. Zwar dauerte es zwei, drei Songs, aber dann wurden die ersten Propeller angeworfen. Mit einer Nummer wie „Temple Of Perdition“ auf der Setlist, die hinten raus dermaßen alles planierte oder dem Death-Thrash Knüppel „Demented“ hatten die Südamerikaner ohnehin schon gute Argumente parat, um jeden Pit in Gang zu bringen und mit dem groovigen „The Apparition“ weiter am Kochen zu halten. Unterm Strich also 45 Minuten Spielzeit, die PENTAGRAMM CHILE durchaus zu nutzen wussten und nach denen sie mit deutlich mehr als “nur“ Anstandsapplaus verabschiedet wurden.
Das Motto „From Pain To Strength“ prangt nicht umsonst auf dem Backdrop des polnischen Death Metal Top Acts DECAPITATED. Denn am 29. Oktober 2007 war die Band in einen Autounfall verwickelt, bei dem Drummer „Vitek“ um Leben kam. Danach wurde die Band zunächst auf Eis gelegt, einige Zeit später aber von Gitarrsit Vogg wieder reanimiert, um 2011 mit „Carnival Is Forever“ stärker denn je zurückzukommen. Im gleichen Jahr beehrten sie auch das Zelt auf dem SUMMER BREEZE. Drei Jahre später waren DECAPITATED wieder zu Gast auf der T-Stage und wurden vom gut gefüllten Zelt sehnlichst erwartet. Nach einem kurzen, stimmunsvoll-technoiden Intro brach mit „Lying And Weak“ gleich ein Rifffeuerwerk allererster Güte los. Es drückte, es quietschte, es ballerte und es sägte an allen Ecken und Enden. Wie gewohnt auf einem schwindelerregenden technischen Niveau und mit einem fetten Sound prügelten sich die Polen durch ihren Backkatalog. Immer wieder wurden die schwer verdaulichen Brocken dabei durch kleine Interludes vom Band aufgelockert und boten dem sichtlich durch Wind und Wetter angeschlagenen Publikum kurze Inseln der Ruhe. Trotzdem steckte die agile Band, allen voran Sänger Rafal, das Publikum mit seinem Bewegungsdrang an, so dass ein ansehnlicher Pit zu Stande kam. Nach 45 Minuten Death Metal der Extraklasse, gingen beide Parteien sichtlich erschöpft, aber mit einem dicken Grinsen im Gesicht getrennte Wege. So, und nicht anders, muss das laufen!
Musikalisch etwas aus dem Rahmen fallend, hielt mit MY SLEEPING KARMA, die rein instrumental zu Werke gingen, der Psychedelic Rock Einzug auf dem diesjährigen Summer Breeze. Und pünktlich zu Beginn hatte auch Wettergott Petrus Erbarmen mit den Leuten vor der Bühne, die zu später Stund’ zahlreich erschienen waren. Der mit Videoanimationen hinterlegte Auftritt rechtfertigte die Ausdauer des Publikums dann auch in allen Belangen. Ein fetter Sound und eine perfekt aufgelegte Band bescherten den Ausharrenden einen vor Atmosphäre nur so strotzenden Auftritt allererster Couleur. Zwischenzeitlich nur durch kleinere Ansagen („Summer Breeze, ihr habt ein gutes Karma“) unterbrochen, katapultierte sich das Quartett aus Aschaffenburg trotz einer relativ knapp bemessenen Spielzeit von 30 Minuten nicht nur selbst, sondern auch die immer größer werdende Menge vor der Bühne ein ums andere Mal in andere Sphären. Das mit überdurchschnittlich vielen Frauen aufwartende Publikum ließ der Euphorie freien Lauf, veranstaltete zum Ende nicht nur Mitklatsch-Spielchen (ganz ohne Anfeuerungsbemühungen seitens der Band), sondern bekam mit „Hymne 72“ sogar auch eine nicht eingeplante Zugabe. Besonders stark: Von jedem der vier Alben der Band war bei insgesamt nur fünf Songs mindestens ein Titel vertreten.
Vorhang auf für die volle Ladung Klamauk zur späten Stunde! Wer bis hierhin durchgehalten hatte, der konnte eine schrill geschminkte Party-Truppe in Disco-Glitzer-Outfits mit einer ordentlichen Portion TURBONEGRO-Chic erleben. Vollkommen over the top war das, was TRAGEDY hier veranstalteten und demonstrierte doch vor allem die absolute Unverwüstlichkeit der dargebotenen Disco- und Pop-Kompositionen. Mit augenzwinkerndem Humor trugen die New Yorker ein bis ins Absurde übersteigertes Selbstbewusstsein zur Schau und verkündeten bereits nach dem Opener „Night Fever“, dass kein Applaus nötig sei: „Wir wissen, dass das fantastisch war!“ Als sechster Mann wuselte Disco-Seemann Lance über die Bretter und wechselte ständig zwischen den Rollen als Hupfdohle, menschliche Windmaschine, (Achsel-)Schweiß-Abtupfer und Prügelknabe hin und her. Spätestens als er mit seiner rosafarbenen Mini-Flying-V zu einem elaborierten (und natürlich in Wirklichkeit von Bandkollege Barry Glibb (sic!) gespielten) Gitarren-Solo ansetzen durfte, hatte er die Sympathie des Publikums errungen – nicht aber die seiner Mitmusiker. Natürlich wimmelte die kurzweilige Show vor sexuellen Anspielungen (Griffbrett-Gewichse und Gitarren-Cunnilingus) und schlechten Wortspielen. In der Ansage zum Disco-Klassiker „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ verkündete die Band stolz: „Ihr könnt uns Black ABBAth nennen!“, während Intro und Outro von „It’s Raining Men“ geschickt mit SLAYERs markantem „Raining Blood“-Riff kombiniert wurde. Angesichts einer von Band und Publikum leider kaum näher beachteten Bridge-Zeile („And you come to me on a SUMMER BREEZE“) hätte „How Deep Is Your Love“ das eigentliche Highlight dieses Gigs werden müssen, so gebührte diese Ehre aber dem wohl größten BEE GEES-Hit „Stayin‘ Alive“, auf das noch der Rausschmeißer „Hot Stuff“ und die letzten Zugabe-Forderungen einiger wahrlich unermüdlicher Bewohner von „Summer Breeze City“ folgten.